Vier Generationen der Familie gratulieren dem früheren Herrenschneider Anton Müller zum 107. Wiegenfest. Ein Besuch machte dem immer noch rüstigen Herrn besonders Freude.
Stuttgart - Anton Müller hat zwei Kinder, drei Enkel und vier Urenkel. Am Dienstag wurde er 107 Jahre alt und ist damit aktuell der älteste Bürger Stuttgarts.
Zur Feier seines besonderen Wiegenfestes hat Anton Müller extra einen nachtblauen Anzug angezogen. Gleich drei Generationen der Familie Müller, Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle, Möhringens Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann und viele Bekannte sind zum Gratulieren ins Generationenzentrum Sonnenberg gekommen.
Die Mitglieder der „Eghalanda Gmoin“ – des Bunds der Egerländer aus der Region Stuttgart – singen für ihn extra ein echtes Egerländer-Geburtstagsständchen. Auch wenn ihm der Trubel um seinen Geburtstag etwas viel zu sein scheint, freut er sich über die Gäste, die er alle mit Namen kennt und mit einem festen Händedruck begrüßt. „Es ist mir eine große Ehre, dass das Oberhaupt der Stadt Stuttgart mir zum Geburtstag gratuliert“, bedankt er sich für die Urkunde von Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit leiser, aber fester Stimme.
Geboren wurde Anton Müller 1907 in Dürrmaul, einem Vorort von Marienbad im Egerland, dem heutigen Tschechien. Für die vielen Kurgäste, die nach Marienbad kamen, fertigte der gelernte Herrenschneider maßgeschneiderte Anzüge an. Mit seiner Frau Anna, die er beim Tanzen kennengelernt und 1934 geheiratet hat, bekam er zwei Kinder.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die gesamte Familie 1946 vertrieben und kam über ein Auffanglager in Bayern auf einen Bauernhof in Milmersdorf. Um sich den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen, zogen sie 1956 zu Verwandten nach Seligenstadt in Hessen. Anton Müller ließ sich zum kaufmännischen Angestellten umschulen und fing bei der Firma Degussa an zu arbeiten, bei der er bis zur Rente blieb. Nach dem Tod seiner Frau 1997 führte er seinen Haushalt komplett eigenständig.
Sein 80-jähriger Sohn lebt bereits seit 1955 in Stuttgart, so dass er mehrmals im Jahr zu Besuch nach Stuttgart kam. Der Verlust der Ehefrauen schweißte Vater und Sohn zusammen. Nachdem Anton Müller 2013 öfters gestürzt war, zog er endgültig zu seinem Sohn nach Stuttgart. Der Umzug ins Generationenzentrum Sonnenberg erfolgte nach einem Krankenhausaufenthalt im Juni dieses Jahres. „Sein Gedächtnis ist bemerkenswert“, sagt Friedrich Dollt, Leiter des Zentrums . Auch Bürgermeister Wölfle zeigte sich beeindruckt von Stuttgarts ältestem Einwohner: „Diesen Titel werden Sie mit Sicherheit noch einige Zeit tragen“, versichert er dem Jubilar.