Skoliose, O-Beine, Verspannungen, Rückenschmerzen – auffällig viele Kinder sind davon betroffen, wie ein groß angelegtes Screening zeigt. Mit dem Präventionsprojekt „OrthoKids“ soll gegengesteuert werden.
Viele Schmerzen, unter denen Erwachsene leiden, haben ihren Ursprung in Kindheit und Jugend, weil Fehlstellungen oder Skelettdeformationen wie Skoliose oder O-Beine nicht frühzeitig erkannt und behandelt wurden. Das bundesweit einmalige Präventionsprojekt „OrthoKids“ soll Kinder und Jugendliche vor orthopädischen Spätfolgen und Skelettfehlstellungen bewahren. Rund 12.000 Kinder wurden untersucht. Erste Ergebnisse liegen vor.
Noch ist die Auswertung der Untersuchungsergebnisse des Innovationsfondsprojekts in vollem Gange. Eine erste Zwischenbilanz hat aber bereits ergeben, dass die Skoliose-Rate auffällig hoch ist.
Seit August 2022 konnten sich Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 14 Jahren bei rund 300 „OrthoKids“-Orthopädinnen und Orthopäden in Baden-Württemberg untersuchen lassen. Dieses Screeningangebot, das vergangenen Herbst verlängert worden war, läuft Ende März 2024 aus. Insgesamt wurden knapp 12.000 Kinder untersucht, viele von ihnen auch im Rahmen von Schul- und Gruppenscreenings.
Leiden mehr Kinder an Skoliose als bislang angenommen?
Eine erste Zwischenbilanz der Screenings ergab eine hohe Skoliose-Prävalenz bei den untersuchten Kindern. Sie liegt nach ersten Erkenntnissen bei sechs Prozent und ist damit fast doppelt so hoch wie bei der Kontrollgruppe, für die das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie eine Rate von 3,8 Prozent errechnet hatte.
Professor Thomas Wirth vom Klinikum Stuttgart, dem Kooperationspartner von „OrthoKids“, will daraus jedoch noch keine Rückschlüsse ziehen: „Ob sich wirklich eine höhere Inzidenz für Skoliose als derzeit bekannt belegen lässt, können wir im Moment noch nicht sagen. Die Datenlage muss erst noch genau ausgewertet werden.“ Das geschieht in den nächsten Monaten, ein Ergebnis wird Mitte kommenden Jahres erwartet.
Langes Sitzen: Verspannungen und Haltungsschäden vorbeugen
Dr. Yvonne Ebel aus Wernau, eine der teilnehmenden Orthopädinnen, untersuchte mehr als 250 Kinder und war überrascht, „dass es in der Summe durch das teilweise lange Sitzen der Kinder viele Haltungsschäden sowie oft starke Verspannungen im Nacken und Rücken gab, fast wie bei Erwachsenen“. Für sie hat das Projekt eindeutig gezeigt, wie wichtig eine reguläre orthopädische Vorsorgeuntersuchung ist. Dr. Ebel betont, wie bedeutend auch die Aufklärungsarbeit bei den Eltern war. „Ich konnte für die Prävention sensibilisieren, das wäre ohne das Projekt nicht möglich gewesen.“
Orthopädische Vorsorgeuntersuchungen von Kindern etablieren
Ziel von „OrthoKids“ ist es, eine orthopädische Vorsorgeuntersuchung für Kinder regulär zu etablieren. „Sollten sich die ersten Trends bestätigten, dann wäre es nur richtig, auch dauerhaft eine orthopädische Vorsorgeuntersuchung in den Katalog der regulären U- und J-Check-ups aufzunehmen“, so KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun.
Die KVBW ist derzeit mit den baden-württembergischen Krankenkassen im Gespräch, um eine Zwischenfinanzierung für diese wichtige kinderorthopädische Vorsorgeuntersuchung sicherzustellen, bis das Projekt abgeschlossen ist.
Info: Kontakt und weitere Infos sind erhältlich über die Webseite des Präventionsprojekts „OrthoKids“.
Näheres zum Thema gibt es zudem auf der Webseite der Orthopädischen Klinik im Kinderkrankenhaus Olgahospital des Klinikums Stuttgart.