Dieter Griesinger engagiert sich bei der Eva als Fahrer. Fürs neue „Flitzerle“ (nicht im Bild) sieht er Bedarf. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Leuchtturmprojekt der Aktion Weihnachten: Bedürftige Senioren, die in der Mobilität eingeschränkt sind und sich kein Taxi leisten können, will die Evangelische Gesellschaft mit dem „Stuttgarter Flitzerle“ unterstützen. Die Spendenaktion gibt großzügig Starthilfe.

Stuttgart - Was macht man, wenn man nicht mehr gut zu Fuß ist, zum Arzt muss, aber niemanden hat, der einen fährt? Man ruft ein Taxi. Doch arme Menschen können sich dieses nicht leisten. Die Evangelische Gesellschaft will deshalb das „Stuttgarter Flitzerle“ auf den Weg bringen: einen Fahrdienst für bedürftige, einsame Senioren, die in der Mobilität eingeschränkt sind. Damit sie zum Beispiel unkompliziert zum Arzt, auf den Friedhof, zum Impftermin kommen können. „Es geht darum, dass diese Menschen wieder teilhaben können“, erklärt Martin Schneider, der als Bereichsleiter bei der Evangelischen Gesellschaft unter anderem für das Seniorentelefon zuständig ist.

Er denkt dabei an Menschen wie Herrn W., den er einmal in einem Wohnturm besucht hat. Der End-70-Jährige, ein ehemalige Buchbinder, mit kleiner Rente sei von sich aus kaum nach draußen gegangen. „Er ist oft gestürzt, trotz Rollator“, berichtet Schneider. Weil er ein Sauerstoffgerät mit sich führen musste, sei er lieber in der Wohnung geblieben. Er hatte Angst davor, dass die Sauerstoffflasche plötzlich leer sein könnte. „Er hat es aber sehr vermisst, nicht raus zu kommen“, sagt Schneider.

Ehrenamtlicher berichtet von großer Freude, wenn er vorbeikommt

Sie hätten etliche Klienten, die sich aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen zurückgezogen hätten. Früher habe man auf Zivildienstleistende zurückgreifen können. Dafür sei kein wirklicher Ersatz nachgekommen, sagt sein Kollege Günther Schwarz, ebenfalls Bereichsleiter. Bei dem Flitzerle gehe es um Bedürftige, die es kräftemäßig nicht mehr schafften, mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. „Die Idee geht übers reine Fahren und Mitgehen hinaus“, so Schwarz. Es gehe auch darum, mal einen Ansprechpartner zu haben. Wie gut das den älteren Menschen tut, weiß Dieter Griesinger sehr gut.

Griesinger engagiert sich ehrenamtlich bei der Eva, holt unter anderen einmal die Woche Menschen mit beginnender Demenzerkrankung zu Hause ab, damit sie an einer Ausflugsgruppe teilnehmen können. „Die freuen sich wahnsinnig rauszukommen“, sagt Griesinger, der mit seiner unaufgeregten Art gut bei den Menschen ankommt. Einige hat er auch zum Impftermin begleitet.

Die anfängliche Skepsis ist schnell verflogen

„Die haben keinen Ansprechpartner zu Hause, sie kommen alle ins Reden“, sagt der 66-Jährige, der ursprünglich etwas skeptisch war, ob dieses Ehrenamt wirklich etwas für ihn ist. Die Bedenken sind verflogen. Jetzt ist er schon seit drei Jahren als Ehrenamtlicher dabei. „Mir macht das Spaß.“ Er kann gut damit umgehen, mehrfach auf der Fahrt gefragt zu werden, wo es eigentlich hingehe. Vor der Rente hat er in einem Autohaus gearbeitet. Die Kundschaft dort sei anstrengender gewesen als die Demenzerkrankten, die er fährt. Dass Letztere ihm gegenüber unverschämt werden, habe er noch nicht erlebt.

Das Flitzerle richtet sich an eine größere Zielgruppe, nicht nur an Menschen mit Demenzdiagnose. Die Bedürftigkeit der Senioren wird überprüft. Man wolle sich an einem Vorbild aus Ulm orientieren, berichtet Schwarz. Zunächst soll das Einzugsgebiet auf den Innenstadtbezirken liegen. Ehrenamtliche sollen die Fahrten zum Arzt, zum Friedhof, zum Supermarkt übernehmen. Dafür werden noch Interessierte gesucht. Sie bekommen eine Aufwandsentschädigung. Es wird ein E-Auto angeschafft, dieses ist schon bestellt. Die Aktion Weihnachten will dem Projekt großzügig Starthilfe geben.

So können Sie spenden – hier finden interessierte Ehrenamtliche Infos

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00.

Projekt
 Wer sich vorstellen kann, sich in dem Flitzerle-Projekt zu engagieren, kann an Günther Schwarz schreiben: guenther.schwarz@eva-stuttgart.de, das Sekretariat hat die Nummer 07 11/ 2 05 44 62.