Stört laut ADAC den Verkehrsfluss: Stationärer Blitzer an der A 8 bei Stuttgart-Möhringen Foto: Max Kovalenko

Die Staukolonnen werden immer länger – besonders im Südwesten. Das heißeste Pflaster im letzten Jahr ist dabei laut ADAC die 60 Kilometer lange Strecke der A 8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe gewesen.

Stuttgart - Es muss nicht immer Alkohol sein, der Autofahrern schadet. Manchmal ist es auch schon die Braugerste. Mehrere Tonnen verteilten sich vor wenigen Wochen aus einem Sattelzug auf die Fahrbahn der A 8 zwischen Leonberg und Kreuz Stuttgart – und prompt bildeten sich auf Höhe der Raststätte Sindelfinger Wald lange Blechkolonnen. Zehn Kilometer auf der A 8, sechs auf der A 81. Kein Einzelfall: Die Strecke zwischen Stuttgart und Karlsruhe ist inzwischen Deutschlands Staufalle Nummer eins.

In der Raststätte Sindelfinger Wald präsentierte der ADAC Württemberg am Mittwoch seine Staubilanz – und Vorsitzender Dieter Roßkopf hatte vor dem großen Pfingstreiseverkehr schlechte Nachrichten mitgebracht. Die Staulängen hätten nicht nur bundesweit zugenommen, insgesamt auf 960 000 Kilometer. Sondern besonders auch in Baden-Württemberg. Zusammengerechnet 135 000 Kilometer im Jahr 2014 seien 14 Prozent mehr als im Vorjahr – und der höchste Wert überhaupt im Land. Eigentlich ist der Südwesten nach den Staukilometern auf Platz drei platziert. „Doch in Relation zu den Autobahnkilometern ist Baden-Württemberg inzwischen trauriger Spitzenreiter.“

Der genaue Blick in die Statistiken zeigt, dass die A 8 zwischen dem Kreuz Stuttgart und dem Dreieck Karlsruhe die mit Abstand am stärksten belastete Strecke ist. Auf 60 Kilometern Baustellen, Überlastung, Unfälle. Der ADAC hat die Länge der Staus in beiden Fahrtrichtungen zusammengezählt – und kommt auf über 29 000 Kilometer. Das sind statistisch 464 Staukilometer pro Kilometerabschnitt. Die zweitplatzierte Strecke der A 3 Oberhausen–Köln kommt lediglich auf den Wert von 271 Kilometern.

Doch ist das auch plausibel – 29 000 Kilometer? Mehr als die Hälfte des Erdumfangs? „Die Staumessung ist immer genauer geworden“, sagt Volker Zahn, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik, „da fließen nicht nur Staumeldungen der Polizei, sondern auch Daten aus Smartphones und Navigationsgeräten ein.“ 29 000 Kilometer, auf zwei Fahrtrichtungen aufgeteilt und durch 365 Tage geteilt, bedeuten: Täglich läppern sich laut ADAC knapp 40 Kilometer Stau und Stockungen über 24 Stunden zwischen Stuttgart und Karlsruhe zusammen.

Für ADAC-Württemberg-Chef Roßkopf ist dies Grund genug für die Forderung, „den Fernstraßenetat deutlich zu erhöhen“. Der Streik bei der Bahn und die damit verschärfte Problematik im Pfingstreiseverkehr zeigten aber auch, dass man bei der Beseitigung der Verkehrsprobleme den öffentlichen Nahverkehr nicht vergessen dürfe. Roßkopf forderte weitere Streckenbeeinflussungsanlagen mit mobilem Tempolimit, wie es sie auf der A 8 zwischen Leonberg und Wendlingen gibt. Temporäre Freigaben des Seitenstreifens seien ebenfalls geeignete Maßnahmen.

Doch auch hier ist die A 8 für den ADAC Vorbild und Sorgenkind zugleich. Die vier Blitzer zwischen Leonberg und Flughafen, die 2014 insgesamt 11,1 Millionen an Bußgeldern einbrachten, sind Roßkopf ein Dorn im Auge. „Die provozieren ständig unmotivierte Bremsvorgänge“, klagt er. Sogenannte „Schreckbremser“, so Roßkopf, störten den Verkehrsfluss und beschwörten Auffahrunfälle herauf. Der ADAC-Mann schlägt vor, Schilder mit einem Hinweis auf die Tempoüberwachung anzubringen. „Das soll Überraschungs- und Angstreaktionen verhindern“, sagt er. Vielleicht hat der ADAC nach Pfingsten noch eine bessere Idee. Für die Polizei ist eine Tempolimit-Anzeige völlig ausreichend, um dem Autofahrer klarzumachen, wie schnell er unterwegs sein sollte.