Kleiner Bagger, großes Projekt: Die Gewerbegebiete in Kornwestheim werden mit Glasfaser versorgt: (von links) Die Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Schneider, Johannes Rager, Abteilungsleiter Jörg Schuttenberg und Fördermittelberater Benjamin Voß von der Agentur für Kommunikation, Organisation und Management sowie Oberbürgermeisterin Ursula Keck legen Hand an. Foto: Werner Waldner

Die Gewerbegebiete in Kornwestheim werden von den Stadtwerken mit Glasfaseranschlüssen versorgt.

Kornwestheim - Hoch konzentriert sitzt Oberbürgermeisterin Ursula Keck in dem kleinen Bagger und bedient die Schalthebel mit großer Sorgfalt. Ganz langsam neigt sich die Schaufel in den bereitgelegten Erdhaufen, ganz langsam hebt sich der Greifarm, ganz langsam senkt sich die Schaufel wieder und das Erdreich plumpst zurück. Nein, so wird’s nichts mit dem superschnellen Internet in den Kornwestheimer Gewerbegebieten. Aber keine Sorge: Es ist auch nur der symbolische Baggerbiss für den „Highspeed-Glasfasernetzausbau“ in mehreren Kornwestheimer Gewerbegebieten, mit dem die Stadtwerke Ludwigsburg/Kornwestheim (SWLB) am Donnerstagmorgen offiziell gestartet sind. In gut einem halben Jahr sollen die Glasfaserleitungen im Erdreich verlegt und die Betriebe – 143 kommen in Frage – angeschlossen sein.

Kornwestheim befindet sich in einer im Vergleich mit anderen Städten komfortablen Situation. Dank eines Pilotprojektes der Deutschen Telekom sind die Privathaushalte schon vor zehn Jahren mehr oder weniger komplett mit schnellem Internet versorgt worden. 300 Kilometer Glasfaser wurden seinerzeit verlegt und 60 neue Netzverteiler gebaut.

Pattonville muss sich gedulden

Die Unternehmen indes schauten 2011 in die Röhre. Die Telekom konzentrierte sich ganz auf den privaten Sektor – auch deshalb, weil sich das besser rechnete. Viele Anschlüsse auf kleiner Fläche, das ist lukrativer als wenige Anschlüsse in einem großen Gewerbegebiet. Sogar Pattonville sparte die Telekom vor zehn Jahren aus. Der Grund: Die Leitungen bis dorthin zu verlängern, das hätte die Investitionskosten noch einmal erheblich in die Höhe getrieben.

Mehrere Gewerbegebiete wollen die Stadtwerke nun im Auftrag der Stadt Kornwestheim mit Glasfaserleitungen versorgen: das Wilkin-Areal samt dem Moldengraben, Kreidler im Südwesten der Stadt sowie die Bereich westlich der Westrandstraße, noch nicht angeschlossene Bereiche im Gewerbegebiet Nord und östlich der Enzstraße. Damit, so Keck beim symbolischen Baggerbiss im Schatten des Wasserturms, werde der Glasfaserflickenteppich in Kornwestheim geschlossen. Neue Anschlüsse, so Christian Schneider, Vorsitzender der Stadtwerke-Geschäftsführung, bekommen auch die Aussiedlerhöfe auf dem Langen Feld.

5,1 Kilometer Länge

Die Kunden in Pattonville werden sich noch ein wenig länger gedulden müssen. Johannes Rager, zweiter Geschäftsführer der SWLB, geht davon aus, dass in ein bis zwei Jahren Glasfaserleitungen verlegt werden können. Der Zweckverband Pattonville, so OB Ursula Keck, führe gerade die ersten Vorgespräche.

Jetzt aber sind zunächst einmal die Gewerbegebiete auf Kornwestheimer Gemarkung an der Reihe. 5,1 Kilometer an Mikrorohrverbänden werden verlegt, kündigte Thomas Reintanz, Bauleiter von der Firma Leonhard Weiss, an. Komplette Straßensperrungen seien nicht vonnöten, weil die Leitungen in der Regel unter den Gehwegen verliefen. Wenn die Rohre liegen, können die Glasfaser zu den Unternehmen eingeblasen werden.

Für den Ausbau des Glasfasernetzes in den Gewerbegebieten erhält die Stadt Kornwestheim vom Land Baden-Württemberg und vom Bund eine finanzielle Unterstützung in Höhe von rund 400 000 Euro. Damit sind fast alle Kosten gedeckt. Lediglich 45 000 Euro muss die Stadt selbst beisteuern.

Kornwestheim sei, so Stadtwerke-Chef Christian Schneider, beim Verlegen von Glasfaserleitungen vorbildlich. „Ich kenne keine Stadt in dieser Dichte, die ein so gutes Netz hat“, sagt er. Der Stadt, ergänzte Ursula Keck, sei bei diesem Thema eine Angebotsvielfalt wichtig. „Der Endverbraucher soll entscheiden können, wer sein Lieferant sein soll.“