Ihr Hund ist für Frau L. sehr wichtig – sich selbst gönnt sie nichts. Foto: imago/Steinach

Frau L. lebt in einer Wohnung für Wohnungslose in der Region. Jeden Morgen steht sie um 3 Uhr auf, um vor ihrer Beschäftigung mit der geliebten Hündin eine Runde zu drehen. Sie ist keine, die sich beklagt. Dabei hing ihr Leben schon am seidenen Faden.

Es ging ihr nicht gut an diesem Tag vor acht Jahren. Frau L. war seit Wochen schlapp. Sie ging in ihre Hausarztpraxis, dort schickte man sie mit der Diagnose Erkältung nach Hause. Sie solle sich gut ausruhen. Zu Hause angekommen, schloss Frau L. von innen ab und ließ den Schlüssel stecken. „Ich habe mich hingelegt und war weg“, sagt sie. Sie war bewusstlos geworden.

Ihre Tochter hat Frau L. das Leben gerettet. Als die ihre Mutter nicht erreichte, fuhr sie aus Stuttgart zu der kleinen Wohnung in die Region hinaus. Die Tochter hörte den Hund ihrer Mutter bellen. Weil niemand öffnete und sie nicht aufschließen konnte, rief sie den Notruf. Die Feuerwehr brach die Tür auf. Als man Frau L. entdeckte, hatte sie mehr als 42 Grad Fieber.

Sie hat chronische Kopfschmerzen

Auf der Intensivstation wachte Frau L. auf. Es gelang ihr, einen Satz zu formulieren: „Wie geht es dem Hund?“ Als sie das nächste Mal erwachte, konnte sie nicht mehr sprechen. Die Ärzte erklärten ihr, was los war: Sie hatte eine Meningitis, eine Hirnhautentzündung. Zwei Wochen lang war sie auf der Intensivstation. Nach der Entlassung aus der Klinik kam sie in die Reha. „Ich musste erst wieder sprechen und laufen lernen“, sagt sie. Die Folgen der Meningitis spürt sie bis heute. Sie hat chronische Kopfschmerzen. „Das wird bleiben, mein Leben lang“, sagt sie. Ihr Körper sei weiterhin entzündet. Doch das Kortison, dass sie hoch dosiert nehmen sollte, habe sie nicht vertragen. Sie setzte es ab. Aber sie wolle nicht meckern. Ihr ging es schon schlechter. Zuletzt hat sie einen Blinddarmdurchbruch überstanden. „Es gibt für alles eine Lösung“, das ist das Motto von Frau L.

Sie lebt immer noch in einer Wohnung der Wohnungsnotfallhilfe

Sie achtet auf sich und dass es bei ihr sauber ist. Sie trinkt keinen Alkohol, weil der „das Leben nur schwerer“ mache. Jeden Morgen weckt sie ihre innere Uhr um 3 Uhr in der Früh, dann steht sie auf und geht eine lange Runde mit ihrem Hund. Dass sie nicht länger schlafen kann, ist schon lange so.

Vielleicht hängt es mit der Zeit zusammen, in der sie nachts arbeitete. Die ersten Jahre, als sie alleinerziehend wurde, schaffte sie von 21 bis 5.30 Uhr in einem Briefzentrum. Fast vier Jahre lang habe sie das durchgehalten, dann habe ihr Kreuz nicht mehr mitgemacht. Schlimm sei gewesen, als sie mit den Kindern die Wohnung verlor. Das sei nach der Trennung gewesen. Ihr Mann habe die Miete nicht mehr bezahlt, ihr aber nichts gesagt. Als er weg war – die Tochter war keine drei, der Sohn neun Jahre alt – und sie beim Amt um Hilfe bat, war es zu spät. Sie wurden geräumt und kamen in eine Fürsorgeunterkunft. Frau L. lebt auch heute noch in einer Wohnung der Wohnungsnotfallhilfe. Auf dem regulären Wohnungsmarkt habe sie keine Chance: „Immer heißt es: keine Hunde!“

Sie trägt immer die gleichen Sachen

Die 64-Jährige lebt von Grundsicherung des Sozialamts und verdient sich über eine Beschäftigungsmaßnahme des sozialen Trägers Neue Arbeit geringfügig etwas dazu. Im Frühjahr hat sie noch fünf Stunden am Tag Parkanlagen von Müll gesäubert, inzwischen ist sie zwischen sieben und zwölf Uhr in einem Recyclinghof im Einsatz. Die Arbeit mache ihr Freude. Sie brauche die sozialen Kontakte. „Ich verstehe mich mit allen“, sagt Frau L.

Ihre Kinder leben inzwischen weit weg in anderen Bundesländern, ihren Bruder hat sie bis zu dessen Tod bei sich gepflegt, wie zuvor ihre Mutter. Der Bruder hatte einen Hirntumor. Sie seien zusammengerückt, dann ging das, sagt sie. Auch bei der Neuen Arbeit ist die Klientin geschätzt. Doch was ihrer Sozialarbeiterin aufgefallen ist: Frau L. trägt immer dieselben Sachen. Sie investiert alles, was sie übrig hat, in ihren Hund. Zudem sei der Kühlschrank sehr alt und vereist, er müsste dringend ersetzt werden. Die Aktion Weihnachten will ermöglichen, dass Frau L. sich einen Satz Kleidung und einen Kühlschrank kaufen kann.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.