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Die Roten quälen sich in Molde zum Erfolg - Harnik erzielt Siegtreffer - Defizit bei Defensive.

Molde - Puuhh! Das war knapp. Der VfB ist im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Fußball-Europa-Liga nur knapp an einer Blamage vorbeigeschrammt. Martin Harnik schoss vier Minuten nach seiner Einwechslung den 3:2-Siegtreffer (82.) gegen den Molde FK.

Unterm Strich steht ein Sieg. Damit hat der Fußball-Bundesligist gute Chancen im Rückspiel am kommenden Donnerstag in Stuttgart (20.30 Uhr) den Einzug in die Play-Offs perfekt zu machen. Doch damit versiegt der Strom an guten Nachrichten aus dem hohen Norden. Auch wenn für die Roten in dieser Phase der Saisonvorbereitung noch mildernde Umstände gelten. Im Gegensatz zum norwegischen Gegner, der mitten in der Saison steht, steckt der VfB mitten in der Aufbauphase. Dennoch bündelte diese Partie alle Schwierigkeiten, mit denen sich Trainer Christian Gross derzeit herumplagt: "Wir haben noch viele Probleme." Die Baustellen im einzelnen:

Torhüter Sven Ulreich fehlt noch die Präsenz, Ausstrahlung und Sicherheit - wie sie etwa sein Vorgänger Jens Lehmann hatte.

Diese Innenverteidigung, die Gross eine "Notabwehr" nannte, ist in dieser Verfassung nicht bundesligatauglich. An Serdar Tasci, den noch verletzten Kapitän Matthieu Delpierre und Khalid Boulahrouz führt wohl kein Weg vorbei. Augenfällig wurde dies in der 76. Minute als Georg Niedermeier im Fünfmeterraum die Übersicht verlor und sozusagen das 2:2 für Molde vorbereitete. Gross umschrieb den Patzer vornehm: "Georg hatte Pech." Aushilfsverteidiger Christian Genter spielte seine Rolle zwar ordentlich, fehlte aber als Stratege im zentralen Mittelfeld. Womit die nächste Baustelle beschrieben ist.

Die Doppelsechs: Schon wird deutlich, was Sami Khedira für den VfB wert war. Weder Zdravko Kuzmanovic noch Christian Träsch konnten im Zentrum die nötigen Akzente und Impulse setzen - nicht in der Offensive und ebensowenig der Defensive. Immerhin: Kuzmanovic schoss ein sehenswertes Freistoßtor (74.).

Die Flügel: Spätestens nach diesem Spiel weiß jeder, warum Christian Gross Verstärkungen auf den Außenbahnen herbeisehnt. Während bei Timo Gebhart Licht und Schatten abwechselte, fiel Sebastian Rudy nur bei seinem Tor (27.) positiv auf. Zu wenig für zwei Spieler, die über so viel Talent verfügen. Gross meinte zwar großmütig, "die jungen Spieler geben sich Mühe", aber letztlich ist er froh, "dass der Verein gewillt ist, hier etwas zu unternehmen".

Der Sturm: Pavel Pogrebnjak macht dort weiter, wo er vergangene Saison aufgehört hat: im Auslassen bester Chancen (31., 57. 58.). Der Russe wirkte hölzern. Etwas beweglicher war dagegen Ciprian Marica. Aber auch er versiebte eine hochkarätige Chance (78.). "Ich erwarte da mehr", brummte Gross und nahm Pogrebnjak aufs Korn: "Das war ganz nachlässig, wenn er in der ersten Halbzeit das 2:0 gemacht hätte, hätten wir es einfacher gehabt."

So aber steht fest: Auf Christian Gross wartet bis zum Bundesliga-Start am 22. August in Mainz noch viel Arbeit. Mit großer Erleichterung registrierte der Schweizer daher, dass "am Montag unsere Internationalen von ihrem Urlaub nach der WM zurückkommen". Denn ohne Cacau, Tasci, Delpierre, Boulahrouz sowie die geplanten Neuzugänge (Philipp Degen/FC Liverpool und André Ayew/Olympique Marseille) hätten die Roten wohl Schwierigkeiten ihre gesteckten Saisonziele zu erreichen.