Im Dax sind die 30 wichtigsten und größten deutschen Unternehmen zusammengefasst, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Foto: dpa

Seit Tagen kennen die Aktienkurse in Deutschland nur eine Richtung: Nach oben. Mitte Oktober noch herrschte Tristesse. Was treibt die Kurse, wo gehen sie noch hin? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie steht es um den Deutschen Aktienindex?

Im Dax sind die 30 wichtigsten und größten deutschen Unternehmen zusammengefasst, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Das wichtigste deutsche Börsenbarometer hangelt sich seit den Jahres-Tiefständen von Mitte Oktober täglich ein kleines Stück nach oben. Mittlerweile steht er im Vergleich zum Jahresanfang wieder mit gut vier Prozent im Plus. Der Rekordstand von 10 050 Punkten am 20. Juni rückt wieder in Reichweite.
 

Warum steigen die Kurse seit Wochen?

Es fehlen Anlagealternativen. Wer sein Geld mit Aussicht auf Zuwachs anlegen will, kommt an Aktien, Aktienfonds oder auch sogenannten ETFs, Indexfonds etwa auf den Dax oder andere Börsenindizes, kaum vorbei.
 

Mit Sparanlagen lässt sich keine Rendite erzielen?

Derzeit und auch auf absehbare Zeit kaum. Für Sparanlagen und für Tagesgeldkonten zahlen Banken und Sparkassen meist nur noch Minizinsen zwischen 0,05 und 0,5 Prozent. Damit wird in den meisten Fällen nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen.
 

Welche Rolle spielt die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit für den Aktienmarkt?

Die Notenbanker befeuern die Kurse. Um die Wirtschaftskrise in Euroland zu bekämpfen, halten sie den Leitzins, zu dem sich Banken bei ihr Geld leihen auf Tiefstand (derzeit 0,05 Prozent). Zudem gewähren sie günstige Großkredite, kaufen Pfandbriefe und verbriefte Kredite und vom Frühjahr an vermutlich auch Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten. Damit pumpen sie weitere Milliarden in den Bankenmarkt. Das Geld wird derzeit kaum in Form von Krediten weitergereicht und deshalb angelegt – auch in Aktien.
 

Wie steht es um deutschen Unternehmen?

Im dritten Quartal haben die Dax-Firmen Rekord-Umsätze und Rekord-Ergebnisse verbucht. Auch die Aussichten für das vierte Quartal und für 2015 sind durchaus rosig. Zudem schütten sie für 2014 vermutlich fast 30 Milliarden Euro an Dividenden aus – so viel wie noch nie. Damit liegt die Dividenden-Rendite – die Dividende gemessen am Aktienkurs – im Schnitt bei mehr als drei Prozent. Das ist derzeit weder mit Sparanlagen noch mit Bundesanleihen zu schaffen.
 

Gibt es Risiken? Wo liegen die Gefahren?

Risiken sind die unruhige Lage im Nahen Osten, die Lage in der Ukraine und Russland. Die Sanktionen gegen Russland bremsen das Geschäft deutscher Exporteure. Zudem soll das Wachstum in der Eurozone auch 2015 schwach bleiben. Das gilt auch für Deutschland. Und die Staatsschulden- und Strukturkrise in Euroland ist längst nicht überwunden.
 

Was hilft den Kursen?

Dazu gehören neben dem billigen Geld der EZB auch der niedrige Ölpreis, der anziehende Welthandel, die gute Wirtschaftslage in den USA und der im Vergleich zu etlichen Währungen schwächere Euro. Er stützt das Exportgeschäft deutscher Firmen. Auch die niedrige Inflation signalisiert steigende Kurse. Und die Aussicht auf satten Dividenden.
 

Aber die Kurse sind schon massiv gestiegen. Droht eine Blase?

Tatsächlich hat sich der Dax in den letzten Jahren rasant entwickelt. Eine Blase sehen Experten und die Bundesbank nicht. Es gebe keine eindeutigen Hinweise auf eine Überbewertung, sagt Bundesbank-Vize-Präsidentin Claudia Buch. Trotzdem sollten Anleger die derzeit gute Lage nicht als „Normalzustand fortschreiben und ein mögliches Ende dieser ruhigen Phase außer Acht lassen“. Wie immer gilt: Sehr genau anschauen, welche Papiere oder Fonds man ordert und nur Geld in Aktien stecken, das nicht kurzfristig benötigt wird.
 

Wie geht es weiter?

Das derzeitige Umfeld begünstigt die Aktienanlage. Die Deutsche Bank verbreitet Zuversicht: Sie sieht den Dax Ende 2015 bei 11 500 Punkten. Die Postbank hält 11 600 für möglich. Die Landesbank Baden-Württemberg tippt auf 1 500 Zähler. Anders die Landesbank Hessen-Thüringen. Mehr als 9 800 seien nicht zu erwarten – bei starken Schwankungen zwischen 8 300 und 10 000 Punkten. Anleger, die auf Aktien setzen, müssen auch 2015 mit solchen Sprüngen leben können.