Das Sorgenkind: die Große Pflugfelder Brücke Foto: Archiv/Werner Kuhnle

Wann wird die Pflugfelder Brücke saniert oder durch einen Neubau ersetzt?

Kornwestheim - Vor drei Jahren hat die Große Pflugfelder Brücke ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Ein langes Leben war ihr nicht mehr beschieden worden. Aber noch steht sie, noch wird sie eifrig genutzt – und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.

„Die Grundsatzüberlegungen zur Realisierung eines Neubaus für die Große Pflugfelder Brücke und die damit verbundene Anmeldung zur Förderung werden zur Kenntnis genommen.“ Nach Tatendrang und Feuereifer hört sich dieser Beschluss des Ausschusses für Umwelt und Technik vom Dienstagabend nicht an. Stadträte und Stadtverwaltung tun sich schwer damit, die Sanierung der in die Jahre gekommenen Brücke auf den Weg zu bringen oder einen Neubau einzuleiten. Acht Jahre schon macht man an diesem Thema rum, ohne einen entscheidenden Schritt weiterzukommen.

Niemand hat Zweifel: Es muss etwas getan werden. Das betonten in der AUT-Sitzung auch noch einmal die Ingenieure Andreas Gruber und Frank Zwicker, die mit Fotos erneut belegten, dass die Brücke rostet und der Beton von den Pfeilern bröckelt. Eine Sanierung der Brücke ist möglich und mit knapp acht Millionen Euro auch preiswerter als ein Neubau, der rund 12,5 Millionen Euro kosten würde. Aber: Eine neue Brücke würde das Land mit rund der Hälfte der Kosten bezuschussen, eine Sanierung nicht. Weshalb die Stadt zu einem Neubau tendiert.

Gruber und Zwicker legten den Stadträten zwei Varianten vor – den Neubau an der Stelle, an der sich die alte Brücke befindet, oder ein paar Meter nördlich davon. Die Kosten sind in etwa die gleichen. Das bestehende, 190 Meter lange Exemplar würde durch zwei Brücken (90 und 40 Meter lang, knapp zehn Meter breit und damit erheblich breiter als die alte Brücke) und ein Dammbauwerk in der Mitte ersetzt. Die Herausforderung: Der Bahnverkehr muss während der zwei Jahre währenden Bauarbeiten aufrechterhalten werden. Es muss unter „rollendem Rad“ gebaut werden, wie es im Fachjargon heißt. Und die Bahnbeschäftigten aus dem Stellwerk müssen ihren Arbeitsplatz auch künftig erreichen. Eine Behelfsbrücke sei erforderlich, sagte Gruber. Vermutlich müssen sogar zwei Provisorien errichtet werden, will man auch einen Zugang zu den Kleingärten und zum GES-Gelände mit den alten Lokomotiven schaffen. Die neue Brücke soll eine Nutzlast von 40 Tonnen erhalten. Lkw sind auf der Brücke aber nicht erwünscht, weil sie aus dem angrenzenden Wohngebiet ferngehalten werden sollen.

Der Gemeinderat wird in der kommenden Woche darüber entscheiden, ob in diesem und im nächsten Jahr 540 000 Euro für die Planungskosten bereitgestellt werden. Geht es nach dem Zeitplan der Ingenieure, dann soll noch im Herbst die Entscheidung über den genauen Standort der neuen Brücke fallen. Fürs kommende Jahr erhoffen sie sich den Förderbescheid des Regierungspräsidiums, für 2022 den Beschluss des Gemeinderats zum erforderlichen Bebauungsplan. Im Frühjahr 2023 könnten dann die Bauarbeiter anrücken. Einweihung der neuen Brücke, wenn alles rund läuft: Dezember 2025. Als „spätestes Bauende“ brachte Gruber den Dezember 2027 ins Gespräch.

Die Fraktion Grüne/Linke nimmt nur ungern Abschied von der alten Brücke. Da sei den Bauherren vor 100 Jahren ein „durchaus respektables Brückenbauwerk“ gelungen, lobte Stadträtin Edda Bühler. Sie hätten ob der Bedeutung des Standorts, am Stadteingang zu Kornwestheim, gewusst. Bei den jetzt vorgelegten Plänen handele es sich um simple „Bundesstraßenbrücken“, die dem „Auftakt in den Siedlungsraum“ nicht gerecht werden würden. „Ich bin erschüttert“, sagte Bühler, die sich aussagekräftigere Unterlagen wünschte.

Stadteingang? Hans-Joachim Schmid (CDU) schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Die Große Pflugfelder Brücke sei nie das Eingangstor zur Stadt gewesen, sondern ein Zugang für die Bauern zu den Feldern, kritisierte er. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz sieht die Brücke nicht als „Stadteinfallstor, das repräsentativ sein muss“. Aber bedauerlich sei es schon, dass die alte Brücke aus dem Stadtbild verschwinde. „Ich wundere mich, dass da kein Denkmalschutz drauf ist.“ Aber bevor der komme, solle man besser Fakten schaffen. Eine „schöne Brücke“ wünschten sich auch die Vertreter der anderen Fraktionen, sie schränkten aber ein, dass die angesichts der Finanzlage der Stadt kaum finanzierbar sei. „Ich gehe angesichts der Kassenlage nicht davon aus, dass sich die Stadt etwas Aufwendiges leisten kann“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä. Durch die Bank zeigte man sich froh, dass es nun weitergeht mit der Planung. „Umso mehr wir es verschieben, umso teurer wird es“, sagte Bartholomä. Stimmt. Als die Stadträte 2012 erstmals über eine Brückensanierung sprachen, war noch von 3,2 Millionen Euro die Rede.