Der Travertinpark in Bad Cannstatt bestand früher aus drei Steinbrüchen. Foto: Steinert

Der Verein Pro Alt-Cannstatt informiert Besuchergruppen über die Entstehung und Verwendung des Gesteins.

Geschichte - Der Travertin ist ein schneller Stein. Während andere Gesteine Millionen von Jahren benötigen, um Gestalt anzunehmen, schaffte der Travertin das in der Kürze von nur 30 000 Jahren. Und er hinterließ bleibende Spuren in der menschlichen Zivilisation, denn der Travertin ist eine besonders robuste Sorte im Gegensatz zum weichen Sandstein.

In Stuttgart findet sich er sich zum Beispiel an den Fassaden des Mittnachtbaus, im Eingangsbereich von St. Fidelis, am Hotel Zeppelin und an der neuen Staatsgalerie. Exportiert wurden die Platten zur Gebäudeverkleidung auch in die USA. Im heutigen Travertinpark gab es früher drei Steinbrüche, in denen das beigefarbene Gestein mit den deutlich sichtbaren Einschlüssen aus der Urzeit abgebaut wurde. Der Steinbruch Schauffele bildet den für die Öffentlichkeit erschlossenen Teil des Parks. Der Steinbruch Lauster mit seinem denkmalgeschützten Gebäudeensemble ist heute Betriebsgelände eines Recyclingunternehmens. Die Firmen Lauster und Haas schlossen sich 1916 zusammen und betrieben den Steinbruch, der für die Besucher noch besser erschlossen werden soll. „Hier fanden die Archäologen auch Werkzeuge der Steinzeitmenschen“, berichtet Hans Betsch vom Verein Pro Alt-Cannstatt, der regelmäßig Besuchergruppen durch den Park führt und von der Blütezeit des Abbaus zwischen 1920 und 1945 berichtet. Einst war dieses Gebiet ein lohnendes Jagdrevier. Auf der Höhe der Stadtbahnhaltestelle Uff Kirchhof wurden zum Beispiel Zähne des Mammuts und des Waldelefanten gefunden. Beide Tierarten fanden sich in dem damals dort herrschenden subtropischen Klima wohl.

Gebildet hat sich der Travertin vor einer halben Million Jahre im Quellgebiet der Stuttgarter Mineralwässer, deshalb wird er auch Sauerwasserkalk genannt. Mineralwasser enthält neben Kohlensäure große Mengen an gelöstem Kalk, Gips und Steinsalz. Sobald es an die Oberfläche tritt, verdunstet die Kohlensäure, die unter Druck gelösten Feststoffe werden ausgeschieden und lagern sich in Form von unzähligen kleinen Kristalle in übereinander liegenden Schichten ab. Sie geben dem Travertin sein charakteristisches Aussehen. 2007 wurde der Travertin-Abbau in Bad Cannstatt eingestellt.