Heidenheims Torwart Kevin Müller findet den Spruch vom „Erwachsenen-Fußball“ unpassend. (Archivbild) Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Die erste Hinrunde der Heidenheimer Bundesliga-Geschichte ist vorbei. Und sie endet fast sensationell auf Rang neun. Wie sehen die Protagonisten die Entwicklung der Mannschaft?

Der Reifeprozess beim 1. FC Heidenheim ist unübersehbar - und doch wollte Torhüter Kevin Müller nichts von „Erwachsenen-Fußball“ wissen. „Dieser Slogan gefällt mir nicht“, sagte der Heidenheimer nach dem 1:1 beim 1. FC Köln am Samstag. Das klinge so, „als ob wir sonst Kinderfußball spielen“. Dennoch sei klar, „dass wir ein bisschen abgeklärter spielen. Nicht mehr ganz so wild.“

Und so beendete der Aufsteiger seine erste Hinrunde der Bundesliga-Geschichte am Samstag mit 21 Punkten fast sensationell auf dem einstelligen neunten Tabellenplatz. In Köln bestätigten sich die Nervenstärke nach Rückständen und durch den bereits 13. Treffer die Qualitäten bei Standards. Hinzu kommt neuerdings noch, dass die Heidenheimer auch auswärts punkten und frischen Wind von der Bank bringen können.

„Initialzündung“ gegen Freiburg – Joker bringen neue Energie

Im alten Jahr habe sein Team „da noch zu wenig Input gehabt“, räumte Trainer Frank Schmidt ein: „Da haben die Spieler noch nicht so an sich geglaubt und der Mannschaft noch nicht so geholfen.“ Dass sein Team im letzten Spiel 2023 nach fünf Wechseln gegen Freiburg aus einem 1:2 ein 3:2 machte, sei „eine Initialzündung“ gewesen. In Köln schoss Adrian Beck in der 55. Minute nun auch das erste Joker-Tor der Heidenheimer Bundesliga-Historie.

Für den 26-Jährigen, der vor anderthalb Jahren noch in der vierten Liga spielte, war es der erste Treffer im Oberhaus. Damals sei die Bundesliga „so weit entfernt gewesen, das kann ich gar nicht beschreiben“, sagte Beck: „Und nun ging alles so rasant, so schnell.“ Und das trotz einer Achillessehnen-Operation im Vorjahr. 

Den Premieren-Treffer erlebten seine Frau und seine Familie live im Stadion. „Von daher waren die wichtigsten Personen dabei“, sagte er: „Ein paar Nachrichten werde ich aber wohl schon beantworten müssen.“ Grundsätzlich könne er es „noch gar nicht richtig einordnen“, dass er nun Bundesliga-Torschütze ist: „Das kommt wohl erst, wenn ich es noch das ein oder andere Mal im Fernsehen sehe.“

Zehn-Punkte-Vorsprung als wichtiges Zeichen

Für Stürmer Tim Kleindienst war der Teilerfolg, der den Zehn-Punkte-Vorsprung auf Köln wahrte, ein wichtiges Zeichen nach der Unterbrechung. „Winterpause, ein neuer Trainer in Köln, volles Haus - da kann Gott weiß was passieren“, sagte er: „Und dann liegen wir auch noch zurück. Aber wir haben wieder bewiesen, dass wir mit Rückschlägen umgehen können. Offenbar brauchen wir immer einen Wachrüttler. Danach fangen wir an, Fußball zu spielen.“ 

Nachdem die Heidenheimer mit nur einem Punkt aus den ersten sieben Auswärts-Spielen erst mal kräftig Lehrgeld gezahlt hatten, holten sie nun aus zwei Spielen in gegnerischen Stadien vier Zähler. „Man muss aus allem einen Lauf machen“, sagte Müller lachend. 

Zu sicher fühle sich sein Team aber nicht, versicherte der Torhüter. „Wir können uns auf den 21 Punkten nicht ausruhen. Weil 21 Punkte am Ende nicht reichen werden“, sagte er: „Wir werden auch mal schlechte Spiele haben oder gegen die ganz Großen spielen, wo du diesen Puffer auch mal brauchst. Aber natürlich nimmt das vom Kopf her schon ein bisschen den Druck raus.“ 

Das Ziel sei nun, „am besten gar nicht erst da hinten reinzurutschen“, sagte Müller: „Ich möchte vor allem verhindern, dass wir am 34. Spieltag gegen Köln ein ganz, ganz großes Endspiel haben.“