Der Käfig ist leer. Seit Sommer ist es still in der Wohnung von Frau S. Foto: vv

Frau S. leidet schon sehr lange an Depressionen. Bei einem Suizidversuch erlitt sie eine inkomplette Querschnittslähmung. Die Begleiterkrankungen führen zu Mehrausgaben. Die Rentnerin hat sich Geld geliehen, um sich Lebensmittel zu kaufen.

Sie würde so gerne mal wieder die Ruhe finden, ein Buch zu lesen. Frau S. hat früher viel gelesen. Aber die Geldsorgen, die sie plagen und die Schmerzen, die zum steten Begleiter geworden sind, führen dazu, dass sie sich nur noch schlecht konzentrieren kann. „Und die Medikamente machen mich müde.“ Man sieht der Mitte-60-Jährigen an, dass sie einmal eine sehr schöne Frau war. Ihre Mutter habe ihr auch nach ihrem Unfall mitgegeben, dass sie stets auf sich achten solle, erzählt Frau S. – auch wenn sie den Rest ihres Lebens mit einer Körperbehinderung würden leben müssen.

Frau S. war früher eine „sehr gute Schülerin“, wie sie selbst sagt. Auch im Pädagogikstudium hatte sie mit dem Stoff keine Probleme. Doch nach drei Semestern musste sie abbrechen. Aus psychischen Gründen. Sie sei damals länger in der Psychiatrie gewesen, wo sie sich nicht wohlgefühlt habe – zu sechst seien sie in einem Zimmer gewesen. Es waren noch andere Zeiten in den deutschen Psychiatrien. Ihre Lage kam ihr damals komplett hoffnungslos vor. An einem Wochenende, das sie bei ihren Eltern verbringen durfte, versuchte sie, ihr Leben zu beenden.

Frau S. vermisst ihr Wellensittiche „Mädi“ und „Bubi“

Sie wachte im Krankenhaus wieder auf – und war eine andere. Sie hatte sich eine inkomplette Querschnittslähmung zugezogen. Auch wenn sie noch Gefühl in den Beinen hatte, trugen diese sie zunächst nicht. „Ich musste wieder lernen zu laufen.“ Man sieht ihr an, dass etwas nicht stimmt: ihre Körperhaltung ist starr und verkrampft. Was für Frau S. besonders belastend ist, ist, dass ihre Blasen- und Darmfunktion seither stark beeinträchtigt sind. Hinzu kommen starke Schmerzen. Lange Jahre war allem der Rücken betroffen, inzwischen auch noch der Kopf. Alle paar Wochen habe sie darüber hinaus extrem schlimme Schmerzanfälle: immer drei Tage und drei Nächte lang. Sie könne dann nur im Bett liegen und warten, dass das Martyrium vorbei geht. An Schlaf sei nicht zu denken. Und auch nicht an ihren traditionellen Gang am Morgen. Eigentlich macht sie sich immer in der Früh um 7.45 Uhr auf und geht mit ihrem Rollator zum nahe gelegenen Supermarkt. „Damit ich einmal rausgekommen bin“, sagt sie.

In ihrem kleinen Wohn-Essbereich steht ein leerer Vogelkäfig. Bis zum Sommer zwitscherte es noch in ihrer Wohnung. Sie hatte ein Wellensittichpärchen. Doch zuerst starb ihr „Mädi“, dann auch ihr „Bubi“, wie die beiden hießen. Ihr sehnlichster Wunsch wäre, wieder ein Pärchen kaufen zu können. Aber die Geldsorgen, sie drücken. Frau S. hat mehr als 30 Jahre in einer Werkstatt für psychisch kranke Menschen gearbeitet. Sie hat nur eine geringe Rente und erhält aufstockend Grundsicherung. Ihre gesundheitlichen Einschränkungen, vor allem die Blasen- und Darmprobleme, verursachen viele Zusatzkosten. Sie muss zum Beispiel sehr viel häufiger waschen als üblich und muss auf eine ballaststoffreiche Kost achten. Einen Teil ihrer Medikamente bezahlt sie selbst.

Zwei Tage lang hat sie gar nichts gegessen

Frau S. ist es eigentlich gewohnt, auf ihre Finanzen zu achten. Sie hatte ja nie viel Geld. Doch im Zuge der Inflation kam sie nicht mehr zurecht. Es reichte nicht mehr am Monatsende. „Ich hatte nicht mal mehr Geld, um Brot oder Wasser zu kaufen“, sagt sie. Einmal habe sie bei den Nachbarn geklingelt, um sich Brot zu leihen. „Sie wollten mir nichts geben“, ist sie immer noch erschüttert. Sie habe zwei Tage nichts gegessen. Die ohnehin sehr dünne Frau S. wurde noch dünner. So kam es, dass sie sich kleinere Beträge von Bekannten lieh. Nun ist Frau S. verzweifelt: Sie wisse nicht, wie sie die Schulden – insgesamt 500 Euro – zurückzahlen soll. Der Körperbehinderten-Verein Stuttgart hat sich deshalb hilfesuchend an die Aktion Weihnachten gewandt.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Texte zur Aktion Weihnachten lesen Sie hier.