Das Betriebsleiterhaus ist fertig saniert und wird im Internet zur Miete angeboten. Im vergangenen Jahr wurden auf dem Gelände des Alten Gaswerks noch Altlasten beseitigt. Foto: Rüdiger Ott

Das Haus des ehemaligen Betriebsleiters des Alten Gaswerks in Degerloch wird im Internet zur Miete angeboten. Die örtlichen Bezirksbeiräte übten im vergangenen Jahr scharfe Kritik an den Umbauplänen.

Degerloch - Einem Leser war die Anzeige im Internet aufgefallen. Auf der Webseite eines Immobilienportals hat er ein Wohnobjekt gefunden, das sich laut Angabe auf dem Gelände des Alten Gaswerks befindet. Der Leser wandte sich an unsere Zeitung mit der Frage, ob es möglich sei, dass neue Mieter für Wohnungen im Alten Gaswerk gesucht werden. Denn schließlich seien im vergangenen Jahr noch Gifte im Boden gefunden worden, merkte der Leser an.

Es ist möglich. Denn die Altlastensanierung für eine fünfstellige Summe ist bis auf wenige Quadratmeter an der Grenze des Geländes laut der Hans-Henssler-Stiftung im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Ein Mitarbeiter der Stiftung, die das Alte Gaswerk im Ramsbachtal 2009 von der Stadt gekauft hat, versichert, dass auch der Rest der belasteten Erde in Kürze ausgetauscht werden würde. Bei dem Wohnobjekt, das nun bezogen werden kann, handelt es sich um das Gebäude, in dem der frühere Betriebsleiter gewohnt hat. Nun soll es auf 180 Quadratmetern Platz für eine 7,5-Zimmer-Wohnung bieten. „Seit ungefähr einem Monat wird das Objekt im Internet angeboten“, sagt der Mitarbeiter der Stiftung. Noch sei aber kein Mieter gefunden, sagt er. Die übrigen Teile des Alten Gaswerks müssen dagegen noch umgebaut werden, bevor auch dort neue Wohnungen zur Miete angeboten werden können.

Kritik im Bezirksbeirat an der Optik

Im Bezirksbeirat hatte sich im vergangenen Jahr heftige Kritik an den Plänen der Hans-Henssler-Stiftung für das Alte Gaswerk entzündet. Zum einen hatten einige Bezirksbeiräte bemängelt, dass ein neues Stockwerk auf das Gaswerkgebäude an der Roßhaustraße 63 aufgesetzt werden soll. Es soll aus matt silberglänzendem Metall konstruiert sein und sich damit optisch vom Restgebäude abheben. Der FDP-Politiker Peter Hönig hatte von einem „Schlag aufs Auge“ gesprochen, als Vertreter der Stiftung diesen Plan im März 2013 im Bezirksbeirat vorstellten.

Skeptisch betrachteten Lokalpolitiker damals auch das Vorhaben der Stiftung, das Alte Gaswerk in zwei Bauabschnitten zu sanieren. Die derzeitigen Mieter müssen während der Arbeiten von einem Teil des Gebäudes in den anderen ziehen. Die Mieten sollen in dieser Zeit nicht wesentlich erhöht werden, versprach die Stiftung.

Daran äußerten Bezirksbeiräte allerdings Zweifel. Der damalige Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirksbeirat, Klaus-Dieter Kadner, befürchtete bei der Sitzung im März 2013 eine Mietpreiserhöhung durch die Hintertür für die bisherigen Bewohner. Die Hans-Henssler-Stiftung beharrt dagegen darauf, dass die neuen Mieter die niedrigen Preise subventionieren werden, die bisherige Mieter zahlen. Denn wer künftig in das Alte Gaswerk einzieht, werde marktübliche Preise bezahlen, lässt die Stiftung verlauten. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich in der kommenden Zeit zeigen.