Faszination Bulli: Nicht nur für die Fahrt in den Urlaub mit Traumstrand, auch im Alltag sind die Nachfolger des Ur-Bulli T1 treue Begleiter für Generationen von Fans. Foto: Shutterstock/Pincasso

Mehr als 70 Jahre Bulli – der am längsten produzierte Transporter der Welt hat es schon lange zum Kultstatus gebracht. Doch was macht den „Bully“, was übersetzt „Rüpel“ bedeutet, so charmant? Worin begründet sich seine Erfolgsgeschichte? Ein Erklärungsversuch.

Volkswagen Nutzfahrzeuge konnte unlängst einen außergewöhnlichen Rekord feiern: Der Transporter – alias Bulli, Camper, Miniwohnwagen, Kombi, VW-Bus oder Microbus – ist das am längsten gebaute Nutzfahrzeug der Welt.

Am 8. März 1950 rollte der erste Transporter als Typ 2 von den Montagebändern des Volkswagen Werks in Wolfsburg. Nach dem Käfer (Typ 1) nahm damit der zweite Weltbestseller unter dem Label VW Fahrt auf. Bis heute folgten dem ersten Exemplar der Baureihe mehr als 13 Millionen weitere. Längst sind die mittlerweile sechs Generationen Kult. Globetrotter reisen mit ihnen als Camper um die Welt. Unternehmen vertrauen seit Ewigkeiten auf den Transporter als Begleiter ihrer Mitarbeiter und Waren. Familien fahren mit dem Bulli sicher durch den Alltag.

Doch was macht den Kleinbus zum Kassenschlager über so viele Generationen hinweg? Warum bekommen manche beim Begriff „Bulli“ feuchte Augen und einen verklärten Gesichtsausdruck? Einer Liebesgeschichte auf der Spur.

Wer hat den VW Bulli erfunden?

Der Vater des T1: Als Ideengeber für den Bulli T1 gilt der niederländische VW-Importeur Ben Pon, der sich 1947 einen Stift und ein Stück Papier schnappte und erste kritzelige Zeichnungen vornahm.

Woher kommt der Name Bulli?

„Bulli“ ist ein Spitzname, der im Volksmund entstand – weil der Bus knuffig beziehungsweise bullig aussieht und er gleich zweifach funktioniert: als Bus und als Lieferwagen. Zusammengezogen heißt das dann Bu(s)Li(ieferwagen) und wird noch mit einem zweiten „l“ ausgestattet, denn dann lässt es sich besser aussprechen.

Warum wird „Bulli“ erst später amtlich?

Bereits 1949 hatte Volkswagen unter anderem die Bezeichnung "Bully" als Wortmarke beim Patentamt schützen lassen wollen. Das Pech: Ein anderes Unternehmen hatte sich die Rechte schon früher gesichert. Dennoch wurde die VW interne Bezeichnung Bully – schnell Bulli geschrieben – offenbar geleakt. Der inoffizielle Name des Transporters trat außerhalb der Produktionshallen seinen Siegeszug an. Mehr als ein halbes Jahrhundert verstrich jedoch, bevor Volkswagen Nutzfahrzeuge 2007 endlich die Patentrechte an der Wortmarke erwerben konnte. Nun durfte jedes Modell der Baureihe auch offiziell Bulli genannt werden, wie es die Fans seit jeher machen.

Der Bulli: Was macht ihn so erfolgreich?

Die Geschichte des Bulli ist eine Reise durch die Zeit. 1950, im Geburtsjahr des Bulli, war Volkswagen noch ein Start-up. Dessen neuestes Produkt: der Transporter. Motor und Getriebe stammten vom Käfer, die Karosserie samt verstärkter Bodengruppe wurde neu entwickelt. Maximale Zuladung: Wirtschaftswunder-taugliche 750 Kilogramm.

Bepackt wurde der Wagen durch die Flügeltüren oder die später optionale Schiebetür auf der Beifahrerseite. Als geschlossener Kastenwagen, verglaster Kombi und achtsitziger Bus startet der T1 zuerst durch.

Der Samba-Bus – eine Legende

Der legendärste aller Bulli kam 1951 auf den Markt: Das „Kleinbus Sondermodell“ – liebevoll „Samba-Bus“ genannt – mit Rundumverglasung, markanten Dachfenstern und Faltschiebedach.

Der Pritschenwagen: Wegbereiter für den Bulli Camper

Bereits 1952 kam der Pritschenwagen auf den Markt, eine Art Pickup der 50er Jahre. Er beflügelte die Fantasie für diverse Sonderaufbauten. Westfalia steuerte die "Camping-Box" bei – ein Modul, das aus dem Transporter das erste kompakte Reisemobil machte.

Der Bulli: Ein Verkaufsschlager:

1956 zog die Produktion nach Hannover in ein neues Werk um, damit die immer schneller steigende Nachfrage bedient werden konnte. Hergestellt wurde der Bulli ab 1957 auch in Brasilien. Bis 1967 der Nachfolger auf den Markt kam, hatten knapp 1,9 Millionen Käufer den Transporter mit der geteilten Frontscheibe („Split Window“) und der markanten Nase zu einem Welterfolg gemacht und für immer ins Herz geschlossen.

Welche Modelle des Bulli wurden gebaut?

Der ersten Generation des Bulli sollten einige weitere folgen. Hier ein schneller Überblick:

  • Der T1 – 1950 bis 1967
  • Der T2 wurde von 1967 bis 1979 in Deutschland produziert
  • Der T3 – 1979 bis 1992
  • Der T4 – 1990 bis 2003
  • Der T5 – 2003 bis 2015
  • Der T6 und T6.1 – 2015 bis 2019 / seit 2019

Warum wird der T6 nicht mehr gebaut?

