Schauer können Helga Becker und ihren Begleiter nicht die Laune verderben. Foto: avanti

Die Steinheimer Stadtarchivarin Helga Becker hat dem verregneten Sonntag getrotzt und mit ihren Gästen auf Pirsch im Fetzenhardt unterwegs gewesen – inklusive zünftigem Rucksack-Vesper.

Steinheim - An Wochentagen forscht und sammelt Helga Becker als Stadtarchivarin Bemerkenswertes rund um Steinheim. In ihrer Freizeit sitzt ihr jedoch der Schalk im Nacken – und sie pirscht als „Jägermeisterin“ wie am vergangenen Sonntag durch den Fetzenhardt oberhalb des Forsthofs.

Selbst die Schuhe müssen dran glauben

Dabei meint es das Schicksal nicht gut mit der Jägermeisterin und ihren gut 25 Gästen. Kurz nach Beginn um 14 Uhr schüttet der Himmel gefühlt die angekündigten rund 20  Liter Niederschlag auf einmal über die Gruppe hinweg. Doch wenn Erzählkunst auf Wissensdurst stößt, können nicht einmal sintflutartige Niederschläge die Freude an der Exkursion stoppen. Und als ob die Unterhaltung einer Gruppe im strömenden Regen nicht schon Herausforderung genug für einen Künstler wäre, lief sich Helga Becker nicht nur sprichwörtlich die Vibram-Sohlen von den Wanderschuhen ab.

Doch ganz Profi, unterhielt sie die Gäste unbeeindruckt rund um die vier Themen Wein, Wald, Wiesen und Wasser. Dabei ging es unter anderem um den Wert der heimischen Streuobstwiesen und deren unaufhaltsamen Schwund von rund 90 Millionen Apfelbäumen im Jahr 1900 auf heute gerade mal noch rund neun Millionen Bäume.

Von Elisabeth von Blankenstein bis Herzog Christoph

Neben Sagen erfuhren die Wanderer auch, wie es zu den Besitzverhältnissen im Hardtwald und der sieben kommunalen Eignern kam. Nicht fehlen durften Geschichten und Anekdoten rund um den Wein, denn schließlich führte der Weg auch am Schaubeckschen Wengerthäusle vorbei. Und nicht zu vergessen: Das Rätsel wurde gelüftet, wie der Name des Fetzenhardts entstand.

Immer wieder pickte die Jägermeisterin ein Thema heraus, parlierte flüssig über die historischen Hintergründe und hatte dazu unzählige Fakten zu wichtigen Ereignissen der heimatlichen Geschichte parat. Ob nun zur Klostergründerin Elisabeth von Blankenstein und ihrem Vermächtnis des Hardtwaldes an die umliegenden Gemeinden, oder welche Rolle Herzog Christoph für die heimischen Streuobstwiesen hatte.

Der Himmel hat ein Einsehen

Und selbst der Himmel hatte schließlich ein Einsehen. Pünktlich zur Pause in der Waldhütte am Feuersee hörte der Regen auf. Sonnenstrahlen hellten zusammen mit Brot, Wurst, Käse und Viertele in Kombinat mit Beckerscher Unterhaltung die Stimmung der durchnässten und tapfer durchhaltenden Gäste noch weiter auf.

Für die Zuhörer und Mitwanderer bleibt ein Erlebnis von drei Stunden gelungener Unterhaltung. Selbst eine frisch gebackene Weinerlebnisführerin aus Besigheim war mit von der Partie. Das Thema Wein war ihr durch die Bewirtschaftung von zehn Hektar Steillagen zwar bestens vertraut. Doch dafür wie gute Unterhaltung funktioniert, dafür habe sie sich bei der Jägermeisterin einiges abschauen können und werde dies gerne mit nach Hause nehmen.