Zwischenzeitlich lebte Marcel bei Scout am Löwentor in einem Zimmer wie diesem. Foto: Lichtgut/Max / Kovalenko

Marcel hat als Kind keine Geborgenheit erlebt und verbrachte den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Heimen und Pflegefamilien. Seinen Schulabschluss hat er geschafft. Nun benötigt er Kleidung für Bewerbungsgespräche.

Vor einem Jahr hat Marcel (Name geändert) zum ersten Mal in seinem Leben ein klassisches Weihnachtsfest erlebt. Seine Tante hatte ihn eingeladen. Es hat ihm viel bedeutet. Er kannte das so gar nicht: Weihnachten als Familienfest.

Marcel war ein ungewolltes Kind. Seine Mutter hat das gegenüber den Behörden offen ausgesprochen. Sie hat nie Interesse an ihrem Sohn gezeigt. Nach der Geburt ging sie ins Ausland, um dort zu arbeiten. Das Baby überließ sie der Oma. Dort war der Junge nicht gut aufgehoben. Benahm er sich nicht, wurde er eingesperrt. Er habe viel Gewalt erfahren, bevor die Oma ihn aus Überforderung im Alter von fünf Jahren weggegeben habe, berichtet eine Sozialpädagogin von Scout am Löwentor, einer intensivpädagogischen Einrichtung in Stuttgart.

Der Blutzucker wirkt sich auf die Stimmung aus

Marcel wuchs in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien auf. Ein Gefühl der Geborgenheit konnte er nie entwickeln, sich nie fest an jemanden binden. Er eckte zuerst als Kind, dann als Jugendlicher immer wieder an. Sein herausforderndes Verhalten liegt auch in seinen Diagnosen begründet: Marcel hat nicht nur die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADHS, sondern auch, seit er sieben Jahre alt ist, einen nicht gut eingestellten Diabetes-Typ-1 diagnostiziert. Sein schwankender Blutzucker wirkt sich auf seine Stimmung aus. Eigentlich sei er ein fröhlicher Typ, so die Sozialpädagogin, aber wenn er nicht gut eingestellt sei, könne er aggressiv werden.

Bevor er zu Scout am Löwentor kam, lebte Marcel in einer Einrichtung in Mitteldeutschland. Er war unglücklich dort und zeigte das auf eine fatale Weise: Er ließ seine Werte so weit eskalieren, dass es lebensbedrohlich wurde. Zweimal kam es zu einem diabetischen Schock, sodass er unterzuckert als Notfall in die Klinik kam. Sein Vormund entschied, dass er einen geschützteren Rahmen braucht. So landete Marcel in Stuttgart bei Scout. Er war knapp 16 Jahre alt. Bei Scout stabilisierte er sich, schaffte es, den Hauptschulabschluss zu erreichen.

Die Krankenkasse will die Pumpe bisher nicht bewilligen

Marcel hat die vergangenen zwei Jahre in einer betreuten Wohngemeinschaft verbracht, seit Oktober lebt er in einer eigenen Wohnung. Er wird aber immer noch engmaschig betreut. Zweimal die Woche kommt seine Sozialpädagogin zu ihm. Gerade kämpft diese darum, dass Marcel eine Insulinpumpe von der Krankenkasse bewilligt bekommt, die seinen Blutzucker reguliert. Denn Marcel nimmt seine Diabetes-Erkrankung weiterhin nicht ernst genug. Er blendet aus, wie gefährlich das ist. Da zeigt sich seine mangelnde Reife. Die meisten der Jungs bei Scout seien entwicklungsverzögert, heißt es dort. Eine Insulinpumpe, so die Hoffnung, könnte die Gefahr einer Unterzuckerung bannen. Doch bisher sperrt sich die Krankenkasse. Die Bewilligung erfolge erst, berichtet eine Kollegin vom Fachdienst bei Scout, wenn Marcel stabile Werte vorlegen könne.

Abgesehen von seinem unvernünftigen Diabetes-Management sei Marcel aber ein zuverlässiger junger Mann, der nun auf der Suche nach einer Arbeitsstelle ist. Er sei sehr filminteressiert und würde gerne in einem Kino arbeiten. Auch die Gastronomie würde den 20-Jährigen interessieren. Er besitzt allerdings keine angemessene Kleidung für die Arbeitssuche. Scout am Löwentor hat sich deshalb mit der Bitte um eine finanzielle Spende an die Aktion Weihnachten gewandt.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier.