Die chemischen Zusätze der schwarzen Farbtusche haben bei einem Stuttgarter eine schwere allergische Reaktion ausgelöst. Foto: privat, Chris Lederer

Ein Tuschebild aus schwarzem Henna hat ein Stuttgarter teuer bezahlt. Ihm bleiben wohl Narben zurück. Dabei sollte es eigentlich nur ein vorübergehender Körperschmuck sein, den er sich von einem Straßenkünstler in Hurghada aufmalen ließ.

Stuttgarter Norden - Ein unschönes Souvenir hat der 34-jährige Thilo Klein (Name geändert) aus einem Ägypten-Urlaub mitgebracht: Sein Halsansatz, die Schulterpartie und ein Teil seines Rückens sind mit verkrusteten und nässenden Wunden überzogen. Dreimal am Tag wechselt er den Verband, täglich die Bettwäsche. „Es juckt und brennt, ich kann kaum schlafen“, sagt er.

Es sollte eigentlich nur ein vorübergehender Körperschmuck sein, den er sich von einem Straßenkünstler in Hurghada auf die Haut malen ließ. „Die Henna-Stände gibt es dort an jeder Ecke, überall wird man angesprochen, ob man sich eine Zeichnung aufmalen lassen möchte“, erzählt Thilo Klein. Weil die Tusche in der Regel nur wenige Wochen sichtbar bleibt und dann verblasst, habe er sich für ein besonders großes Motiv entschieden. „60 Euro hat es gekostet, dafür sollte ich auch noch eine zweite Bemalung kurz vor der Abreise bekommen – zur Auffrischung.“ Die erste Zeichnung erhielt er in einer Art Palmhütte, auf einem dreifüßigen Stuhl sitzend. Als Pinsel diente ein abgebrochener Zahnstocher, das Tuschepulver wurde in einem abgeschnittenen Plastikbecher erst mit Wasser verdünnt und dann auf die Haut aufgetragen. „Über Inhaltsstoffe haben wir nicht viel gesprochen, mir wurde gesagt, es sei alles biologisch.“ Das jedoch war nicht der Fall.

Dass Narben zurückbleiben, ist höchstwahrscheinlich

Während der natürliche Henna-Farbstoff eine rotbraune Färbung hinterlässt und als gesundheitlich unbedenklich gilt, ist bei schwarzen Tuschelösungen zur Farbintensivierung chemische Stoffe, meist p-Phenylendiamin (PPD), zugefügt. Hierauf entwickeln manche Menschen eine starke Überempfindlichkeit. Auch Thilo Klein gehört dazu: „Nur wenige Minuten nach dem zweiten Auftragen, als ich wieder an den Strand gelaufen bin, ging es los: Meine Haut fing an zu jucken und zu brennen. Die Hautpartien, an denen die Verzierung aufgemalt war, waren um einige Millimeter angeschwollen, und überall bildeten sich Bläschen.“ Er habe die Farbe zwar bereits nach wenigen Minuten abgewaschen, doch das zeigte keine Linderung. „Wir sind dann schnell zu dem Straßenkünstler zurück, der hat nur erschrocken geschaut und mir aus seiner Schublade eine verstaubte Tube mit antiallergischer Salbe gegeben, die ich aufgetragen habe.“ Mittlerweile wieder daheim sind Kleins Wunden auch zehn Tage später noch deutlich zu erkennen. Schulter und Hals sehen aus, als wären sie mit einem Brandeisen markiert. Sein Hausarzt hat ihm eine Cortisonsalbe verschrieben. Der gelernte Friseur muss sich nun auf einen langwierigen, mehrmonatigen Heilungsprozess einstellen. Dass auch Narben zurückbleiben, ist höchstwahrscheinlich. Eine Henna-Bemalung während des Urlaubes würde er sich nie im Leben wieder machen lassen. „Dafür ist der Preis einfach zu hoch“, sagt Klein.

Das Extrakt des Hennastrauchs „Lawsonia intermis“ wird schon seit mehr als 3000 Jahren zum Färben von Haut, Haaren und Nägeln verwendet. Mit dem roten Inhaltsstoff Lawson erzielt man bestenfalls rote bis braune Färbungen. Der reine Hennafarbstoff löst bei Menschen keine Überempfindlichkeit aus.

Die jedoch bei schwarzer Hennatusche zugefügte Chemikalie PPD gilt als stark sensibilisierende Substanz, die eine erstmalige allergische Reaktion der Haut auslösen kann. Einmal durch PPD sensibilisiert, können Betroffene lebenslang auf kleine Mengen dieser Reaktionsprodukte allergisch reagieren. Sie müssen dann Produkte meiden, die diese Substanz selbst in geringen Konzentrationen enthalten. Das ist jedoch gar nicht so einfach, weil der Stoff unter anderem in dunklen Lederwaren und dunklen Textilien oder schwarzem Gummi als Restbestandteile vorkommen kann.