Treffer zum 1:1: Vedad Ibisevic jubelt. Foto: dapd

Es gibt Situationen, die können einen Fußballprofi sehr lange verfolgen. Bei VfB-Stürmer Vedad Ibisevic hätte solch eine Situation der verschossene Elfmeter aus der 88. Minute des ersten Saisonspiels sein können.

Stuttgart - Es gibt Situationen, die können einen Fußballprofi sehr lange verfolgen. Bei VfB-Stürmer Vedad Ibisevic hätte solch eine Situation der verschossene Elfmeter aus der 88. Minute des ersten Saisonspiels sein können. Wolfsburg traf zwei Minuten später zum 1:0-Siegtor – die Talfahrt des VfB nahm ihren Lauf. Auch das 2:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen am Sonntagabend war für das Team von Trainer Bruno Labbadia zu wenig. Es steckt im Tabellenkeller fest. Der erhoffte Befreiungsschlag durch den ersten Saison-Heimsieg wurde verpasst. Der VfB verhinderte zwar den Absturz auf den Relegationsplatz, bleibt aber auf Rang 15 kleben.

Und trotzdem dürfte vor allem Ibisevic Selbstvertrauen getankt haben.

Es lief die 19. Minute im siebten Saisonspiel. Bayer Leverkusen lag nach dem Treffer von Stefan Kießling (12.) mit 0:1 hinten, und Ibrahima Traoré war soeben im Strafraum zu Fall gebracht worden. Also schnappte sich der bosnische Nationalspieler den Ball und marschierte zum Punkt. Ein strammer Schuss, Bayer-Keeper Bernd Leno war machtlos – 1:1. „Wenn ich an mir gezweifelt hätte, hätte ich ihn verschossen“, sagte Ibisevic nach dem Spiel selbstbewusst. Selbst von der gegnerischen Seite gab es dafür Lob. Bayer-Sportdirektor und Ex-Stürmer Rudi Völler gab dem Angreifer in den Katakomben einen Klaps auf die Schulter und meinte anerkennend: „Torjäger.“

Schließlich hatte Vedad Ibisevic auch das zweite VfB-Tor erzielt. In der zweiten Hälfte, als Leverkusen sich eine Chance nach der anderen erspielte, hatte sich der junge Raphael Holzhauser mit einem traumhaften Solo auf der linken Seite durchgesetzt, Verteidiger Daniel Carvajal getunnelt und nach innen gepasst. Ibisevic traf zum 2:1 (55.).

In der 31. Minute fehlte ihm in einer Überzahlsituation der Mut

Apropos Holzhauser. Der junge Österreicher (19) war in seinem zweiten Spiel von Beginn an neben dem Bosnier der beste VfB-Akteur. Er gefiel durch Laufbereitschaft, Ballsicherheit und Übersicht und verstand es, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Und fast hätte sich Holzhauser auch mit seinem ersten Bundesligatreffer belohnt. Doch in der 31. Minute fehlte ihm in einer Überzahlsituation der Mut. Anstatt aufs Tor zu schießen, legte er noch einmal quer. Martin Harnik erreichte den Ball nicht mehr. „Ich habe mich ziemlich gut eingelebt in der Mannschaft. Alle machen es mir hier sehr leicht, so dass ich mein Spiel spielen kann“, sagte Holzhauser nach der Partie.

Seinen Humor hat Bobic nicht verloren

Dass es auch im vierten Heimspiel dieser Saison nicht zu einem Dreier für den VfB gereicht hat, lag wieder einmal an der wackelnden Hintermannschaft. Beim 0:1 konnte sich Karim Bellarabi auf der linken Seite, wo Arthur Boka verteidigte, ungehindert durchsetzen. Seine Hereingabe klatschte VfB-Keeper Sven Ulreich direkt auf das Bein von Kießling, von dort sprang der Ball ins Tor. „Das war Pech“, sagte Ulreich, „aber ich muss da ran gehen, sonst schiebt er ihn gleich rein.“ Beim zweiten Gegentor zum 2:2-Endstand (59.) ließ Innenverteidiger Maza, der Kapitän Serdar Tasci (Achillessehnenprobleme) ersetzte, Kießling aus den Augen, der unbedrängt einköpfen konnte – es war das zwölfte Tor in seinem 14. Spiel gegen den VfB.

Dennoch sagte Fredi Bobic: „Das war eine Leistung, auf die wir aufbauen können.“ Auf Kießlings Doppelschlag reagierte er mit Humor: „Ich habe ihm gesagt, er bekommt jetzt Einreiseverbot. Oder wir müssen ihn kaufen. Mal schauen, wo wir das Geld für ihn herbekommen.“