Die Aktion Weihnachten will helfen, dass ein Lerntandem-Projekt der AWO Stuttgart weiter laufen kann. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Seit 51 Jahren hilft die Aktion Weihnachten Menschen aus Stuttgart und der Region, die in Not sind. Außerdem fördern wir soziale Projekte. Die Hilfsgesuche sind in diesem Jahr sprunghaft gestiegen.

Armut hat viele Gesichter. Da ist die Alleinerziehende, die im Wohnzimmer auf dem durchgelegenen Sofa schläft und sich fragt, wann das Geld mal wieder bis zum Monatsende reicht. Da ist der psychisch kranke Mann, erwerbsunfähig, der aufgrund seines Waschzwangs eine massive Nebenkostenerhöhung erhalten hat. Da ist der junge Mann, dem nach einem epileptischen Anfall zwei Vorderzähne fehlen, der sich die Zahnsanierung aber nicht leisten kann. Das sind nur drei Beispiele, die stellvertretend für viele Menschen in Not stehen. Menschen, die ein Fall für die Aktion Weihnachten sind. Menschen, über deren Schicksale wir in den nächsten Wochen im Advent berichten.

Anträge auf Einzelfallhilfe gestiegen An diesem Freitag startet die 52. Benefizaktion der Stuttgarter Nachrichten. Anträge auf Nothilfe gehen inzwischen Sommer wie Winter ein – doch in diesem Jahr ist die Anzahl an Hilfsgesuchen sprunghaft gestiegen. Das ehrenamtlich arbeitende Team ist stark gefordert. Für uns ist das ein Zeichen, wie viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter wegen der Inflation und der steigenden Energiekosten unter Druck stehen. Und wie zwingend die Möglichkeit zur Einzelfallhilfe ist. Deshalb legen wir in diesem Jahr den Schwerpunkt auf diese Nothilfe – auch wenn wir weiterhin auch soziale Projekte fördern.

Mehr Stuttgarter mit Bonuscard Die Zahl der Bedürftigen in der Landeshauptstadt hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen: 73 828 Menschen haben laut Stadt aktuell eine Bonuscard. Das sind rund 12 000 mehr als vor einem Jahr, als es rund 61 600 waren. Die Zunahme liegt vor allem an den geflüchteten Menschen aus der Ukraine, die Anspruch auf diese freiwillige Leistung haben. Wenn die Wohngeldreform ab Januar greift, dürfte die Zahl der Bonuscardinhaber noch einmal steigen.

Das Familienbudget reicht nicht mehr „Die gestiegenen Preise sind für unsere Klienten existenzbedrohend“, betont Birgit Wieland, die Geschäftsführerin der Kreisdiakoniestelle Stuttgart. Die hohen Lebenshaltungskosten zwängen diese zum Verzicht. „Wir haben Klienten, die sich keine Medikamente mehr kaufen“, berichtet sie. Andere sparten an gesunden Lebensmitteln. Inzwischen fragten in den Diakoniestellen sogar Menschen an, die keine Sozialleistungen beziehen – vor allem Familien, denen das Budget nicht mehr reiche. In den Kreisdiakoniestellen ist man daher froh über die Option, Anträge bei der Benefizaktion zu stellen. „Das ist eine ganz tolle Aktion“, würdigt auch die Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann die Aktion Weihnachten. Diese Form der Unterstützung sei in doppelter Hinsicht wertvoll: „Die Menschen fühlen sich nicht so alleingelassen.“ Diese hätten „keine Spielräume mehr“. Entsprechend wichtig sei, dass von Januar an mit dem Bürgergeld 50 Euro mehr aufs Konto komme.

Projekte, die wir fördern Auch wichtige Vorhaben wollen wir weiterhin fördern. An den folgenden vier Samstagen stellen wir beispielhaft Initiativen vor. Den Start macht an diesem Samstag das Projekt Hausi Heroes der Awo Stuttgart, dessen Finanzierung zum Jahresende ausläuft. Es richtet sich an geflüchtete Kinder und Jugendliche, damit diese in unserem Bildungssystem nicht hinten runterfallen. Ihnen werden ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren zur Seite gestellt, die sie beim Lernen unterstützen. Eine Woche später lesen Sie an gleicher Stelle über den Hilferuf der Träger der Obdachlosenhilfe, deren Schlafsacklager vor dem Winter leer waren. Außerdem stellen wir ein Vorhaben der Nikolauspflege vor, das blinden und sehbehinderten Kindern zugutekommen soll. Schließlich werfen wir ein Schlaglicht auf eine Folge der Pandemie: die Zunahme bei den Essstörungen. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit möglichst vielen jungen Betroffenen geholfen wird.

„Flitzerle“ ist unterwegs Das „Stuttgarter Flitzerle“, das wir Ihnen vor einem Jahr ans Herz gelegt haben, ist übrigens seit Juni regelmäßig unterwegs. Der Fahrdienst für bedürftige Senioren, die nicht mobil sind, werde vorwiegend für Fahrten zum Arzt angefragt, berichtet Günther Schwarz, der zuständige Bereichsleiter bei der Evangelischen Gesellschaft. Die Online-Opferhilfe des Kinderschutz-Zentrums konnte der Spendenaktion sei dank ebenfalls in diesem Sommer starten. Auch in der Ukrainehilfe hat sich die Aktion Weihnachten engagiert – unter anderem über die Finanzierung von Lebensmittelgutscheinen, die die Caritas und das Asylpfarramt den Neuankömmlingen mitgeben konnten.

Unsere Unterstützer Die Spendenaktion wäre ohne die Großzügigkeit unsere Leserinnen und Leser nicht denkbar, aber auch nicht ohne die Unterstützung von kleinen, mittleren und großen Stuttgarter Unternehmen, sie tragen mit ihren Spenden maßgeblich zum Erfolg bei. Zu den treuen Unterstützern der Benefizaktion zählen seit vielen Jahren auch die Bosch-Musikgruppen sowie das Stuttgarter Ballett und die John-Cranko-Schule. Ein besonderer Dank geht dabei an Roman Novitzky. Der Tänzer, Choreograf und Fotograf steuert erneut einige seiner Ballett-Fotografien für die Aktion Weihnachten bei.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.