Mit Fragen kann man Zeichen setzen. Foto: StZ

Wer hat eigentlich den Nordostring wieder zum Leben erweckt? „Mandatsträger aus der Region“, heißt es im Bundesverkehrsministerium. Konkrete Namen? Fehlanzeige! Da könnte man auf wilde Verschwörungstheorien kommen . . .

Heimlichtuerei - Hach, der Nordostring! Wie mit Yin und Yang, Ebbe und Flut, Himmel und Hölle verhält es sich mit diesem Verkehrsprojekt. Für die einen ist es die Renaissance der Hitler’schen Autobahnbaupolitik im Herzen der Region Stuttgart – kurz: der Antichrist in Teer und Asphalt. Für die anderen ist es der längst überfällige rettende Bypass, der die Region vor dem viel zitierten Verkehrsinfarkt retten kann. Gezeitendeutsch gesprochen schien zurzeit Ebbe zu herrschen beim Nordostring. Denn auf Intervention der grün-roten Landesregierung wurde das Projekt in die Ablage „Sankt Nimmerlein“ verbannt. Aber Halt!

Neuerdings fängt das ohnehin zuständige Bundesverkehrsministerium wieder mit der Planerei des Ringschlusses zwischen Remseck und Fellbach an, das jedenfalls hat der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel aus Filderstadt mit einer Anfrage aus der Regierung rausgekitzelt. Zehn Kilometer lang soll die Straße demnach sein, drei- bis vierspurig und schlappe 209 Millionen Euro teuer.

Wer war’s? Wer weiß . . .

Offen ist aber: wie kam’s eigentlich dazu, dass Berlin dieses geliebt-gehasste Projekt wieder in den Bundesverkehrswegeplan reinmogeln wollte? Da es sich bei der Bundesrepublik um einen föderalen, transparenten, demokratischen Rechtsstaat handelt, gibt es auch auf diese politisch heikle Frage selbstverständlich eine für alle Seiten befriedigende Antwort: keine Ahnung.

Es hätten „wiederholt Gespräche mit Mandatsträgern und Vertretern der Region stattgefunden, in denen von diesen auf die verkehrliche Notwendigkeit des Vorhabens hingewiesen wurde“, teilte das Verkehrsministerium auf Gastels Nachfrage lediglich mit. Als er nachhakte, erhielt er lediglich die Antwort, dass „Mandatsträgerbezogene Aufzeichnungen“ in Berlin „nicht geführt“ würden.

Wie war das mit dem toten Pferd?

Darauf ein Glasnost! Es gibt also umtriebige, aber unbekannte Repräsentanten, die klammheimlich nach Berlin reisen, um das Ministerium vom Sinn eines Nordostrings zu überzeugen. Und den Ministerialen ist es schlicht wurscht, wer da gerade angerückt ist, sondern erweckt aufgrund dieser de facto anonymen Hinweise aus politischen Kreisen mal eben ein totgesagtes 200-Millionen-Projekt wieder zum Leben. Stecken womöglich Grüne und Linke selbst dahinter, in der Hoffnung, vor der Landtagswahl noch genügend empörte Nordostring-Gegner in Nibelungentreue zum Kreuzchen an der richtigen Stelle animieren zu können?

„Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!“, lautet ein Indianersprichwort. Und beim Nordostring? „Wenn du siehst, dass jemand von einem Pferd abgestiegen ist, weil es angeblich tot ist – spring auf und schrei Hüah!“