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Der TV Plieningen ist eine ganz besondere Gemeinschaft

Der Turnverein Plieningen war 1873 der erste Sportverein auf den Fildern, blickt auf eine lange Geschichte zurück und zählt mit seinen fast 1.400 Mitgliedern zu den großen Stuttgarter Vereinen.

Der TV Plieningen ist eine ganz besondere Gemeinschaft

Das Sportgelände am Wolfer heute - der TV Plieningen war im Jahr 1891 der erste Verein Württembergs mit einem eigenen Platz Fotos: Eva Herschmann

Der TV Plieningen hat im vergangenen Herbst sein 150-Jahr-Jubiläum gefeiert, und es gibt so einiges, was den traditionsreichen Turnverein zu einem besonderen Verein macht. Schon seine Geschichte ist außerordentlich, denn er war 1873 der erste Sportverein auf den Fildern, und 1891 der erste Verein Württembergs mit einem eigenen Platz. Auf dem wurde noch im selben Jahr binnen 14 Tagen die erste eigene Vereinshalle gebaut, die „die älteste auf eigenem Platz erstellte Turnhalle Württembergs“ war, wie es in der Vereinschronik stolz vermerkt ist. 

Der TV Plieningen, der mit fast 1400 Mitgliedern zu den großen Vereinen Stuttgarts zählt, hat aber noch viel mehr Besonderheiten zu bieten. Da ist zum einen der Vorsitzende des TV Plieningen, Folker Baur. Er steht schon seit 1989 an der Spitze und ist damit der dienstälteste Vereinsvorsitzenden im Stadtbezirk. In diesem Jahr erst wurde der 73-Jährige für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz wurde Folker Baur im vergangenen Jahr für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Ich mache Ehrenamt seit ich 18 Jahre alt bin“, sagt der langjährige Vorsitzende, der mit sechs Jahren in der Turnabteilung des TV seine sportliche Laufbahn begann und später unter anderem bei Frischauf Göppingen Handball gespielt hat. 

Selbst das Sportangebot ist nicht ganz alltäglich, und das hängt mit der Geschichte der Plieninger Sportler zusammen. Denn einige Jahre nach dem Turnverein, man schrieb das Jahr 1906, formierte sich im Ort der Kraftsportverein, KV, der sich zunächst Sportarten wie dem Ringen und dem Rundgewicht widmete. Der KV wiederum fusionierte 1928 mit dem vier Jahre zuvor gegründeten SV Plieningen, der sich allein auf den Fußball konzentriert hatte. „Deshalb haben wir zwar viele Abteilungen, darunter Handball, Leichtathletik, Schwimmen oder Tanzen, aber eben keinen Fußball“, sagt Folker Baur. Das sportliche Zusammenleben ist seit Jahrzehnten harmonisch, der TV und der KV teilen sich ein Vereinsheim und das Sportgelände am Wolfer. „Das ist einzigartig in Stuttgart“, sagt Vorsitzender Baur.

Erfolgsgeschichte: Hohenheimer Schlossradrennen

Seit 1989 im Dienst: Folker Baur, der Vorsitzender des TV Plieningen, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Seit 1989 im Dienst: Folker Baur, der Vorsitzender des TV Plieningen, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Eine ganz spezielle Erfolgsgeschichte ist auch das Hohenheimer Schlossradrennen. Dabei besitzt der TV Plieningen gar keine eigene Radsportabteilung. Vor etwa 25 Jahren, so erzählt Folker Baur, habe es die aber gegeben. Es sei nur eine kleine Abteilung gewesen, die sich überwiegend Radtouristikfahrten, also dem Breitensport, gewidmet habe. „Doch mit Reinhard Grauer gab es einen engagierten Radfahrer, der früher zur deutschen Spitze bei den Amateurfahrern zählte, er und ich haben die Veranstaltung zusammen ins Leben gerufen“, sagt Folker Baur. Eigentlich sei geplant gewesen, maximal drei, höchstens vier Rennen auszurichten, erzählt Folker Baur. Doch die Veranstaltung hat sich in der Radsportszene über die Jahre hinweg fest etabliert und genießt weit über Stuttgarts Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. In diesem Jahr nun, am 30. Juni, gehen zum 26. Mal Amateure und Fahrer der Eliteklasse auf die nicht ganz leichte Strecke mit 1855 Höhenmetern rund um die Hohenheimer Universität, das Schloss und den Botanischen Gartenstatt. „Ohne die fast 130 Ehrenamtlichen wäre das nicht machbar. Ich kann mich 100-prozentig auf meine Vereinsleute verlassen“, sagt Baur, der bis heute das Spektakel auf Rädern organisiert. 

Die Plieninger machen von sich Reden, nicht nur auf nationaler Ebene und nicht nur bei Freunden des Radsports. In der Leichtathletik ist der TV sogar europäische Spitze. Denn Lasse Schulz ist amtierender U20-Europameister im Kugelstoßen seitdem ihm bei den kontinentalen Titelkämpfen in Jerusalem im vergangenen August ein goldener Wurf auf 20,21 Meter gelang. „Der Lasse ist bei uns groß geworden“, sagt der TV-Vorsitzende, „er ist ein feiner Kerle, der mittlerweile auch unsere kleine Leichtathletikabteilung leitet.“ Eva Herschmann