16 Jahre nach einer Explosion in Düsseldorf hat die Polizei am Mittwoch einen Verdächtigen in Ratingen bei Düsseldorf festgenommen. Foto: dpa

Nach 16 Jahren ist ein Anschlage am Düsseldorfer S-Bahnhof endlich aufgeklärt worden. Am 27. Juli 2000 soll der Rechtsextreme zehn Menschen verletzt haben. Nun schweigt der festgenommen Mann zu allen Vorwürfen.

Düsseldorf - Dem mutmaßlichen Bombenleger vom Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn wird versuchter Mord in zwölf Fällen vorgeworfen. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der 50-Jährige soll am 27. Juli 2000 mit einer Rohrbombe insgesamt zehn Menschen verletzt haben - überwiegend jüdische Einwanderer. Ein Metallsplitter drang in den Bauch einer schwangeren Frau ein und tötete ihr ungeborenes Baby. Die Ermittler gingen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus, hieß es weiter. Der am Dienstag verhaftete Mann hatte die Vorwürfe zunächst bestritten, nun schweige er, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück.

Verletzte waren jüdischen Glaubens

Bei der Explosion des Sprengsatzes am 27. Juli 2000 am S-Bahnhof Düsseldorf-Wehrhahn waren zehn Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion verletzt worden, einige von ihnen schwer. Die Mehrzahl der Opfer war jüdischen Glaubens. Eine damals 26-Jährige verlor bei dem Attentat ihr ungeborenes Kind. Laut „Spiegel Online“ wurde der 50-Jährige am frühen Mittwochmorgen von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen. Er soll demnach zur Zeit des Anschlags im Düsseldorfer Stadtteil Flingern als Neonazi bekannt gewesen sein. Dem Bericht zufolge bestätigen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf nun ein ausländerfeindliches Motiv für die Tat, die bundesweit Entsetzen und eine Debatte über rechte Gewalt ausgelöst hatte. Nach Informationen des Nachrichtenportals stand der Tatverdächtige bereits kurz nach dem Anschlag im Visier der Fahnder. Der ehemalige Bundeswehrsoldat betrieb demnach in der Nähe des Anschlagsorts einen Militarialaden.

Tatverdächtiger gilt als rechtextremer Waffennarr

Doch der Verdacht gegen den Mann ließ sich damals nicht erhärten. Dem Bericht zufolge ermittelten Staatsanwaltschaft und Polizei auf Grundlage neuer Indizien zuletzt zwei Jahre lang intensiv gegen den nun Festgenommenen. Unter anderem sei der 50-Jährige überwacht worden. Nach dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im November 2011 war spekuliert worden, ob auch der seit Jahren ungeklärte Anschlag am Zugang zu dem Düsseldorfer S-Bahnhof womöglich auf das Konto der rechtsextremen Zelle ging. Anhaltspunkte dafür fanden sich jedoch nicht.