Ein Pflegeheim in städtischer Trägerschaft: Dafür stehen die Zeichen in Kornwestheim schlecht. Foto: dpa//Norbert Försterling

Die Freien Wähler Kornwestheim lassen ihren entsprechenden Antrag ruhen.

Ein Pflegeheim in städtischer Trägerschaft – das würde Stadtrat Markus Kämmle (Freie Wähler) gerne in ferner Zukunft in Kornwestheim haben. Doch die Zeichen stehen schlecht. Noch nicht einmal einem Gespräch mit der Kleeblatt-Gesellschaft, die im Landkreis eine Reihe von Heimen hat, und einer Informationsfahrt nach Esslingen, wo die Stadt fünf Pflegeheime betreibt, wollte die Mehrheit der anderen Fraktion in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zustimmen. Kämmle verzichtete daraufhin auf eine Abstimmung über seinen Antrag. Bevor er abgelehnt werde, lasse er ihn lieber ruhen, sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler.

Die Vertreter der anderen Fraktionen und auch Oberbürgermeisterin Ursula Keck machten Kämmle unmissverständlich klar, dass sie in absehbarer Zeit keine Möglichkeit sehen, ein städtisches Pflegeheim zu errichten. „Wir sollten uns auf das besinnen, was wichtig und machbar ist“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä. Die Stadtverwaltung habe derzeit nicht die Kapazitäten, sich eines solchen Themas anzunehmen. Ihm erschließe sich auch nicht der Mehrwert einer weiteren Pflegeeinrichtung. Bartholomä plädierte für die Einrichtung einer Pflege-Wohngemeinschaft, vielleicht ja sogar mit Hilfe der Städtischen Wohnbau.

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Auch Hans-Michael Gritz (SPD) und Thomas Ulmer (Grüne/Linke) sahen keinen Anlass dafür, in den kommenden Wochen nach Esslingen zu fahren, um sich über Pflegeheime in kommunaler Trägerschaft zu informieren. Man mache nicht nur sich selbst Arbeit, sondern auch den Gastgebern in Esslingen, gab die OB zu bedenken, die ebenfalls keine Möglichkeit sieht, aktuell in die Überlegungen für ein städtisches Pflegeheim einzusteigen. Lediglich der FDP-Fraktionsvorsitzende Ender Engin signalisierte Interesse, aber auch eher an dem Besuch des sogenannten Pflegewohnens in Heimerdingen als an einer Fahrt nach Esslingen.

Markus Kämmle erkannte die Aussichtslosigkeit seines Tuns, zeigte sich aber enttäuscht über das Verhalten der anderen Fraktionen. Ein kommunales Pflegeheim entstehe sicherlich nicht von Jetzt auf Gleich. „Es ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzieht.“ Wenn man aber erst mit den Überlegungen starte, wenn der Bedarf vorhanden sei, „dann ist es zu spät“. Es gehe doch jetzt erst einmal ums Anschauen.

Immerhin einen Erfolg hatten die Freien Wähler bei diesem Thema schon verbuchen können: Die Pflegeexpertin Heike Dierbach hatte jüngst auf Anregung der Fraktion im Gemeinderat Zahlen zur Situation der älteren Menschen in Kornwestheim vorgelegt. Danach werden im Jahr 2030 vermutlich 40 Betreuungsplätze fehlen.