Die Arbeiten auf dem Gelände können vorerst nicht weiter vorangetrieben werden. Foto: Werner Kuhnle

Der Umbau des Pfundhauses ist ein wichtiges Bauprojekt im Herzen Marbachs. Historische Funde drohen jetzt, den Zeitplan ins Schlingern zu bringen.

Marbach - Bis dato verlief die Umgestaltung des Pfundhaus-Komplexes zu einem zweiten Rathaus ohne größere Komplikationen. Das Team der Abbruchfirma war sehr sportlich unterwegs und konnte seine Maschinen längst abziehen. Die Rohbaufirma hat inzwischen auch schon in den Startlöchern gestanden – musste aber in ihrem Tatendrang unverhofft gebremst werden. Im Zusammenhang mit Untersuchungen zur Standfestigkeit sei jemand von der Denkmalpflege vor Ort gewesen und habe auf der Nordseite des Grundstücks Scherben gefunden, sagte der Bauamtsleiter Dieter Wanner jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik. „Die Bauzeit verzögert sich dadurch mindestens um zwei bis drei Monate“, ergänzte der Bürgermeister Jan Trost.

Das Material, das aus dem Erdreich gezogen wurde, stamme aus dem 12./13. Jahrhundert, sagte Wanner. Deshalb würden auf einem rund 60 Quadratmeter großen Areal Grabungen in die Wege geleitet. Zu Tage gefördert wurden die Scherben auf dem Gelände, das sich aus Richtung Stadtkirche kommend rechter Hand vom Pfundhaus befindet. Die Überbleibsel aus dem Mittelalter lagen in dem Bereich, der nicht unterkellert ist. Die Archäologen würden vermutlich Ende Juni anrücken, um die Fläche zu untersuchen, kündigte Jan Trost an.

Unter Umständen wird bis dahin auch ein Plakat an der Baustelle angebracht sein, das über den Anlass und die Hintergründe der Sanierungsarbeiten informiert. Diesen Vorschlag hatte Dr. Dieter Zagel von der SPD unterbreitet. Dieter Wanner fand die Idee reizvoll. Er wisse von der Umgestaltung einer Metzgerei in einem Fachwerkgebäude in einer anderen Stadt, wo ebenfalls der Baufortschritt dokumentiert werde. „So etwas könnte ich mir hier auch sehr gut vorstellen“, meinte er. Zagels Fraktionskollege Ernst Morlock bat darum, auf dem Hinweisschild auch zu vermerken, warum es sich finanziell rentiert, das Gebäude zu erhalten und zu sanieren. Denn viele Bürger könnten diese Vorgehensweise nicht nachvollziehen und würden sich wünschen, das Haus komplett abzureißen.

Jan Trost erklärte, diesen Anstoß aufgreifen zu wollen und bestätigte, dass diese Lösung für die Kommune finanziell von Vorteil ist. Man bekomme dadurch deutlich höhere Zuschüsse, erläutert der Kämmerer Gerhard Heim auf Nachfrage. Abgesehen davon werde das Pfundhaus aber auch als besonderes Denkmal eingestuft und dürfe gar nicht abgerissen werden.