Maren verbringt viel Zeit mit ihrer Mutter. Foto: Viola Volland

Maren ist Auszubildende – und die Stütze ihrer Familie. Sie hat einen psychisch belasteten Bruder und eine pflegebedürftige Mutter, die früher drogenabhängig war. Die Bindung ist eng, obwohl die Kinder zwischenzeitlich in einer Wohngruppe lebten.

Maren (Name geändert) hat das Gefühl, zwei Leben zu führen. Ihr ist es wichtig, diese beiden Leben voneinander getrennt zu halten. Ihre Kollegen wissen nicht, unter welchen Bedingungen sie groß geworden ist. Sie sollen es auch nicht wissen. Marens alleinerziehende Mutter war früher drogenabhängig, der Vater nie präsent. Ihre Sucht hat die Mutter aber offenbar gut vor den Kindern verborgen. Das Verhältnis ist immer innig gewesen. „Wir waren absolute Mamakinder“, sagt Maren. So kam es für sie und ihren Bruder überraschend, als plötzlich die Polizei die Wohnung stürmte. Die beiden Kinder mussten mit ansehen, wie die Mutter abgeführt wurde. Sie wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

„Sie war alles für uns, wir haben ja nur sie“

Die Geschwister kamen kurzfristig zu einem älteren Bruder, von dort in eine Wohngruppe. Für ihren jüngeren Bruder war Maren ab sofort die Ersatzmutter, obwohl sie nur knapp ein Jahr älter ist. „Ich war immer die Starke und habe nie nach mir geguckt“, sagt die heute Anfang 20-Jährige. Viereinhalb Jahre lang seien sie Heimkinder gewesen. Die Beziehung zur Mutter riss auch während der Haftzeit nie ab. Regelmäßig haben die beiden sie besucht. Nach der Entlassung war klar, dass sie zurückwollten. „Sie war alles für uns, wir hatten ja nur sie“, sagt Maren. Als sie „nach und nach“ zurück durften zur Mutter, waren sie Teenager.

Ihr Bruder litt lange unter starken Verlustängsten. Er wollte nicht alleine schlafen, habe sich in kein Geschäft ohne Begleitung getraut. Auch Anrufe musste sie für ihn tätigen. Er fehlte oft in der Schule. Sie selbst sackte zwar notenmäßig zwischenzeitlich auch ab, schaffte aber ihren Realschulabschluss. Weil ihre Mutter körperlich massiv abgebaut hat, war es Maren, die kochte und auch das meiste einkaufte. Zum Glück gehe es ihrem Bruder inzwischen besser. Seine Ängste haben nachgelassen.

Jede Mittagspause fährt sie zur Mutter

Marens Mutter hat sie an diesem Tag zum Treffpunkt begleitet: Beim Verein Die Brücke in der Stuttgarter Innenstadt findet auch an diesem Tag ein Begegnungscafé statt. Die Mutter sieht deutlich älter aus als Mitte 50. Auch für sie wird die Zeit in Haft und die Trennung von ihren Kindern ein Trauma gewesen sein. Fünf Kinder hat die Stuttgarterin, die älteren drei waren in Pflegefamilien groß geworden. Ihre Jüngsten, Maren und der Bruder, stehen der pflegebedürftigen Frau nun zur Seite. Die Tochter begleitet sie zum Substitutionsarzt. Jede Mittagspause verbringt sie bei der Mutter. Bis vor Kurzem ist sie auch abends gekommen, um Essen zuzubereiten. Doch gerade spürt sie eine Müdigkeit in sich. „Ich brauche die Abende für mich“, sagt die junge Frau. Es klingt so, als würde sie sich rechtfertigen. Auch ihre Arbeit ist sehr fordernd. Sie macht eine Ausbildung und weiß auch schon, dass sie anschließend übernommen wird.

Nur für den Kleiderschrank hat es nicht mehr gereicht

Sie wohnt seit Kurzem in einer eigenen Wohnung. Die Möbel hat sie sich von ihrem Ersparten gekauft, zum Großteil gebraucht über ein Kleinanzeigenportal. Sie hätte auch eine Erstausstattung beim Jobcenter beantragen können, aber das wollte sie nicht. Sie habe wegkommen wollen vom Jobcenter. „Lieber habe ich am Anfang weniger, als dass ich auf irgendjemanden angewiesen bin“, sagt sie. Nur für einen Kleiderschrank hat es nicht mehr gereicht. Der Seelsorger für aids- und drogenkranke Menschen, Uwe Volkert, der Maren über ihre Mutter kennt, hat deshalb einen Antrag bei der Aktion Weihnachten gestellt und um eine Spende für den Kleiderschrank gebeten.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benfizaktion können Sie hier lesen.