Typisch im alten Ortskern von Sillenbuch ist zum Beispiel, dass die Häuser beinahe direkt an der Straße stehen. Foto: Archiv Sägesser

Nirgends in Stuttgart gibt es laut Stadt einen so authentischen alten Ortskern wie den in Sillenbuch. Weil das so bleiben soll, arbeitet die Verwaltung derzeit an einem Regelwerk für Hausbesitzer. Am Mittwoch waren die Bürger gefragt.

Sillenbuch - Dicht schmiegen sich die Häuser an die Tuttlinger Straße, zwischen manchen erlauben schmale Höfe einen Blick in Nachbars Garten, Klappläden flankieren viele Fenster, hier und da schmückt Fachwerk die Fassade, teils ist dieses aber auch verputzt. Im alten Ortskern von Sillenbuch ist die Zeit stehen geblieben. Nirgends in Stuttgart gibt ein vergleichbares Fleckchen Baugeschichte. So sagt es die Stadtplanerin Susanne Frucht.

Die Bürger haben ihre Meinung gesagt

Weil Alt-Sillenbuch aus Sicht der Stadt etwas ganz Besonderes ist, arbeiten Susanne Frucht und ihre Kollegen seit einiger Zeit an einer sogenannten Gestaltungssatzung. Dieses Regelwerk soll helfen, dass die Vergangenheit in die Zukunft gerettet wird. Oder anders ausgedrückt: Im alten Ortskern soll möglichst alles so bleiben, wie es ist und schon vor hundert Jahren war. Bei der Veranstaltung in der Deutsch-Französischen Grundschule hatten die Bürger die Gelegenheit, ihre Meinung zu sagen.

In den vergangenen Monaten waren die Stadtplaner an der Tuttlinger Straße unterwegs, haben etwa 800 Fotos geschossen und sich Notizen gemacht. Im Zuge dessen haben sie entschieden, ein paar Häuser als Maßstab zu nehmen. Dazu zählen die fünf Kulturdenkmäler sowie weitere elf Gebäude, an denen sich die architektonische Handschrift von anno dazumal gut ablesen lässt, wie es Petra Gehlhoff vom Stadtplanungsamt erklärte. Nächstes Jahr soll der Entwurf der Gestaltungssatzung öffentlich ausgelegt werden, auch dann haben die Bürger die Gelegenheit, sich mit ihren Ideen und Wünschen einzubringen.

Das Straßendorf soll konserviert werden

Bis die Satzung amtlich ist, wird allerdings noch einige Zeit verstreichen. Ist sie es einmal, dann gibt sie Hausbesitzer Anhaltspunkte an die Hand, wie sie ihr Eigenheim umgestalten dürfen. Neubauten sind unerwünscht, aber möglich. „Der Erhalt der historischen Gebäude hat immer Vorrang vor Neubau“, sagte Petra Gehlhoff.

Die Bürger, die zu der Info-Veranstaltung gekommen sind, haben offensichtlich ein Interesse daran, dass das Straßendorf Alt-Sillenbuch konserviert wird. Sie haben auf bunte Kärtchen getextet, was ihnen besonders wichtig ist. „Unbedingt! Das äußerliche Erscheinungsbild muss erhalten bleiben“, schrieb jemand. Ein anderer: „Finde es wesentlich, dass Solaranlagen maßvoll und geordnet zugelassen sind.“ Letzteres ist auch im Sinne der Stadtplaner. Denn ganz lässt sich die Zukunft eben doch nicht aus dem alten Ortskern verbannen.