Sieben Kandidaten und eine Kandidatin ringen im Wahlkreis Böblingen am 23. Februar um den Einzug in den Deutschen Bundestag. Da sind viele bekannte Gesichter dabei. Nicht jeder der Abgeordneten kann auch 2025 wieder sicher mit einem Mandat rechnen.
Wer kann die Wählerinnen und Wähler überzeugen? Wer macht das Rennen in seiner oder ihrer jeweiligen Partei? In sechs Wochen sind rund 60 Millionen Bundesbürger aufgerufen, den Bundestag neu aufzustellen. Aus dem Wahlkreis Böblingen treten auch für die wegen des Ampel-Aus’ vorzeitig einberufene Bundestagswahl am 23. Februar bekannte Namen an. Sie alle bewerben sich um einen der begehrten blauen Sitze im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes – entweder durch ein Direktmandat oder den Einzug über die Landesliste.
Marc Biadacz (CDU)
Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 ging Marc Biadacz (CDU) als Gewinner des Böblinger Direktmandats hervor. Der Christdemokrat, der 2017 als direkt gewählter Abgeordneter auf seinen Parteikollegen Clemens Binninger folgte, zog so zum zweiten Mal in den Bundestag. Dort ist Biadacz im Ausschuss für Arbeit und Soziales und dem Digitalausschuss tätig. 2021 erreichte er trotz großer Verluste mit 29,7 Prozent deutlich vor seinen Konkurrenten Jasmina Hostert (SPD), Florian Toncar (FDP) und Tobias Bacherle (Grüne) Platz eins. In seiner Partei stimmten 99 Prozent für eine erneute Aufstellung des Böblingers zum Wahlkreiskandidaten. Da Biadacz auf einen Platz über die Landesliste verzichtete, kann der 45-Jährige nur über das Direktmandat reüssieren.
Jasmina Hostert (SPD)
2021 war Jasmina Hostert von der SPD mit 21,1 Prozent der Erststimmen noch die größte Konkurrentin von Marc Biadacz. Auch dieses Mal tritt die Sozialdemokratin wieder an. Für die SPD-Bundestagsfraktion saß die Böblingerin zuletzt im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Sportausschuss. Vor knapp vier Jahren noch auf Platz 9 verortet, verfügt die 42-jährige Politikwissenschaftlerin, die 1992 mit ihrer Familie aus Bosnien-Herzegowina flüchtete, mit Platz 7 mittlerweile über einen komfortablen Listenplatz. Ihre Chancen auf Wiedereinzug stehen ausgesprochen gut. Für Listenkandidaten ab schätzungsweise Platz 15 bei den aktuellen Umfragewerten der SPD von etwa 16 Prozent könnte es knapp werden mit dem Einzug.
Wie werden Liberale und Grüne abschneiden?
Florian Toncar (FDP)
Florian Toncar ist das Gesicht der Böblinger FDP in Berlin. Seit 2017 wieder im Deutschen Bundestag vertreten, galt Toncar von 2021 bis Ende 2024 als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium als rechte Hand des geschassten Finanzministers Christian Lindner. Auch nach dem kontroversen Ampel-Aus im November 2024 betonte der Jurist aus Weil im Schönbuch seine Unterstützung für den Parteichef. Der 45-Jährige holte bei der vergangenen Wahl 16,6 Prozent der Erststimmen. 2025 könnte er durch seinen Listenplatz 2 wieder in den Bundestag einziehen – vorausgesetzt die Liberalen überspringen die Fünf-Prozent-Hürde. Aktuell steht die FDP bei bundesweit vier Prozent.
Tobias Bacherle (Grüne)
Ebenfalls seit 2021 im Bundestag vertreten ist Tobias Bacherle. Der 30-Jährige aus Sindelfingen, der dieses Jahr für die Grünen im Wahlkreis erneut antritt, ist Obmann im Digitalausschuss und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Früher hat Bacherle in seiner Heimatstadt Musikfestivals organisiert. Auf der Landesliste steht der Politik- und Medienwissenschaftler auf Platz 14. 2021 war er auf Rang 13 geführt. Ob Bacherle nochmals ein Mandat erhält, ist noch ungewiss. Abhängig ist sein Einzug vom Zweitstimmenergebnis seiner Partei, das in diesem Jahr schlechter aussehen könnte als 2021. Intern gehen die Grünen angesichts der derzeitigen Umfragen von 13 Prozent davon aus, dass die ersten 15 Listenplätze relevant sein werden.
Markus Frohnmaier (AfD)
Für die AfD möchte der Weil der Städter Markus Frohnmaier wieder ein Bundestagsmandat erringen – dann zum dritten Mal nach 2017 und 2021. Vor knapp vier Jahren stimmten 8,3 Prozent für Frohnmaier. Auf der Landesliste rangiert der 33-Jährige, der im Ausschuss für Entwicklungspolitik vertreten ist, hinter Spitzenkandidatin Alice Weidel auf Listenplatz 2. Mit diesem Rang und den aktuellen Umfragewerten seiner Partei von rund 20 Prozent hat der aus Rumänien stammende Markus Frohnmaier den Wiedereinzug in den Bundestag schon sicher.
Auch kleinere Parteien kämpfen um Stimmen
Thomas Walz (Die Linke)
Die Linke wartet für die Bundestagswahl mit einem neuen Gesicht auf. Mit Thomas Walz tritt der seit 2022 amtierende Kreisvorsitzende an. Sein Vorgänger als Direktkandidat der Linken, der langjährige Sindelfinger Stadtrat und Ex-Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle, hat sich mittlerweile dem Bündnis Sahra Wagenknecht angeschlossen. Realistische Chancen auf ein Bundestagsmandat hat der 32-jährige Aidlinger keine.
Hasso Kraus (Volt)
Hasso Kraus aus Herrenberg-Gültstein ist Direktkandidat der europafreundlichen Volt-Partei. Bei der Europawahl 2024 verbuchte Volt vor allem bei jungen Menschen große Stimmenzuwächse. Auf diesen Trend wird der im Kreistag vertretene kaufmännische Angestellte auch hoffen.
Norbert Volz (Freie Wähler)
Der Böblinger Norbert Volz tritt für die Freien Wähler (FW) als Direktkandidat an. Auf der Landesliste der FW steht der Richter am Amtsgericht Leonberg auf Platz 4. Bei der Partei handelt es sich um eine Kreisvereinigung der Freien Wähler, die in Bayern auch Teil der Landesregierung sind – nicht aber um die gleichnamige parteiunabhängige Gruppierung, die im Kreis in vielen Gemeinderäten und auch im Kreistag vertreten ist.
Drei gehören nicht zum Wahlkreis
Wahl
Nachdem der Bundespräsident vorgezogene Neuwahlen ausgerufen hat, dürfen am 23. Februar rund 60 Millionen Bürger ihre Stimme abgeben.
Wahlkreis Böblingen
Der Wahlkreis ist nahezu identisch mit dem Landkreis. Mit Steinenbronn, Waldenbuch (beide Nürtingen) und Weissach (Ludwigsburg) gehören drei Kreiskommunen zu anderen Wahlkreisen.
Einzug ins Parlament
Kandidaten lösen entweder durch den Gewinn des Direktmandats oder durch eine gute Landeslistenplatzierung das Ticket für den Bundestag.