Roland Heck weiß, dass man für das Erreichen mancher Ziele einen langen Atem braucht. Zum Beispiel für den Lärmschutz an der Autobahn. Foto: Werner Kuhnle

Steinheim-Höpfigheim - Roland Heck hat vieles angestoßen und umgesetzt in seinen 16 Jahren als Höpfigheimer Ortsvorsteher. Dennoch ist er nicht satt. Heck will weiter für einen Lärmschutz an der Autobahn und eine bessere ÖPNV-Anbindung des Steinheimer Stadtteils kämpfen. Im Interview geht er aber auch auf die Corona-Zeit ein und spricht darüber, wie er die Chancen für einen Weihnachtsmarkt in diesem Jahr einschätzt.

Herr Heck, Sie haben mit Ihren 68 Jahren und bei Ihrer langen Erfahrung in der Kommunalpolitik bestimmt schon einiges gesehen und erlebt. Aber so ein Ereignis wie die Corona-Krise stellt wahrscheinlich auch für Sie einen besonderen Einschnitt dar.

Das lässt sich im Ansatz höchstens mit der Ölkrise in den 70er-Jahren vergleichen, als allgemeine Fahrverbote erlassen wurden. Wobei mich persönlich die Einschränkungen gar nicht so sehr treffen. Ich konnte die Zeit, die ich für mich alleine hatte, manchmal sogar genießen und den Lockdown zum Innehalten nutzen. Aber auf das Ortsleben wirkt sich die Covid-19-Krise fraglos negativ aus.

Können Sie das an bestimmten Dingen festmachen?

Das Mittwochscafé im Schlössle war zum Beispiel lange zu, weil öffentliche Einrichtungen dichtgemacht werden mussten. Das war für die Leute schon heftig, dass hier kein sozialer Austausch mehr erfolgen konnte. Vorwiegend besuchen Ältere das Café. Aber es handelt sich um einen offenen Treff, zu dem auch junge Mütter kommen. Da hat vielen Höpfigheimern doch etwas gefehlt. Dazu kommt, dass das Open-Air-Kino abgeblasen werden musste. Das Kelterbrettle konnte auch kein Schauspiel auf die Bühne bringen, und das Kelterfest fällt ebenfalls in diesem Jahr ins Wasser.

Wird wenigstens der Weihnachtsmarkt stattfinden können?

Das wissen wir noch nicht. Das erste vorbereitende Treffen sollte Mitte September sein, das haben wir aber inzwischen auf Mitte Oktober verlegt. Bis dahin will ich mich beim Ordnungsamt schlaumachen, unter welchen Auflagen die Stände aufgebaut werden könnten. Dann müssen wir gemeinsam entscheiden, ob sich der Markt so umsetzen lässt. Ich bin derzeit allerdings eher skeptisch. Man kann dort im Grunde weder eine Maskenpflicht erlassen noch einen Sicherheitsabstand garantieren. Mehr wissen wir aber wahrscheinlich nach dem 18. September, wenn die Fußballbundesligasaison startet. Sollte da vor Zuschauern gespielt werden dürfen, hätte das sicher eine Art Signaleffekt für andere Veranstaltungen.

Die aktuellen Restriktionen erschweren nicht nur Veranstaltungen, sondern legen auch das Nachtleben in Clubs lahm. Haben die Kids aus Höpfigheim denn wenigstens etwas Ablenkung durch Freizeitangebote im Ort oder denken Sie, dass für diese Gruppe generell noch etwas getan werden müsste?

Da gibt es sicher Nachholbedarf. Die Jugendlichen hatten sich ja für Höpfigheim eine Erdbahn gewünscht, über die sie mit ihren Fahrrädern rollen können. Das scheiterte leider an versicherungstechnischen Gründen. Dafür bräuchten wir eine Alternative. Zumal der Wunsch nach wie vor vorhanden ist. Das ist keine Eintagsfliege, die Jungs und Mädchen sitzen immer noch mit Begeisterung auf ihren Rädern.

In Sachen Internet kann sich Höpfigheim hingegen nicht beklagen. Die Telekom verlegt im Ort einen ultraschnellen Glasfaseranschluss bis ins Haus.

Das ist eminent wichtig. Davon profitieren unter anderem Beschäftigte, die jetzt vermehrt im Homeoffice arbeiten. Aber auch die Schule kann damit die Digitalisierung vorantreiben. Wir sind in der Hinsicht nun richtig gut aufgestellt.

Das kann man vom ÖPNV-Anschluss wahrscheinlich nicht behaupten.

Das stimmt. Wir sind weiter etwas abgehängt vom sonstigen Netz. Man muss allerdings festhalten, dass sich einiges verbessert hat. Früher fuhr ja nicht einmal ein regulärer Bus von Höpfigheim nach Steinheim. Jetzt sind wir immerhin so weit, dass mit der nächsten Fahrplanumstellung endlich auch am Wochenende eine Verbindung in die Kernstadt angeboten wird. Das fehlt bislang. Damit erreichen wir eine wesentliche Verbesserung, doch das reicht bei Weitem nicht aus.

Was würden Sie sich wünschen?

