Der Stuttgarter Schlossplatz Foto: Piechowski

Abgabe auf Zweitwohnsitz folgen Tausende Abmeldungen - Föll will Ausnahmen erlauben.

Stuttgart - Stuttgart leidet an Schwindsucht: 592.607 Einwohner waren im Januar laut der städtischen Statistiker registriert. Ende August waren es 580.972. Grund ist die Steuer auf den Zweitwohnsitz, die 2011 erhoben wird und zu vielen Abmeldungen führt. Die Stadt hofft auf 4,5 Millionen Euro Einnahmen.

Wird Stuttgart bald eine Kleinstadt? Wohl kaum. Doch die Einwohnerentwicklung zeigt in den vergangenen Monaten dramatisch nach unten. Allein zwischen den Monaten April und August fielen beim Statistischen Amt 12.000 Bürger aus den Melderegistern. Zur Erinnerung: Im April verschickte die Stadtverwaltung etwa 40.000 Briefe an Besitzer einer Zweitwohnung, um sie über die neue Steuer zu informieren.

Die Regelung tritt zum 1. Januar 2011 in Kraft. Von der Abgabe, die zehn Prozent der jeweiligen Nettokaltmiete betragen wird, erhofft sich die Stadt Mehreinnahmen in Höhe von rund 4,54 Millionen Euro. Umwandlungen von Zweitwohnsitzen in Hauptwohnsitze sollen 3,7 Millionen Euro an Einnahmen bringen, da eine größere Zahl an Hauptwohnsitzen mehr Finanzzuweisungen für die Stadt bedeuten. 840.000 Euro soll die Steuer selbst bringen.

Der Einwohnerschwund hat seinen Grund also weniger darin, dass die Bürger der Stadt scharenweise den Rücken kehren. Vielmehr geht eine Bereinigung der städtischen Statistik vor sich, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. "Aus anderen Städten wissen wir, dass deren Datenbestand bei den Nebenwohnsitzen um über die Hälfte falsch lag", heißt es aus der Stadtkämmerei. Für Stuttgart bedeutet dies, dass bis zu 20.000 sogenannte Karteileichen aus dem Register fallen könnten. Die vom Statistischen Amt der Stadt erhobene Zahl der Einwohner würde dann auf etwa 572.000 schrumpfen.