So soll die neue Moschee an der Sigelstraße einmal aussehen. Foto: z

Die Pläne für den Moschee-Neubau stehen. Unumstritten sind sie nicht.

Kornwestheim - Sedat Yilbirt ist Experte für den Neubau islamischer Gotteshäuser. Er hat schon Moscheen und dazugehörige Kulturzentren in mehreren deutschen Kommunen erdacht. An diesem Abend im gut gefüllten Kornwestheimer Rathausfoyer hat er die Aufgabe, den Kommunalpolitikern und Bürgern den geplanten Neubau der Türkisch-Islamischen Ayasofya-Gemeinde an der Sigelstraße nahe Stammheim näherzubringen.

Yilbirt wirft Grundrisse und Grafiken per Videobeamer an die Leinwand, sie zeigen die Funktionalität des Gebäudes und sein architektonisches Konzept. Einige Blicke aus dem Publikum sind skeptisch, doch der Augsburger Architekt erklärt unbeirrt in nüchtern-werbendem Ton von dem Vorhaben. Er erzählt zunächst von den verschiedenen Baustilen in der rund 1500 Jahre währenden Geschichte der weltweiten Moscheen und betont dann, die Kornwestheimer Moschee habe „postmoderne“ Eigenschaften. Wichtig sei aber auch die religiöse Symbolik.

Das Minarett – 25 Meter soll es messen – sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus einem Märchenturm Marke „Unendliche Geschichte“ und einer sich öffnenden Blüte. Die großen Fenster am Gebetsraum wirken sakral, auf der acht Meter breiten Kuppel prangt in den Illustrationen ein Halbmond. Das an die Moschee angeschlossene Kulturzentrum wirkt nüchterner, aber hell. Durch ein Glasdach fließt Licht ins Foyer.

Vier Stockwerke werden Moschee und Kulturzentrum haben. Neben Gebetsräumen für Frauen und Männer finden sich Veranstaltungssäle, Büros, Unterrichtsräume, Lager und Küche, außerdem Waschungsräume und Teestube. Die wichtigste Regel für Besuche in der künftigen Moschee nennt Sedat Yilbirt zum Schluss: „Schuhe ausziehen“.

Der Architekt erntet Gelächter und Applaus für den Vortrag, doch im Anschluss gibt es auch baulichen Erklärungsbedarf und vor allem Fragen, die ins Gesellschaftspolitische hineinspielen. Seit Jahren planen die Kornwestheimer Moslems ihren Neubau, und er ist aus ihrer Sicht auch bitter nötig. Die aktuelle, fast zwei Jahrzehnte alte Moschee an der Sigelstraße versprüht den Charme einer Werkhalle, ist teuer im Unterhalt. Unumstritten ist der Neubau dennoch nicht gewesen, auch Kommunalpolitiker stellten in der Vergangenheit Fragen wegen der Vereinszugehörigkeit zur Türkisch-Islamischen Union Ditib, die wegen ihrer Nähe zum türkischen Staat in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten war. Baurechtliche Probleme erschwerten das Vorhaben in der Sigelstraße zusätzlich – ein Stück Eisenbahngelände wollte zunächst entwidmet werden. Das Bebauungsplanverfahren lag zwischenzeitlich auf Eis. Nun aber soll es soweit sein: Der Gemeinderat will das Bebauungsplanverfahren zum Abschluss bringen, ein Bauantrag des Vereins sei bereits in der Stadtverwaltung eingegangen, bericht der Baubürgermeister Daniel Güthler. Schon im kommenden Jahr könnte die neue Moschee stehen, so der Gemeinderat den Bebauungsplan verabschiedet.

Recep Aydin vom Türkisch-Islamischen Verein bemüht sich jedenfalls in seinem Vortrag sichtlich, aufzeigen, dass sich seine Gemeinde gut in die Kornwestheimer Stadtgesellschaft integriert. Er berichtet, wie vor 60 Jahren die ersten türkischen Gastarbeiter auch nach Kornwestheim kamen, „bei Kreidler und der Bahn arbeiteten“ und hier eine neue Heimat fanden. „Jetzt sind wir in der zweiten und dritten Generation hier“. Jugendarbeit werde groß geschrieben, ebenso wie die Zusammenarbeit mit den städtischen Institutionen und Rettungsdiensten. Auch bei Festen wie den Kornwestheimer Tagen und der Ausländischen Nacht bringe sich der Kulturverein ein.

Oberbürgermeisterin Ursula Keck spricht unterstützende Worte und sagt, wie selbstverständlich es sei, dass in Kornwestheim Menschen aus unterschiedlichen Religionen lebten und sich austauschten. Klargemacht wird: Die Moschee ist ein Neubau, aber nicht neu – es gibt ja bereits eine an der Sigelstraße. Eher nüchtern-technisch ist dann noch Daniel Güthlers kurzer Vortrag angelegt. Der Baubürgermeister betont, die Moschee sei in einem „gewerblich-industriellen Umfeld“ gelegen, und werde vom Rest der Stadt aus kaum zu sehen sein.