Als Volunteer in Namibia: Nicolas Schaible unternimmt mit den Kindern aus dem After-School-Club einen Ausflug in den Nationalpark. Foto: z

Nicolas Schaible fährt mit dem Fahrrad nach Dänemark – für einen guten Zweck.

Kornwestheim - Eine längere Fahrradtour über mehrere Tage, die hat Nicolas Schaible noch nie unternommen. Für seine erste Reise per Rad peilt der 18-Jährige gleich ein etwas weiter entferntes Ziel an – die dänische Hauptstadt Kopenhagen, 1327 Fahrradkilometer nördlich von Kornwestheim gelegen. Man könnte auch sagen: Sie ist 1327 Euro entfernt. Vielleicht ja sogar mehr.

Nach seinem Abitur im vergangenen Jahr am Ernst-Sigle-Gymnasium zog es den jungen Kornwestheimer in die Ferne. Drei Monate lang arbeitete er in einem After-School-Club und in einer Suppenküche in den Townships der namibischen Hauptstadt Windhoek. Er betreute Kinder und Jugendliche nach dem Schulunterricht, unternahm mit ihnen Ausflüge, gab Nachhilfe und das Essen in der Suppenküche aus. Katatura heißt der Stadtteil von Windhoek, das heißt frei übersetzt „Ort, an dem wir nicht leben wollen“. Die Zeit, erzählt Nicolas Schaible, habe ihn sehr berührt und verändert. Die ärmlichen Verhältnisse hätten ihm einmal mehr verdeutlicht, wie gut es ihm in Deutschland ergehe.

Pro geradelten Kilometer einen Spenden-Euro erzielen

Nach dem Vierteljahr in Namibia verbrachte der Kornwestheimer noch zwei Monate als Volunteer in einem Nationalpark in Südafrika, bevor er zurück nach Deutschland kam und auf dem Bau sowie bei der Post arbeitete. Die Zeit bis zum Studienbeginn im Oktober – Schaible will in Karlsruhe Bauingenieurwesen studieren – zieht es ihn noch einmal in die Ferne – mit dem Rad und gen Norden. Und warum, hat er sich gefragt, soll er die Radtour nicht nutzen, um Geld für den After-School-Club und die Suppenküche zu sammeln? Er hofft, pro geradelten Kilometer von Spendern einen Euro zu bekommen, um so später 1327 Euro nach Namibia überweisen zu können. Wenn’s mehr werden, hat sich die Tour auch umso mehr gelohnt – insbesondere natürlich für die Jungen und Mädchen im südlichen Afrika.

Übernachten wird er bei Freunden, die er teils in Afrika kennengelernt hat. Stationen unterwegs sind deshalb unter anderem Heidelberg, Frankfurt, Koblenz Köln, Dortmund, Bielefeld, Hannover, Bremen, Hamburg und Kiel. Der direkte Weg nach Dänemark ist das zwar nicht, aber der, um Freundschaften zu pflegen. Er hat zehn radfreie Tage eingeplant, um Zeit für die Bekannten zu haben, an 13 Tagen will er im Sattel sitzen und täglich rund 100 Kilometer zurücklegen. Weil’s nördlich von Kiel keine persönlichen Kontakte mehr gibt, hat er sich im Internet beim Couchsurfing angemeldet, einem Gastfreundschaftsnetzwerk. Das minimiert die Kosten für die Radtour nach Dänemark.

Am 23. September will er in Kopenhagen sein, um gleich weiterzufahren – nein, nicht zurück nach Kornwestheim, sondern nach Stockholm, Helsinki und Talinn. Der 18-Jährige hatte das große Glück, bei einem Gewinnspiel der Europäischen Union für 18-Jährige eines von 15 000 Interrail-Tickets zu gewinnen, mit denen er kostenlos durch vier Länder der EU reisen kann. Und weil die Fahrkarte auch auf Fähren gilt, will Schaible die Hauptstädte von Schweden, Finnland und Estland ansteuern. Bis zum 30. September hat er Zeit, dann läuft das Interrail-Ticket aus. Und dann geht’s wirklich zurück nach Kornwestheim.

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