In der Johanneskirche wird notgedrungen wieder gebaut. Foto: Mateja fotografie

Die evangelische Kirchengemeinde kann das gerade wiedereröffnete Gotteshaus nur bedingt nutzen.

Kornwestheim - „Und das Wasser lief um den Altar her, und die Grube ward auch voll Wasser.“ (1. Könige 18,35). Nein, um den Altar lief das Wasser nicht. Es breitete sich in den vergangenen Wochen im Mauerwerk im hinteren Teil der Johanneskirche aus. Dieser Tage wurde der Schaden bemerkt, und nun kann die Kirche, die gleichzeitig Gemeindehaus ist, allenfalls noch für Gottesdienste genutzt werden. Die Absage aller Veranstaltungen und Treffen wegen der Corona-Pandemie kommt der Gemeinde deshalb – was die Nutzung der Johanneskirche betrifft – gar nicht so ungelegen.

Was ist passiert? Ein simpler Fehler mit gravierenden Folgen: Ein Handwerker hatte nach Erkenntnis der Gemeinde vergessen, das Legionellen-Spülgerät ans Abwassersystem anzuschließen. Da er es aber ans Frischwasser angedockt hatte, ergossen sich alle drei Tage 50 Liter Wasser in die Kirche – nicht sichtbar auf den Fußboden, sondern zunächst einmal unbemerkt ins Mauerwerk. Erst dieser Tage fielen die Wasserflecken auf. Aber bis dahin, so hat Kirchenpflegerin Renate Schwaderer errechnet, hatten sich rund 2000 Liter Wasser ihren Weg gesucht.

Und nun sind die Handwerker wieder in die Kirche eingekehrt. Sie haben die Vertäfelungen abgenommen, Fliesen abgeklopft, die Treppe ins Obergeschoss ist gesperrt worden. Das hat zur Folge, dass die Etage wegen eines fehlenden Fluchtweges für öffentliche Veranstaltungen nicht mehr zur Verfügung steht. Auch zwei Drittel des Gemeindesaals im Erdgeschoss können aktuell nicht genutzt werden.

Mit großen Trockengeräten, deren Schläuche aus den Fenstern ragen, versucht die Gemeinde, der Feuchtigkeit Herr zu werden. Schwaderer hofft, dass der Schaden bis Weihnachten behoben ist, sodass das große christliche Fest in der Johanneskirche gefeiert werden kann. Auch wenn angesichts der Pandemie mehrere Gottesdienste unter freiem Himmel ausgerichtet werden sollen, so waren kleinere Feiern in der Johanneskirche vorgesehen.

Das Legionellen-Spülgerät befindet sich hinter einer Rigips-Wand in einem der Nebenräume im Erdgeschoss. Alle 72 Stunden werden 50 Liter durchgeführt und dann ins Abwasser geleitet – wenn das Gerät auch entsprechend angeschlossen ist, was im Fall der Johanneskirche versäumt worden ist. Die Gemeinde hat den Schaden, über dessen Höhe sie noch keine Angaben machen kann, ihrer Versicherung gemeldet.

In die Sanierung und Neugestaltung der Johanneskirche hatte die evangelische Kirchengemeinde rund fünf Millionen Euro investiert. Das benachbarte Gemeindehaus hatte sie aufgegeben und abgerissen und in den Kirchenbau, der aus den 1950er-Jahren stammt und der größte Kirchenneubau der Nachkriegszeit in Württemberg ist, integriert. Hell und freundlich zeigt sich die Kirche nunmehr. Mitte Juli wurde das Gotteshaus wieder in Beschlag genommen – und seit dieser Zeit floss das Wasser aus dem Legionellen-Spülgerät nicht mehr ins Abwasser, sondern ins Mauerwerk. „So ersäufte uns Wasser, Ströme gingen über unsre Seele.“ (Psalm 124,4) Ströme waren es nicht, aber den Tränen war Kirchenpflegerin Renate Schwaderer ob der neuen Malaise schon nahe.