Das flämische Animationsunternehmen Studio 100 wagt sich in die Berge: Szene aus „Heidi“. Foto: ZDF

Die Alpenserie „Heidi“ wird in 3D-Optik aufgehübscht, tappt aber in die Niedlichkeitsfalle. Zu sehen ist das Werk aus dem flämischen Animationsunternehmen Studio 100 von Ostermontag an in 39 Folgen im ZDF.

Stuttgart - Heidi trägt immer noch am liebsten dieses rote Kleidchen mit den gelben Ärmeln, bestaunt mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund die Wunder der Bergwelt. Auch in der Neufassung des Zeichentrickklassikers „Heidi“ ist das Waisenkind Adelheid, das von allen nur Heidi genannt wird, ein wunderbar neugieriges, unerschrockenes, süßes Mädchen. Auch der Alm-Öhi und der Geißenpeter sind wieder die alten Stoffel, die sie immer schon waren.

Clara Sesemann bleibt das höflichste und besterzogene Mädchen der Welt, Fräulein Rottenmeier die humorloseste Gouvernante weit und breit. Die Alpen sind bunt, die Ziegen Schwänli und Bärtli putzig wie eh und je. Und trotzdem fehlt der schönen neuen „Heidi“-Welt Jérôme Mouscadets so ganz und gar der Charme.

Anders als die in Japan produzierte Originalserie aus dem Jahr 1974 setzt die neue Serie, von der von Ostermontag an 39 Folgen im ZDF zu sehen sind, nicht auf Zeichentrick, sondern auf computergenerierte 3D-Optik. Verantwortlich dafür war das flämische Animationsunternehmen Studio 100. Dieses hat sich die Rechte für gleich mehrere Trickfilmklassiker aus den 1970er Jahren gesichert und schon „Die Biene Maja“ und „Wickie und die starken Männer“ mit einer recht plumpen, kaum zu ertragenden Niedlichkeitsästhetik verschlimmbessert.

Weil die Animationen zudem eher die Qualität von Großentwürfen haben, denen alle Details fehlen, ist es schwer vorstellbar, dass sich Kinder, die aus dem Kino das Niveau von Animationsfilmen wie „Ice Age“, „Madagascar“ oder „Die Eiskönigin“ gewohnt sind, für diese Heidi begeistern können. Eltern kann das nur recht sein. Schließlich interpretiert die neue Serien-Heidi – mehr noch als die Buchvorlagen von Johanna Spyri aus den Jahren 1880 und 1881 – Geschlechterrollen unangenehm stereotyp, konservativ und kaum zeitgemäß.

Dazu passt, dass nun Andreas Gabalier, der sich gerade damit blamiert hat, zu behaupten, dass er sich heutzutage als heterosexueller Mann diskriminiert fühle, nun die Titelmelodie singen darf, die einst Gitti und Erika so wunderbar jodelten: „Heidi, Heidi / Komm doch heim / Find’ Dein Glück / Komm doch wieder zurück!“