James Baldwin: Nach der Flut das Feuer.Übersetzt von Miriam Mandelkow. DTV. 128 Seiten, 10,80 Euro. Mit zehn Jahren erfuhr der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin zum ersten Mal die Brutalität rassistischer Polizeigewalt am eigenen Leib. 1963, dreißig Jahre später, wandte er sich in einem Brief an seinen 15-jährigen Neffen zum 100. Jahrestag der Sklavenbefreiung. „Ich weiß, wie düster es heute für dich aussieht“, schreibt Baldwin, „Du bist in eine Gesellschaft hineingeboren, die Dir mit brutaler Offenheit und auf vielfältigste Weise zu verstehen gibt, dass Du ein wertloser Mensch bist.“ Der Brief ist einem Essay vorangestellt, mit dem Baldwin zu einer der wichtigsten Stimmen der Bürgerrechtsbewegung wurde. Unter dem Titel „Nach der Flut das Feuer“ ist das Buch 2019 auf Deutsch erschienen. Und knapp 60 Jahre später zeigt sich abermals: Wesentliches hat sich nicht geändert. „Hautfarbe ist keine menschliche oder persönliche Realität; sie ist eine politische Realität“, lautet der zentrale Satz einer Diagnose, die für das Leid der Schwarzen eine eigene, aufrüttelnde Sprache gefunden hat und genau seziert, welche Rolle die Diskriminierung der einen Seite für die Überlegenheitsideologie der anderen spielt. (Foto: Verlag)
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