Der kleine Keano ist fasziniert von dem Glockenwindspiel im Häuschen. Foto: Lg/Christoph Schmidt

Mithilfe des „Nikohäuschens“ will die Nikolauspflege Kinder mit Sehbehinderung spielerisch fördern. Die Frühförderstelle soll mit zehn Häuschen ausgestattet werden. Die Aktion Weihnachten unterstützt das Projekt.

Eigentlich steht Keanos Vormittagsschlaf an. Aber der Zweijährige, der sich eben noch die Augen gerieben hat, ist plötzlich putzmunter. Er haut gegen die Plexiglasdecke des Holzhäuschens, in das ihn eine Erzieherin gesetzt hat, drückt mit dem Popo gegen einen großen roten Knopf an der Seite, hält kurz inne. Eine Stimme erklingt im Häuschen: „Ohren auf, lass uns schauen, was ist denn das?“

Dann geht es auch schon weiter mit dem Erkunden. Kaeno bekommt einen orangefarbenen Puschel zu fassen, der vor ihm in der Luft baumelt. Das Teil wird gleich mal in den Mund gesteckt. Der Junge verzieht das Gesicht. Der Puschel schmeckt wohl nicht gut. Er drückt den Puschel mit beiden Händen. Und benutzt beide Hände, als er als nächstes ein Glockenwindspiel erforscht. Als sie das sehen, strahlen die Erwachsenen im Raum.

Der Zweijährige ist mit einer Sehbehinderung auf die Welt gekommen. Auch seine Körperwahrnehmung ist gestört, er vernachlässigt die rechte Seite. Daher sei es bemerkenswert, dass er in dem Häuschen auch mit der rechten Hand greift, erklärt Sabine Stoll, die Leiterin des frühkindlichen Bereichs bei der Nikolauspflege und des Nikolino-Kindergartens, als sie den Prototypen des „Nikohäuschens“ präsentiert.

Der Mann einer Mitarbeiterin, der Schreiner ist, hat es gebaut für die Förderung der Kinder. Für blinde und sehbehinderte Kinder sei Räumliches schwer zu erfassen, erklärt Sabine Stoll. Was ist oben, was ist unten, was ist rechts, was ist links? Das lasse sich in dem kleinen, begrenzten Raum gut erfahren.

Das Häuschen ist leicht zu transportieren

Die Nikohäuschen können individuell auf die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. Für Keano, der selbst rein- und rauskrabbeln kann, könnte man auch außen Spielzeuge oder Materialien anhängen. Wichtig sei, dass die Dinge „verlässlich“ zu finden seien. Dass sich das Häuschen auch für Kinder gut eignet, die stärker beeinträchtigt sind, zeigt das Beispiel eines Mädchens aus Keanos Kindergartengruppe. Die Fünfjährige liegt gebettet in dem Häuschen, ein Kissen stützt die Beine. Bei ihr sei unklar, was sie alles von ihrer Umgebung wahrnimmt, erklärt Stoll. Doch fasziniert ist das Mädchen offensichtlich von der besonderen Umgebung. Immer wieder wackelt sie mit dem Kopf und bringt damit die Röhren des Windspiels zum Klingen.

Wie kam es zu dem „Nikohäuschen“-Prototypen? Eltern fragten oft bei ihnen an, wie sie ihre Kinder auch zu Hause gut fördern könnten. „Die blindenspezifischen Hilfsmittel sind leider oft hässlich und sehr teuer“, berichtet Stoll. Daher hat sich die Nikolauspflege an die eigene Entwicklung solch eines Produkts gemacht. Das „Nikohäuschen“ sei nicht so groß und könne auch von Geschwisterkindern bespielt werden. Der Clou: Das Häuschen ist auch noch leicht zu transportieren. Das ist auch wichtig, denn das Hilfsmittel soll nicht nur am Dornbuschweg beim Nikolino zum Einsatz kommen.

Frühförderstelle betreut 200 Kinder in Baden-Württemberg

Zehn „Nikohäuschen“ samt Fördermaterial will die Nikolauspflege produzieren beziehungsweise anschaffen, ist dafür aber auf Spenden angewiesen. Die Häuschen sollen über die Frühförderstelle an Familien mit blinden und sehbehinderten Kindern ausgeliehen werden. Potenziell könnten sehr viele Jungen und Mädchen profitieren. Die Frühförderstelle betreut rund 200 Kinder in Baden-Württemberg, verteilt auf 15 Landkreise. „Wir wollen damit ein Highlight schaffen für die Familien“, sagt auch Sonja Zeyen von der Nikolauspflege.

Auch Regelkindergärten, die Inklusionskinder mit Sehbehinderung betreuten, sollen die Häuschen ausleihen können. Die Aktion Weihnachten will die Nikolauspflege bei ihrem Vorhaben unterstützen.

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Konten
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