Der 18-Jährige benötigt eine Zahnbehandlung. Foto: dpa/Andreas Gebert

Ein 18-jähriger Geflüchteter leidet an Epilepsie. Er hat regelmäßig Anfälle. Bei einem ist er so ungünstig gestürzt, dass ihm zwei Vorderzähne abgebrochen sind. Die Stümpfe schmerzen und er schämt sich. Doch Geld für den Zahnarzt hat er nicht.

Wenn Aren (Name geändert) lächelt, hält er sich instinktiv die Hand vor den Mund. Das hat er sich in den vergangenen Monaten angewöhnt. Er schäme sich, sagt der 18-Jährige. Nur zwei kurze, schiefe Stümpfe sind ihm von den Vorderzähnen geblieben. Sie sind nicht etwa Überbleibsel einer Schlägerei, sondern eines epileptischen Anfalls in diesem Sommer. Als ihn das „Gewitter im Kopf“ mal wieder traf, stürzte er ungünstig auf die Zähne.

Die Stümpfe seien sehr temperaturempfindlich. Deshalb geht Aren nun, da es kalt geworden ist, grundsätzlich nur mit Maske vor die Tür, weil ihn die Luft sonst schmerzt, wenn er den Mund aufmacht.

Gleich drei Anfälle an einem Tag

Aren ist wegen der Taliban aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Er habe sich in der Schule abfällig über die radikalislamische Terrorgruppe geäußert, so schildert er es. Das sei leider von einem Mitschüler weitergegeben worden. Die Familie kratzte alles Geld zusammen und schickte den damals noch Minderjährigen auf die Flucht – nach Europa. Sechs Monate sei er unterwegs gewesen. Hier in Deutschland habe sich herausgestellt, dass die Tabletten gegen Epilepsie, die er in der Heimat vom Arzt bekommen hatte, bei ihm ungünstig wirkten. Die Medikation ist inzwischen geändert, doch die Krankheit hat er auch mit den neuen Tabletten noch nicht im Griff.

Erst zwei Tage vor dem Gespräch mit unserer Zeitung war ein heftiger Tag: Gleich drei Anfälle haben ihn da ereilt. Während der Krämpfe nehme er gar nichts um sich herum wahr – anschließend jedoch sei er extrem erschöpft und habe Kopfschmerzen, erzählt er.

Nach vier Minuten sind die Krämpfe vorbei

Aren lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft für Jugendliche in der Region Stuttgart. Auch für das Personal dort ist seine Krankheit herausfordernd: „Natürlich ist das belastend, wir können nie abschätzen, wann er den nächsten Anfall hat – und auch den anderen Jugendlichen machen die Anfälle Angst“, sagt die Erzieherin Melike Demir, die ihn bei dem Gespräch begleitet. Es sei aber auch beängstigend, so einen Anfall mit anzusehen.

Melike Demir hat Arens letzten Anfall miterlebt. Zuckend habe der auf dem Boden gelegen. Nach vier Minuten seien die Krämpfe endlich vorbei gewesen. Danach sei er „müde, desorientiert und ängstlich“ gewesen. Sie rief den Rettungsdienst. Zur Beobachtung sei der 18-Jährige ins Krankenhaus gebracht worden.

Reizarme Aktivitäten sind wichtig

Dreimal am Tag schluckt Aren Tabletten. Diese haben aber auch Nebenwirkungen. Sie hemmen seinen Appetit und seinen Antrieb. In der Bewältigung des Alltags brauche er mehr Unterstützung als andere, berichtet Melike Demir. Und bei den Freizeitaktivitäten muss er aufpassen, was er unternimmt. Computerspielen und Fernsehen geht nicht – das kann einen Anfall auslösen. Es müssen möglichst reizarme Aktivitäten sein wie Klettern. Am liebsten spielt Aren Kricket mit Freunden.

Die Betreuer der Wohngruppe machen sich Sorgen, weil Aren wegen des Problems mit den Zähnen nun noch schlechter isst als zuvor. Nicht nur die Schneidezähne schmerzen den jungen Mann: An einem Backenzahn wäre eine Wurzelbehandlung nötig. Vom Jugendamt bekommt Aren Geld für Hygieneartikel und Kleidung ausgezahlt. Die Kosten für die Zahnarztbehandlung von 1280 Euro kann der 18-Jährige nicht tragen. Die Aktion Weihnachten will helfen.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00.