Lädle-Mitarbeiterin Monika Böhm zeigt nur einen Bruchteil der Kleidung. Foto: Sandra Brock

Das Steinheimer Lädle besteht aus weit mehr als nur dem Verkaufsraum.

Steinheim - Im Steinheimer Lädle wuselt es wieder an diesem Mittwochnachmittag. Käufer und diejenigen, die aussortierte Ware zum Verkauf mitbringen, geben sich quasi die Klinke in die Hand. Manche machen auch beides: Erst ihre Spenden abliefern, dann einkaufen.

Das Steinheimer Lädle ist eine Erfolgsgeschichte: Seit etwas mehr als einem Jahr werden hier zweimal wöchentlich gebrauchte Waren an den Mann und an die Frau gebracht – der Erlös geht an verschiedene Projekte im Ort (wir berichteten).

Im ersten Obergeschoss des ehemaligen Kaufhauses Gross in der Steinheimer Stadtmitte können alle einkaufen: Flüchtlinge, Leute mit kleinem Geldbeutel, Otto Normalverdiener, Leute mit großem Geldbeutel auf Schnäppchenjagd . . . Die Ladenfläche ist voll, aber übersichtlich gestaltet – Kleidung für Männer, Frauen und Kinder gibt es, Schuhe, Geschirr, Bücher, Möbel, Spielsachen und und und.

Damit alles so wohlsortiert, ordentlich und sauber in den Regalen und auf den Kleiderständern landet, arbeiten viele fleißige Hände auch im Hintergrund. Dazu gibt es im Lädle im zweiten Obergeschoss einige Räume. „Die Kammer des Schreckens“ nennt Lädle-Initiatorin Conny Fies das eine Zimmer. Hier lagert Kiloware und Unsortiertes sowie Dinge, die noch ausgepackt werden müssen. Zusätzlich zu den Öffnungszeiten am Mittwochnachmittag und Samstag sind hier ein paar Helferlein auch an anderen Tagen am Werk. „Das macht saumäßig Gschäft“, sagt Conny Fies. „Wir sind dankbar für jede weitere Hand.“

Ist die Ware erst einmal vorsortiert, landet sie einen Raum weiter. Auch die Sommerkleidung ist während des Winters hier untergebracht. Der Idealfall ist es natürlich, wenn die frisch eingetroffenen Spenden direkt nach der Abgabe in den Regalen des Lädles landen. Das klappt aber allein schon wegen der Menge nicht immer. „Es gibt ganz viele spendenfreudige Menschen“, lobt die Steinheimerin. Deshalb gibt es auch manchmal Annahmestopps. Am Ende des Winters werden beispielsweise keine Wintersachen mehr angenommen. „Es tut uns dann leid, wenn wir die Leute vertrösten müssen, aber es kommen immer wieder Zeiten, in denen man es dann abgeben kann.“

Problematisch ist, dass gerade bei Kleidung leider auch nicht immer nur Brauchbares in dem Laden ankommt, auch deswegen muss viel sortiert werden. „Manches ist nicht sauber, verrissen oder stinkt – das mute ich meinen Mitarbeitern nicht zu“, betont Conny Fies. Wobei sie übrigens auch den gegenteiligen Fall kennt: „Es gibt Kartons, deren Inhalt riecht so appetitlich, dass ich es mir sofort anziehen würde“, berichtet sie.

Ordentich und sauber sollen die Sachen sein, das ist ihr wichtig. Mehr braucht es nicht, das habe die Erfahrung gezeigt. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nach unserem Geschmack sortieren“, gibt Conny Fies lachend zu. Einen aus ihrer Sicht „furchtbar scheußlichen Morgenmantel“ nennt sie als Beispiel. „Den hätten wir beinahe rausgeschmissen, ihn dann aber doch in den Laden gehängt: Zehn Minuten später war er verkauft.“

Man könne schlecht einschätzen, was gekauft wird, so die Lädle-Chefin – aber letztlich findet fast jedes Stück einen Käufer. Was auch wichtig ist. „Wir wollen möglichst nicht auf irgendwelchen Entsorgungskosten sitzen bleiben.“ Hilfe gibt es da oft auch vom städtischen Bauhof. Denn bei den Möbeln gibt es hin und wieder Sachen, die das Lädle-Team nicht mehr zusammenbekommt. In einer weiteren „geheimen“ Ecke lagern ein paar Bretter, ebenso wie am anderen Ende des Raumes einige blaue Müllsäcke – die mit den stinkigen und zerrissenen Klamotten.