Die Ärzte im Klinikum Stuttgart bieten eine zielgerichtete Behandlung für eine bessere Wundheilung und Prävention von Amputationen. Foto: Klinikum Stuttgart

Der Diabetes mellitus ist die häufigste Hormon- und Stoffwechselerkrankung. Etwa zehn Prozent der Deutschen sind zuckerkrank. Unter den Folgeerkrankungen des Diabetes spielt der diabetische Fuß eine besondere Rolle.

Im Alter treten viele Krankheiten auf, darunter auch Diabetes. Das Klinikum Stuttgart geht mithilfe eines interdisziplinären Teams und verschiedenen Fachbereichen individuell auf die unterschiedlichen Auswirkungen des diabetischen Fußes ihrer Patienten ein, um eine optimale Behandlung anzugehen. Die Entwicklung eines Risiko-Passes der Deutschen Diabetes-Gesellschaft soll bei der Aufklärung der Patienten helfen.

 

Diabetes: Definition und Ursache

Diabetes – auch als Zuckerkrankheit bezeichnet – betrifft als Volkskrankheit aktuell rund neun Millionen Menschen in Deutschland. Beim Typ-1-Diabetes, der meist im Kindes- und Jugendalter beginnt, hat der Körper die Fähigkeit zur Produktion des wichtigen Hormons Insulin ganz verloren. Beim Typ 2-Diabetes ist die Wirksamkeit des Insulins im Körper vermindert, was zu einer verminderten Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (Insulinresistenz) führt.

Folgen und Folgeerkrankungen von Diabetes

Besonderes Problem der Zuckerkrankheit sind deren Folgekrankheiten, die aufgrund von Schädigungen der Nerven und Gefäße durch die erhöhte Blutglukose entstehen. Betroffen sind in erster Linie das gesamte Nervensystem, die Durchblutung von Herz, Gehirn und Beinen, die Nieren und die Augen. Bluthochdruck und erhöhte Blutfette, die beim Typ 2-Diabetes häufige und wichtige Begleiter und Vorläufer sind (Metabolisches Syndrom), begünstigen zusätzlich die Entstehung von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gangrän der Beine.

Unter den Folgeerkrankungen des Diabetes spielt der diabetische Fuß (DFS) eine besondere Rolle. Die Behandlung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom ist seit Jahren ein wichtiger Schwerpunkt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie im Klinikum Stuttgart. Die Klinik arbeitet eng mit der Gefäßchirurgie, der diagnostischen und interventionellen Radiologie, der Orthopädie sowie einem speziellen Team für die Wundheilung zusammen.

Prof. Dr. Ralf Lobmann, ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie im Klinikum Stuttgart betont: „Der diabetische Fuß ist eine komplexe Erkrankung. Patienten benötigen ein interdisziplinäres Team unterschiedlicher Experten, das sich um sie kümmert. Nur so ist der Behandlungserfolg – der primär die vollständige Wundheilung und der Extremitätenerhalt sein soll - maximal.“

Therapie und Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms

Im Klinikum Stuttgart kommen spezielle Konzepte zum Einsatz, um Amputationen bei Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom zu verhindern.

Basis für die erfolgreiche Therapie ist die interdisziplinäre und interprofessionelle Kooperation. Neben den genannten ärztlichen Fachbereichen ist die Zusammenarbeit mit dem Wundmanagement, der Diabetesberatung und Orthopädieschuhtechniker/-macher unerlässlich.

Die Koordination dieser Patienten wird dabei primär durch die Diabetologie übernommen. Grundsätzlich hat – auch wenn die Nervenfunktionsstörung bei Diabetes (Neuropathie) der entscheidende auslösende Faktor ist, eine Gefäßdiagnostik (neben der klinischen Untersuchung die Testung mittels Ultraschalls und nachfolgend auch bildgebenden Verfahren DAS, Angio-MRT) zu erfolgen. Die Gefäßrekonstruktion hat dabei Vorrang und kann zum Beispiel im modernen Hybrid-OP durch die interventionelle Radiologie oder die Gefäßchirurgie ablaufen.

Im Falle der Notwendigkeit von Knochenresektionen oder gar Amputationen achten die Partner der Orthopädie im zertifizierten Fußzentrum auf ein möglichst minimal-invasives Vorgehen, bei dem sie stets die postoperative Funktionalität im Blick haben.

Diabetischer Fuß: Pflege und richtige Wundversorgung spielen eine große Rolle

Schlechte Durchblutung und der Infekt von Weichteilen und Knochen sind die limitierenden Faktoren, um ohne einen operativen Eingriff eine diabetische Wunde zur Abheilung zu bringen. Unterstützend sind auch innovative Methoden wie zum Beispiel die Therapie mit Kalt-Plasma regelhaft im Einsatz.

Auch der Einsatz der Vakuum-Therapie, innovativen Wundauflagen, die Transplantation von Haut (Mesh-graft) und die Teniotomie zur effektiven Behandlung von Kuppenulcera bei Krallenzehen unterstützen das Bemühen um eine vollständige Wundheilung und werden im Rahmen eines individuellen Behandlungsplanes für den Patienten erarbeitet und umgesetzt.

Zum Entlassmanagement gehört auch die Klärung der qualifizierten Weiterversorgung der Wundbehandlung und die Versorgung mit einer Orthese oder Verbandsschuh – gegebenenfalls auf Maß und mit individuellen Einlagen durch den Orthopädieschuhtechniker. Ein besonderer Schwerpunkt ist in enger Zusammenarbeit mit der Orthopädie die Behandlung des Charcot-Fußes, einer knochenzerstörenden Sonderform des diabetischen Fuß aufgrund der Neuropathie. Neben der Entlastung folgt dann auch die Fußstruktur aufbauende Therapie durch die operativ tätigen Kolleginnen und Kollegen.

Zielerreichung: Geringe Amputationsrate

In einer interdisziplinären Struktur – wie sie die von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifizierten Zentren aufweisen - liegt die Rate der Major Amputationen unter vier Prozent - in der Regelversorgung noch immer bei zehn Prozent. Die Therapie in einem entsprechenden Zentrum ist somit eindeutig Extremitäten erhaltend und lässt die Ziele der St. Vincent Deklaration (Halbierung der Amputationsraten) von 1989 doch erreichen.

Durch Initiative der Gruppe um Professor Lobmann und Kollegen wurde durch die DDG ein Risiko-Pass für das diabetische Fußsyndrom etabliert, der in einem Ampelsystem das Risiko für ein DFS beziehungsweise eine Amputation aufzeigt – und dabei gleichzeitig über das Recht auf eine Zweitmeinung vor Amputation aufklärt.

Klinikum Stuttgart - Anlaufstelle für Patienten

Das Klinikum Stuttgart ist seit 2004 von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft als "Fußbehandlungseinrichtung DDG" im stationären und ambulanten Bereich anerkannt. Die Fußambulanz am Katharinenhospital des Klinikums Stuttgart kann von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom und chronischen Wunden mit einer Überweisung durch den Hausarzt in Anspruch genommen werden.


Info: Betroffene können sich auf der Webseite des Klinikum Stuttgart weitere Informationen zur Behandlung des diabetischen Fußsyndroms einholen und Sprechstundentermine einsehen.