Unser „Schutzengel“ aus der Kreativwerkstatt des BHZ scheint sich auch übers Jubiläum zu freuen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Spendenaktion der Stuttgarter Nachrichten hilft nun seit fünf Jahrzehnten Bedürftigen – direkt oder über soziale Projekte. Und sie wird weiter gebraucht. Für so manchen ist die Aktion Weihnachten sogar „die letzte Rettung“.

Stuttgart - Jeder merkt es an der Supermarktkasse. Die Inflation lässt die Preise steigen. Das gilt nicht nur für Butter, Fleisch und Gemüse. Auch Gas, Benzin und Strom sind teurer geworden. Wer jeden Euro zusammenkratzen muss, ist umso stärker betroffen. Wie die 61 641 Bürgerinnen und Bürger, die der Stadt Stuttgart zufolge eine Bonuscard haben – ungefähr jeder zehnte Stuttgarter.  

Angst vor der Stromrechnung

„Die Armut verfestigt sich“, sagt Birgit Wieland, die Geschäftsführerin der Kreisdiakonie Stuttgart. Wer schon vor der Pandemie wenig gehabt habe, sei nun besonders gebeutelt, Zuverdienstmöglichkeiten fielen weg. Es reiche vielen ihrer Klientinnen und Klienten nicht mehr bis zum Monatsende. Das merkten sie zum Beispiel daran, dass Lebensmittelgutscheine gerade sehr begehrt seien, sagt sie.

„Wir merken, dass sich die Lage zuspitzt“, bestätigt Birgit Auer, die Leiterin der Stadtmission bei der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Es seien neue Gesichter beim Mittagstisch zu sehen, zudem habe „die Gereiztheit“ zugenommen. Große Sorgen machten sich die Bedürftigen wegen der gestiegenen Strom- und Gaspreise. Die Angst vor dem, was das neue Jahr bringt, geht um. Auch bei stabilem Verbrauch ist mit kräftigen Nachzahlungsforderungen zu rechnen. Das werde noch extrem, befürchtet Auer.

50 Jahre Benefizaktion

So sieht die Lage für Bedürftige im Winter 2021 in der Landeshauptstadt aus – zum Start der Aktion Weihnachten, der Benefizaktion der Stuttgarter Nachrichten. Vor 50 Jahren wurde diese ins Leben gerufen. Das Sparschwein aus der Gründungszeit ist nur noch Legende. Aber die Notwendigkeit für diese Art unkomplizierte Hilfe ist ungebrochen. Das sieht man auch bei den sozialen Trägern so, mit denen wir kooperieren und die für uns die Bedürftigkeit prüfen.

Gäbe es sie noch nicht, die Spendenaktion müsste „schnellstens erfunden werden“, sagt Pfarrer Klaus Käpplinger, der Vorstandsvorsitzende der Eva. „Sie macht unseren Dienst am nächsten an vielen Stellen erst möglich. Und sie ist ein Zeichen der Hoffnung, das getragen wird vom Engagement ganz vieler.“ Auch Caritasdirektor Uwe Hardt findet die Aktion Weihnachten „heute mindestens so wichtig wie vor 50 Jahren“. Ein neues Bett, ein funktionierender Kühlschrank oder eine Zahnbehandlung – „solche Dinge geben den Menschen Würde und lassen sie am Leben teilhaben“, sagt Hardt.

Das bestätigen uns auch die vielen dankbaren Rückmeldungen, die bei uns eingehen: Die finanziellen Mittel seien ein „absoluter Segen“ für ihre Klientin, drückt es eine Sozialarbeiterin aus. In einem anderen Fall war die Spendenaktion sogar „die letzte Rettung“, wie ein GPZ-Mitarbeiter sagt. Sein psychisch kranker Klient wäre sonst obdachlos geworden. Mehr über dessen Schicksal erfahren Sie im Rahmen der Berichterstattung in der Adventszeit. Bis Weihnachten berichten wir täglich über Einzelfälle und soziale Projekte, die wir unterstützen wollen.  

Besondere Vorhaben ermöglicht

Denn die Aktion Weihnachten leistet nicht nur Nothilfe, sondern ermöglicht auch wichtige Vorhaben. Beispiele aus jüngerer Vergangenheit finden Sie auf dieser Seite: vom Rollstuhlkarussell für sehbehinderte Kinder, über die technische Ausstattung von Lernräumen und einen Duschstuhl für die Krankenwohnung der Diakoniestation Stuttgart bis zum Elektromobil für die Häusliche Kinderkrankenpflege. Jedes Jahr identifizieren wir besondere „Leuchtturmprojekte“. Vergangenes Jahr waren dies Vorhaben mit dem Ziel, die Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu verbessern. In diesem Jahr stellen wir Projekte ins Schaufenster, die sich an sehr unterschiedliche Zielgruppen richten, die jedoch jeweils oft unter dem Radar sind.  

Die Leuchtturmprojekte 2021/22

So wollen wir ermöglichen, dass das Stuttgarter Kinderschutzzentrum eine Online-Beratung aufbauen kann, damit Kinder und Jugendliche einfacher Hilfe finden können, wenn sie Gewalterfahrungen machen.

Gerade in Pandemiezeiten ist das wichtig. Das zweite Leuchtturmprojekt ist das „Stuttgarter Flitzerle“, das die Evangelische Gesellschaft mit unserer Hilfe auf den Weg bringen will. Das Flitzerle richtet sich an vereinsamte Senioren mit nachweislich geringem Einkommen und eingeschränkter Mobilität. Diese sollen leicht zum Arzt oder auch zum Einkaufen kommen können. Ehrenamtliche würden die älteren Menschen fahren – und begleiten. Letzteres ist wichtiger Bestandteil des Konzepts. Beide Projekte stellen wir Ihnen noch ausführlich vor – und zwar an den folgenden Samstagen, 4. und 11. Dezember.  

Treue Unterstützer

Unsere Spendenaktion stützt sich auf unsere engagierten Leserinnen und Leser. Unterstützung erhalten wir auch von Stuttgarter Betrieben bis hin zu großen Unternehmen, denen es ein Anliegen ist, lokale Projekte und hilfsbedürftigen Menschen in Stuttgart zu helfen. Zu den treuen Unterstützern zählen seit vielen Jahren auch das Stuttgarter Ballett und die John-Cranko-Schule sowie Joe Bauer als Organisator der Nacht der Lieder. Großer Dank gilt außerdem dem tanzenden Multitalent Roman Novitzky, der erneut einige seiner Ballett-Fotografien für die Aktion Weihnachten beisteuert.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen nicht annehmen.