Die A 8 bei Stuttgart-Rohr: Richtung Karlsruhe (links) fließt der Verkehr ungehindert, Richtung München gibt es noch Restarbeiten. Foto: Leif Piechowski

Sieben Monate lang zwängten sich täglich 140 000 Fahrzeuge durch ein fünf Kilometer langes Nadelöhr. Die Sanierung der Autobahn 8 im Süden Stuttgarts hat gut 15 Millionen Euro gekostet. Am Montag soll Verkehr auf A 8 zwischen dem Kreuz Stuttgart und Möhringen wieder ungehindert rollen.

Stuttgart - Der Montag, der Tag nach der Stuttgarter OB-Wahl, soll ein großer Freudentag werden. Selbst das Bundesverkehrsministerium schickt einen Vertreter in den Süden der Republik, um die gute Nachricht zu feiern: Die Großbaustelle der Autobahn 8 zwischen dem Kreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Möhringen gehört nach sieben Monaten der Vergangenheit an. Die Strecke wird mit einem nagelneuen Belag wieder freigegeben – und das nicht erst, wie ursprünglich geplant, Anfang November. Sondern schon am Montag, 22. Oktober.

Das freut nicht nur die Autofahrer, die bereits seit Montag wieder nahezu ungehindert Richtung Karlsruhe fahren können. Das freut auch die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen, die im Falle einer Verspätung täglich 38 000 Euro Vertragsstrafe hätten zahlen müssen. Sie dürfen jetzt mit einem entsprechenden Bonus rechnen. Wie hoch dieser angesichts veranschlagter 15,5 Millionen Euro Baukosten ausfällt, ist vorerst Geheimsache.

„Wir können nur bestätigen, dass die offizielle Freigabe für Montag vorgesehen ist“, sagt Peter Zaar, Sprecher des Stuttgarter Regierungspräsidiums. Die Bauarbeiten seien so gut wie abgeschlossen, lediglich einige Restarbeiten seien in den nächsten Tagen noch notwendig. Es sei damit zu rechnen, dass der Verkehr Richtung München von Samstagabend an ohne Einschränkung rollen könne.

Die Bauarbeiten bedeuteten auch sieben Monate Staus und Verkehrschaos mit kilometerlangen Blechkolonnen

„Wir operieren hier an der Hauptschlagader von Baden-Württemberg, aber ohne Narkose“, hatte Oberbauleiter Steffen Bauer die siebenmonatige Arbeit auf 5,6 Kilometern beschrieben. Am 17. März hatten die Bauarbeiter damit begonnen, 130.000 Tonnen Beton abzutragen und durch einen Asphalt der Sorte Splittmastix zu ersetzen. Und das, während der Verkehr mit 140.000 Fahrzeugen täglich an den Bauarbeitern auf sechs verengten Fahrspuren vorbeirollte. Oder stand. Die Bauarbeiten bedeuteten auch sieben Monate Staus und Verkehrschaos mit kilometerlangen Blechkolonnen.

In den ersten vier Monaten ereigneten sich allein im Baustellenbereich 142 Unfälle mit sechs Schwer- und 66 Leichtverletzten. Dabei hatte es zumeist in Fahrtrichtung Karlsruhe gekracht. Unter anderem war ein Reisebus auf einen Lastwagen aufgefahren, dabei gab es 19 Verletzte. In der Folgezeit fuhren immer wieder Sattelzüge auf – mit stundenlangen Aufräumungsarbeiten, die knapp 20 Kilometer Staus verursachten. Die endgültige Unfallbilanz für die Baustelle liegt noch nicht vor – fest steht aber, dass sie die Lage nur unvollständig wiedergibt. So taucht in der Statistik ein Unfall nicht auf, der sich zwar nicht innerhalb der Baustelle, aber doch wegen der Baustelle ereignete. Am 27. September hatte der Stau vor der Einfädelstelle Richtung Karlsruhe bis zurück zum Echterdinger Ei gereicht – und wurde einem 47-jährigen rumänischen Sattelzugfahrer zum Verhängnis. Ungebremst fuhr er auf einen Lastzug vor ihm auf. Der Mann verbrannte in seinem Führerhaus. Die Aufräumungsarbeiten nebst Neuasphaltierung nahmen acht Stunden in Anspruch.

Zwischen Leonberg und Wendlingen gibt es offiziell kein festes Tempolimit mehr

Die offizielle Freigabe am Montag ist freilich nicht nur ein Freudentag. Denn auf der Strecke zwischen Leonberg und Wendlingen gibt es offiziell kein festes Tempolimit mehr – sehr zum Ärger der Stadt Stuttgart. Unabhängig von der Fahrbahnsanierung wurden neue Verkehrssteuerungsanlagen errichtet, elektronische Schilderbrücken, die eine Höchstgeschwindigkeit je nach Verkehrsaufkommen flexibel anzeigen. Wo einst Tempolimit 120 galt, gibt es voraussichtlich nachts freie Fahrt. Das stört die Anwohner in Rohr, weil sie mehr Lärm befürchten. Das stört die Stadtverwaltung, die im Kampf gegen die Luftverschmutzung eher ein strengeres Tempolimit fordert.

Noch hält sich die Landesstelle für Straßenverkehrstechnik bedeckt, wie man an welcher Stelle mit der elektronischen Tempoanzeige umgehen will. Im Brennpunkt steht die Gefällstrecke zum Dreieck Leonberg, bei der die Autobahnpolizei weiterhin Tempo 100 anmahnt. Bisher läuft die intelligente Verkehrsanlage im Probebetrieb. Mit ihr soll die Kapazität auf der A 8 um 15 Prozent erhöht werden.