Auch die nachfolgenden Generationen des Bulli erweisen sich als Publikumslieblinge und Verkaufsschlager. Die Produktion des VW T6.1 läuft noch bis Ende Juni 2024, allerdings sind die Auftragsbücher für den Transporter in allen seinen Varianten bereits Anfang 2023 so prall gefüllt, dass Volkswagen Bestellstopps für den T6.1 verhängt hat.

Wie teuer war der erste VW Bus „Bulli“?

Der Preis für einen VW Bus T1, liegt im Jahr 1950 bei 5850 D-Mark.

Was muss man aktuell für eine Bulli T1 bezahlen?

Für einen wirklich gut erhaltenen, fahrtüchtigen VW T1 liegt der Preis durchaus jenseits der EUR 40.000,00. Natürlich gibt es auch für wesentlich weniger Geld Bulli-Modelle auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

Wie viele VW T1 gibt es noch?

Darüber lässt sich nur spekulieren. Insgesamt baut VW 1,8 Millionen Exemplare des VW T1. 1967 löst ihn in Deutschland der Nachfolger T2 ab.

Was kostet ein Bulli in der Versicherung?

Wer pro Jahr 15.000 Kilometer unterwegs ist, muss mit monatlichen Kosten von 314 Euro rechnen (exklusive des Wertverlustes). Bei 30.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung klettert der Betrag auf 533 Euro. Eine Teilkasko-Versicherung kostet zudem 212 Euro im Jahr, für Vollkasko sind 623 Euro fällig.

Wie schnell fährt ein T1? Und weitere technische Daten

Der T1 1100, der von 1950 bis 1954 gebaut wurde, fährt 85 Stundenkilometer in der Spitze. Er hat ein Leergewicht von 890 Kilogramm und eine Nutzlast von 860 Kilogramm. Der T1 1200, der in den Jahren 1954 bis 1960 vom Band rollte, bringt es auf 90 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit, ein Leergewicht von 1140 Kilogramm und eine Nutzlast von 930 Kilogramm.

Was muss man beim Kauf eines Bulli Oldtimers beachten?

Verschleißteile checken

Bei den Verschleißteilen des VW T1 ist vor allem auf die (Trommel-)Bremsen zu achten. Der luftgekühlte Boxermotor ist eigentlich unverwüstlich. Solange hier regelmäßig der Ölstand kontrolliert wurde, benötigt dieser nur sehr wenig Wartung.

Karosserie überprüfen

Die rundliche Karosserie ist einer der Gründe, welche den VW Bulli so beliebt gemacht haben. Genau diese Karosserie ist jedoch auch die größte Schwachstelle des T1, denn die meisten Modelle leiden unter starkem Rost. Hierauf muss ein besonderes Augenmerk geworfen und bei Bedarf frühzeitig eingegriffen werden, um die übermäßige Ausbreitung zu verhindern.

Außerdem hat der Bulli nicht selten den langen Leidensweg eines Arbeitsgerätes durchlitten. Eventuelle Reparaturen und Schweißarbeiten sollten genau geprüft werden. Oft wurden diese mit dem Blick auf die anstehende TÜV-Prüfung nur nachlässig durchgeführt.

Interieur in Augenschein nehmen

Das Interieur des T1 ist allgemein sehr spartanisch gehalten. Ein Blick unter die Dichtungsgummis, die Teppiche und in die Türkästen gibt jedoch gute Hinweise auf den Pflege- und Erhaltungszustand des Fahrzeuges.

Pflege, Instandhaltung und Ersatzteile

Bei der Wartung und Instanthaltung ist der VW T1 vergleichsweise bescheiden. Außer dem obligatorischen Ölwechsel ist hier nicht viel zu beachten – vorausgesetzt er stand in einer trockenen Garage. Selbstverständlich ist es auch beim Bulli empfehlenswert, eine regelmäßige Inspektion machen zu lassen. Nur so können Schäden oder Sicherheitsrisiken schnell behoben werden, bevor Folgeschäden den Aufwand und die Kosten unnötig in die Höhe treiben.

Die Ersatzteilversorgung ist trotz des Alters des T1 und T2 in den meisten Fällen kein Problem.

Kleines Resümee: Mit dem VW T1 bekommt man einen robusten und soliden Oldtimer. Für eine zuverlässige Wertermittlung ist jedoch aufgrund des Alters und der mittlerweile teilweise sechsstelligen Preise ein Spezialist sehr zu empfehlen - oder man greift auf eine deutlich günstigere Replica-Version zurück.

Was muss man bei der Reise mit einem Bulli T1 miteinplanen?

  • Nur das Nötigste mitnehmen - bei einer maximalen Zuladung von 750 Kilogramm
  • Viel Zeit - bei einer Spitzengeschwindigkeit von rund 90 Kilometer in der Stunde
  • Muse - der Weg ist das Ziel
  • Geduld - um mit dem Bulli für Passanten Fotomodell zu stehen

Fazit: Sehnsuchtsobjekt Bulli - darum ist der VW-Bus so beliebt!

Er fährt sich "käferig", verspricht mit seiner enorm zuverlässigen Technik und der unerschütterlichen Verarbeitung, seine Besatzung nie im Stich zu lassen. Dazu ist der VW Bulli ein wirklich klassenloses Auto. Er war bei Hippies gleichermaßen beliebt wie bei Kommunalbehörden.