Für die Foto: Patricia Sigerist

Die Volleyballer des SV Fellbach dürfen trotz der verpatzten Aufstiegsrunde in die zweite Bundesliga. Jetzt muss der Verein entscheiden, ob er diesen Weg tatsächlich gehen will.

Fellbach - Auf einmal ist die Chance wieder da. Weil der VC Mendig am Donnerstagabend seine Mannschaft in die Regionalliga zurückgezogen hat, dürfen die Volleyballer des SV Fellbach als Nachrücker in die zweite Bundesliga – wenn der Meister der Regionalliga Süd diesen Weg nun tatsächlich auch gehen will. Die Vertreter des Vereins bekommen bis Donnerstag, 7. Juni, 24 Uhr, Zeit, die neue Situation zu sondieren: Dann müssen sie mitteilen, ob die Fellbacher Schlagmänner von September an in der dritten oder eben doch in der zweiten Liga mitmischen werden.

Die Chance war schon vertan. Die Volleyballer des SV Fellbach hatten in der Aufstiegsrunde Anfang Mai in Mainz den anderen Meistern den Vortritt lassen müssen: Die Konkurrenten TGM Mainz-Gonsenheim, TSV Zschopau und TSV Niederviehbach durften den Einzug in die zweite Bundesliga feiern. Die Teilnehmer aus dem Schwäbischen waren – ohne den arg vermissten Beach-Profi Alexander Walkenhorst – die Verlierer. Ihnen sollte nur ein Platz in der dritten Liga bleiben.

Der Frust war nach überwiegend schwachen Vorstellungen und lausigem Abschluss groß. Bei den Spielern und beim erfahrenen Trainer, der wenig später seinen Abschied verkündete: Diego Ronconi hatte nach drei Jahren einen Aufbruch geplant und einen Einbruch erlebt. Deshalb sah der Vordenker, im eineinhalb Autostunden entfernten Bühl zu Hause, keine Grundlagen mehr, „die den Aufwand rechtfertigen“.

Bleibt daher auch nach der Kunde von der Deutschen Volleyball-Liga (DVL) die Frage, wer das führungslose Team künftig anleiten wird. Der mögliche Zweitliga-Einzug nach dem Mendiger Rückzug eröffnet dem SV Fellbach Perspektiven. Mit einiger Verspätung allerdings – die Trainersuche ist bisher noch ergebnislos. Sicher ist im Moment nur, wer Diego Ronconis Nachfolge nicht antreten wird. Markus Weiß, mit der zweiten Vertretung in die Regionalliga aufgestiegen, sollte intern befördert werden und auch den ersten Verbund anweisen. Der Kandidat, zunächst gar einem Großprojekt mit beiden Mannschaften zugeneigt, lehnte schließlich wegen „unterschiedlicher finanzieller Vorstellungen“ ab. Stephan Peéry, Pressesprecher und Spieler der Volleyballer des SV Fellbach, sieht die Absage mit Verwunderung. Der Verein, sagt er, wäre aufgrund der hohen Wertschätzung für den jungen Trainer „an seine Schmerzgrenze“ gegangen. Doch der Gesprächspartner, zwei Jahre lang beim SV Fellbach, hat sich gegen das Angebot entschieden – und ohne nennenswerten Aufschub seinen Wechsel zum Oberligisten MTV Ludwigsburg bekanntgegeben.

Damit hat der SV Fellbach in diesem ereignisreichen Frühjahr nicht nur den allseits geschätzten Fachmann Diego Ronconi, 47, verloren, A-Lizenz-Inhaber und Trainerausbilder: kompetent und bestens vernetzt in Volleyball-Deutschland. Die Abteilung hat gleich auch noch den 28-jährigen Nachwuchstrainer Markus Weiß eingebüßt, der, ebenfalls schon mit guter Anbindung in der Branche, Diego Ronconi hätte nachfolgen und dessen Arbeit fortführen können. Der Abteilungsleiter Toni Pesch hat dementsprechend gerade „genügend Aufgaben zu verteilen“. Ungeschickt dabei nur: „Es bietet sich spontan niemand als Trainer an.“

Toni Pesch und seine gleichsam ehrenamtlichen Mitarbeiter im Dachgremium der Volleyballer des SVF haben nun selbst mehr als genügend Aufgaben zu erledigen. Zwar hatten sie sich bereits im April – vor der Aufstiegsrunde in Mainz – entschieden, gegebenenfalls den Sprung in die zweite Bundesliga zu wagen. „Wir müssen aber die neuen Rahmenbedingungen prüfen, es sind einige Wochen ins Land gegangen“, sagt Toni Pesch. Die Zeit drängt – in jeder Hinsicht.

Doch das zumindest ist jetzt schon klar: Die Spieler haben nach der Meldung aus Mendig den Frust hinter sich gelassen. Stephan Peéry sagt stellvertretend für die Mannschaft: „Wir wollen in die zweite Liga.“ Und die – zweite – Chance nutzen.