Szene aus Flóra Anna Budas Gewinnerfilm „27“. Foto: ITFS

Am Sonntag sind die Preise beim Internationalen Trickfilmfestival verliehen worden. Die Politik freut sich über Synergieeffekte, den oft prekären Filmemachern helfen die Preisgelder.

Nächstes Jahr wolle er es in Englisch versuchen, verspricht Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kunst hoch und heilig, als er am Sonntagabend beim Internationalen Trickfilmfestival im Gloria-Kino den Gewinnerfilm des mit 10 000 Euro dotierten Grand Prix verkündet. Braun freut sich riesig über die Scharen, die in der vergangenen Woche die 31. Ausgabe der Schau in Stuttgart besucht haben. Aber auch über die wirtschaftlichen Chancen, die sich durch das Festival und die dadurch beförderten Netzwerke ergeben. „Wir erleben hier die Zukunft“, bekräftigt Braun stolz. „Wir müssen mal die Köpfe zusammen stecken, welche Formate noch möglich sind“, man müsse zum Beispiel noch die Game Zone stärken.

Wildes Leben in expressiven Zeichnungen

Das Preisgeld des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart geht an den Zehnminüter „27“ der Filmemacherin Flóra Anna Buda, produziert wurde das Werk in Ungarn und Frankreich. Buda freut sich sichtlich und dankt unter anderem ihren Eltern, die nicht böse mit ihr seien, dass sie solch einen Film gemacht habe. Wer „27“ gesehen hat, versteht den Scherz. Buda erzählt von Alice, die ihren 27. Geburtstag in der Wohnung ihrer Eltern feiern muss, weil sie sich ohne Job und regelmäßiges Einkommen keine eigene Bleibe leisten kann. Alice ist Single, masturbiert deshalb ausgiebig, beobachtet von ihrem kleinen Bruder, der sofort der Mutter petzt, was die große Schwester in ihrem Zimmer so treibt. Später lässt sich Alice mit einem Kumpel in einer Bar volllaufen, bevor sie zum Tanzen in eine Disco wechselt. Dort konsumiert sie Kokain und hat später Sex mit zwei Polizeibeamten, als die ihr mit einer Anzeige drohen, weil sie berauscht auf ihr Fahrrad gestiegen ist. Was von Alices Erlebnissen in der Wirklichkeit geschieht und was davon nur in ihrem vom Kokain benebelten Hirn, hält Buda mit ihren expressiven Zeichnungen kunstvoll in der Schwebe.

Doch auch die anderen prämierten Werke überzeugen. Zwei der zehn Preisträger sind Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg. Die mit 2 500 Euro dotierte Student Competition gewinnt Bianca Scali mit „It´s just a whole“ über ein junges Mädchen, das sich von seinem Muttermal verabschieden muss. Scali animiert schwarze Tuschezeichnungen auf geprägtem Büttenpapier, was ungeheuer reizvoll ist.

Alter Ego trifft Rotkehlchen

Die ebenfalls in Ludwigsburg ausgebildete Yi Luo freut sich überschwänglich über den mit 10 000 Euro dotierten Lotte-Reiniger-Preis für ihren Film „Dodo“, der in düsteren, teils von blau und rot erhellten Bildern von einem Kind erzählt, das seinen Vater verliert. Der mit 6 000 Euro dotierte Publikumspreis geht an ein enorm humorvolles Werk aus dem Ausland. In „Mee and Burd“ unterhält sich das witzig gekritzelte Alter Ego des Briten Greg McLeod mit einem Rotkehlchen namens Burd, das sich selbst als erzählerisches Mittel bezeichnet, allein erschaffen zu dem Zweck, um McLeods Plot voranzutreiben. Der Ideenreichtum und Witz der Filmemacher, beweist das ITFS aufs Neue, ist grenzenlos.

Alle Preisträger unter www.itfs.de