Hier hat Herr I. Besuch von seiner Frau und der jüngsten Tochter im Krankenhaus. Foto:  

Herr I. ist Vater von vier Kindern und schwer herzkrank. Er hatte zunächst einen Defibrillator, dann ein künstliches Herz. Seit diesem Sommer lebt er mit einem Spenderherzen. „Fühl meinen Puls“ , sagte er nach der OP zu seiner Frau.

Die Angst um ihren Mann begleitet sie schon sehr lange. Zwei Tage vor der Hochzeit bekam er so starke Bauchschmerzen, dass er ins Krankenhaus musste. Man stellte fest, dass der Herzrhythmus des damals 19-Jährigen extrem aus dem Takt war. Sie heirateten trotzdem. So bald wie möglich ließ er sich einen Defibrillator einsetzen, der ihn vor dem plötzlichen Herztod bewahren sollte. Herr I. war zunächst als Rohrreiniger tätig, Frau I. arbeitete im Verkauf, bis sie schwanger wurde und ihr erstes von insgesamt vier Kindern gebar.

Herr I. hatte immer wieder kritische Symptome. Er wurde auch bei der Arbeit ohnmächtig. Dann setzte der Defibrillator ein. Wenig später konnte er nicht mehr arbeiten. Die „schlimmen Jahre“ hätten 2018 begonnen, sagt Frau I. Da bekam er ein künstliches Herz eingesetzt. Er habe unzählige Operationen über sich ergehen lassen müssen. Nach der Haupt-OP wachte er nicht auf. Zehn Tage lag er im Koma. Seine Frau saß an seinem Bett, hielt seine Hand, sang für ihn. Er sollte sie spüren – und er habe sie gespürt. Sie nahm seinen Händedruck wahr.

Frau I. musste noch einen weiteren Verlust verkraften

Sie holt ein liebevoll gestaltetes Fotobuch, das die Jahre nachzeichnet, die Wochen und Monate, die er in der Klinik in Heidelberg war. Einmal hatte Herr I., der wie seine Frau Mitte 30 ist, innerhalb von sechs Wochen jeden zweiten Tag eine Operation. Beklagt habe er sich nie, sagt sie. Mit dem Kunstherz habe sich ihr Leben radikal geändert. Er musste stets im Rucksack die Batterien mit sich tragen, die sein Herz mit Energie versorgten. Schlank war er schon immer, aber nun wurde er sehr dünn.

Wenn Frau I. allein in die Klinik fuhr, kümmerte sich ihre Schwester um die Kinder. Nachdem sie der zwölf Jahre Jüngeren verkündet hatte, dass sie ein viertes Kind erwartet, schrieb diese per SMS: „2020 wird das schönste Jahr – ich werde wieder Tante!“ Es war das Letzte, was sie von der geliebten Schwester lesen sollte. „Sie starb in der nächsten Nacht an einer Lungenembolie“, sagt Frau I. , die von großer Trauer übermannt wurde. Ihre Schwester sei für sie wie ein erstes Kind gewesen. Weil ihre Mutter arbeitete, habe sie diese großgezogen.

Wegen eines Keims konnte er monatelang nicht entlassen werden

Die jüngste Tochter trägt den Vornamen der Schwester – und nicht nur das teilen die beiden. „Sie wurde am Geburtstag meiner Schwester geboren.“ Für Frau I. ist es ein Geschenk: Sie dürfe an dem Datum weiterhin jedes Jahr einen Kuchen backen. Ihr viertes Kind habe ihr Leben gerettet, sagt sie. Die vier Kinder geben den Eltern unglaublich viel. Die beiden Großen seien sehr verantwortungsbewusst und selbstständig. Sie habe leider keine Zeit, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen. Aber es laufe zum Glück sehr gut bei ihren drei Schulkindern. Die Dreijährige ist noch zu Hause. Sie hat bisher keinen Kitaplatz bekommen.

Die vergangenen zwei Jahre haben noch mal sehr viel von der Familie abverlangt. Herrn I.s Nieren arbeiten nicht mehr richtig. Er hatte zeitweilig extreme Wassereinlagerungen. Dann zog sich der Familienvater auch noch einen Keim zu. Insgesamt lag er fast acht Monate am Stück in Heidelberg. Die Ärzte meinten, er könne erst entlassen werden, wenn ihm ein Spenderherz transplantiert worden sei. „Die Warterei war grausam“, sagt Frau I. Im August dieses Jahres kam die erlösende Nachricht, ein Herz sei da.

„Fühle meinen Puls“, sagte der Mann zu seiner Frau

Sie verspürte Freude, aber auch Angst. Angst, ihn bei dem Eingriff zu verlieren. Als sie ihren Mann nach der Transplantation besuchte, nahm er ihre Hand: „Fühl meinen Puls“, meinte er – mit künstlichem Herzen hatte er keinen mehr gehabt. Was für ein Gefühl es war, ihm zu Hause endlich mal wieder ein Bad einlassen zu können. Auch Duschen war zuvor nicht möglich gewesen. Es geht Herrn I. vergleichsweise besser mit dem neuen Herzen, aber er muss weiterhin zur Dialyse, wartet auf eine Spenderniere. Auf einem Auge ist er zudem erblindet – die Nebenwirkung eines Medikaments.

Die Familie war noch nie im Urlaub. Eine Sozialarbeiterin hat sie im Familienerholungsheim Reichenau angemeldet. Den Eigenanteil von rund 2000 Euro können die Eltern jedoch nicht zahlen. Sie leben von Bürger- und Pflegegeld. Letzteres wird nur für die Monate gezahlt, die der Vater nicht in der Klinik ist. Die Aktion Weihnachten will die Auszeit ermöglichen.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier.