Die Stadtbahn rattert über die Gleise, Autos hupen im Feierabendverkehr, von irgendwoher hallen laute Gesprächsfetzen. Wer sich im Lindenschulviertel aufhält, nimmt unbewusst viel Lärm wahr.
Stetig und fast schon leise hingegen sind die Geräusche, die der Neckar hier macht. Plätschernd bahnt er sich seinen Weg. Wasser hat schon seit jeher eine beruhigende Wirkung auf den Menschen. Brandende Wellen oder rauschende Bergflüsse suggerieren ein Gefühl von Urlaub und Erholung. Für alle, die einen spontanen Abstecher an den Fluss machen wollen, führt der Weg zukünftig durch das Lindenschulviertel ans Neckarufer.
Hier soll im Rahmen des Masterplans „Landschaftspark Neckar in Stuttgart – Stadt am Fluss“ das Neckarufer so umgestaltet werden, dass man möglichst nah ans Ufer herankommt. Die Visionen der Stadtverwaltung sehen hier auch einen Holzsteg und ein schwimmendes begehbares Holzdeck vor. Das soll auch als Anlegestelle für Schiffe genutzt werden können.
Alles im Zeitplan
Aktuell liegt man hier mit den Bauarbeiten im Zeitplan: „Die Fertigstellung des umgestalteten Dammbereichs soll im Sommer 2024 erfolgen. Die Gründungspfähle für den geplanten aufgeständerten Ufersteg im Neckar sind fertig“, so Pressesprecher Harald Knitter. Daher seien derzeit noch sogenannte Dichtkästen angebracht, die in Kürze beseitigt werden könnten, nachdem die Betonpfähle vollständig abgebunden haben. „Dann gehen die Arbeiten vor Ort weiter. Zusätzliche Fundamente werden für den späteren Ufersteg und die neue Treppenanlage hergestellt. Diese soll künftig von der Dammkrone aus ans Ufer führen.“
Bis zum Herbst 2025 wird der Damm für 2,1 Millionen Euro neu modelliert. Dann wird es genau zehn Jahre her sein, dass der damalige OB Fritz Kuhn den Masterplan ins Leben gerufen hatte. Seit dem Jahr 2015 wurden kleinere Maßnahmen realisiert. Mit dem Lindenschulviertel kommt jetzt das erste größere Projekt ins Rollen.
Für Mensch und Tier
Die Maßnahme für die Bauarbeiten an der Straße Am Ölhafen ist in drei Abschnitte unterteilt: In einer ersten Bauphase wurden bereits 1500 Kubikmeter Erdreich abgetragen, um den Damm neu zu modellieren und zu verbreitern. Auf der Seite zum Wasser hin soll eine Liegewiese mit Liegenetz entstehen. Für Insekten und andere Fauna wird eine Blumenwiese auf der Landseite gepflanzt. In einer zweiten Bauphase steht der Lindenplatz im Kreuzungspunkt der beiden Straßen Am Ölhafen und Lindenschulstraße im Zentrum des Geschehens: Hier soll eine homogene Mischverkehrsfläche entstehen, über die auch der Neckartalradweg führt. Das Finale bildet dann eine auf dem Neckar schwimmende Plattform mit zwei Schiffsanlegestellen.
Ein Zuschuss von 320 000 Euro kommt vom Verband Region Stuttgart. In Untertürkheim sollen Natur und Industrie eine Verbindung eingehen, die zum Verweilen einlädt. Der Lindenplatz soll zukünftig zu einem beliebten Treffpunkt für alle werden. Auch mobile Gastronomie ist hier geplant, was zusätzlich eine schöne Location mit Blick aufs Wasser garantiert. Für Untertürkheim entsteht so eine weitere Möglichkeit, der Natur inmitten der Stadt nahe zu sein. Auf der einen Seite die herrlichen Weinberge mit Ausblick von der Grabkapelle und auf der anderen Seite der Neckar.
Bis 2035 sind in Stuttgart am Fluss noch viele weitere Projekte geplant. Jedes einzelne ist als „Perle“ zu sehen. Am Ende werden alle zu einer „Perlenkette“ verbunden sein. Ein urbanes und zugleich natürliches Schmuckstück. Nathalie Kauder