Ich würde mir einen Stundentakt wünschen. Und es klemmt auch mit der Fahrplanabstimmung. Es kann passieren, dass man von Marbach nach Steinheim fährt, und dann fährt einem der Anschlussbus weiter nach Höpfigheim vor der Nase weg. Genau deshalb haben wir weiter einen regen Auto-Pendelverkehr von Eltern zwischen Steinheim und Höpfigheim, was wiederum der Umwelt schadet. Das halte ich momentan für das drängendste Problem im Ort. Auch weil sich das Ganze schon seit bald 30 Jahren zieht. Wir haben bis heute keinen Nachtbus-Anschluss, obwohl der an und für sich in einen Ort unserer Größe fahren müsste. Der große Wurf fehlt.

Wie könnte der aussehen?

Im bin kein ÖPNV-Experte. Aber vielleicht müsste man das Thema einfach mal komplett neu und in anderen Linien denken, statt die Fahrpläne immer wieder fortzuschreiben und hier und da etwas dranzuhängen. Die Pendlerströme haben sich doch zwischenzeitlich verändert. Das zeigt doch schon die große Resonanz auf den Vorstoß der Freien Wählern aus der Raumschaft, die eine Verbindung von Winnenden Richtung Bottwartal fordern.

Läuft dafür mit dem Autoverkehr alles rund im Ort?

In der Hauptstraße stellen wir schon Defizite fest. Hier wurden einzelne Abschnitte ausgewiesen, in denen nicht geparkt werden darf. Es kommt aber wieder wieder der Wunsch auf, doch umgekehrt vorzugehen und wie auf der Ortsdurchfahrt in Benningen feste Flächen zu markieren, auf denen man sein Auto abstellen darf. Das funktioniert meines Erachtens besser und macht deutlicher, was geht und was nicht geht.

Wofür Sie ebenfalls weiter kämpfen ist ein effektiver Lärmschutz hin zur Autobahn.

Ja, auch wenn man dafür einen langen Atem braucht. Erst hieß es, es werde ein Flüsterasphalt eingebaut. Daraus wurde aber nichts, weil angeblich zu wenig Fahrzeuge an dieser Stelle unterwegs sind. Dann haben wir uns im Verbund mit dem Landratsamt Ludwigsburg für eine Lärmschutzwand starkgemacht, wurden dabei aber vom Regierungspräsidium in Stuttgart ausgebremst. Das wurde damit begründet, dass der Belag erneuert werde, womit die Geräuschkulisse geringer werde. Das mag für den Augenblick stimmen. Doch in ein paar Jahren ist die Fahrbahndecke wieder so aufgeraut, dass der Lärm wie zuvor ist. Wir bleiben also am Ball, auch wenn ich momentan keinen Erfolg vermelden kann.

Ins Thema Wohnbau kommt hingegen Bewegung. In den Seewiesen können bald die Erschließungsarbeiten in dem neuen Wohngebiet starten.

Genau. Die letzten städtebaulichen Verträge werden gerade aufgesetzt, dann kann es bald losgehen. Aber im Hinblick auf den Wohnraumbedarf ist das aus meiner Sicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb sehe ich schon den Bedarf, perspektivisch auch in den Schafäckern noch Bauland zu schaffen. Das Gebiet steht im Flächennutzungsplan. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich als Ortsvorsteher gefragt werde, wo man einen Bauplatz oder eine Wohnung finden kann.

Sind die Potenziale in der Innenentwicklung ausgeschöpft?

Nicht ganz. Ab und zu wird eine alte Immobilie abgerissen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Aber darüber hinaus wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, die Leute dazu zu verpflichten, ihre Räumlichkeiten zu vermieten. Ich kenne die eine oder andere Wohnung, die leer steht und damit dem Markt entzogen ist. Das muss man sich erst mal leisten können, Häuser einfach verkommen zu lassen. Und ich finde schon, dass Eigentum auch verpflichtet.

Leer stehen auch die Melchior-Jäger-Stuben, nachdem der Pächter den Vertrag nicht verlängert hat. Das ist doch auch ein Schlag für Höpfigheim.

Ja, wir haben jetzt in der Tat kein Restaurant mehr im Ort, das geöffnet hätte. Aber was die Wiederbesetzung der Melchior-Jäger-Stuben anbelangt, muss man Geduld haben. Es macht erst Sinn, die Gaststätte auszuschreiben und offensiv in die Vermarktung einzusteigen, wenn sich die Corona-Lage beruhigt hat. Momentan ist der Zeitpunkt wahrscheinlich eher schwierig, ein Restaurant nach einer Übernahme zum Laufen zu bringen.

Auf Eis liegt bis Weiteres nach einem Beschluss des Gemeinderats auch der vom Ortschaftsrat gewünschte Umbau der Friedhofshalle. Konnten Sie die Entscheidung nachvollziehen?

Man muss da differenzieren. Eine Einhausung könnte schon sinnvoll sein, um die Halle wetterfester zu gestalten. Aber eine Erweiterung ergibt ohnehin erst Sinn, wenn die Ruhezeiten der angrenzenden Gräber abgelaufen sind.