Die Kandidaten nahmen auch zu Fragen aus dem Publikum Stellung. Foto: /Philipp Braitinger

Beim „WahlCheck“ des Jugendgemeinderats Esslingen und der Jugendbeteiligung Ostfildern wurde den Kandidaten für die Bundestagswahl am 23. Februar auf den Zahn gefühlt. Wo unterscheiden sich die Positionen?

Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Auf dem Podium im CVJM-Lutherbau in Esslingen saßen David Preisendanz (CDU), Tim Reeth (als Vertreter für die erkrankte SPD-Kandidatin Argyri Paraschaki-Schauer), die Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr (als Vertreterin für den Bundestagsabgeordneten Sebastian Schäfer, der in Berlin weilte), Laura Hahn (FDP), Stefan Wischniowski (AfD), Martin Auerbach (Die Linke) und Cedric Schiele (BSW). Darüber hinaus bekamen David Nicolai Althaus (Volt) und Rafael Robert Gawenda (Freie Wähler) kurz Gelegenheit, sich vorzustellen. Die Moderation übernahm Jakob Crone.

 

Es war ein Feuerwerk an Fragen, das die Politiker während der zweieinhalbstündigen Veranstaltung vor rund 250 Zuhörern beantworteten. Oft lagen die Positionen nicht weit auseinander. Was sich jedoch klar unterschied, war die Beurteilung der Situation des Landes. Ist das Glas halb leer oder halb voll? Vertreter der Regierungsparteien und der Linken-Kandidat sahen die Lage positiv, die anderen Kandidaten eher negativ.

An der CO2-Abgabe scheiden sich die Geister

Weitgehende Einigkeit bestand darin, dass der Klimawandel zu den großen Herausforderungen der nächsten Regierung gehört. Ist die CO2-Abgabe ein gutes Instrument für den Klimaschutz? Ja, fand unter anderem Andrea Lindlohr. Sie meint, die Abgabe sei ein kluger Weg zum klimaneutralen Wirtschaften. Allerdings sollte die Abgabe aus ihrer Sicht um ein Klimageld für Menschen mit geringem Einkommen ergänzt werden. Die FDP hat ähnliche Ideen, fände aber einen Zertifikatehandel besser als eine Abgabe, wie die Kandidatin Hahn erklärte. Der AfD-Kandidat Wischniowski fand es verrückt, eine CO2-Abgabe einzuführen und diese dann um ein Klimageld zu ergänzen. Die AfD sei gegen die CO2-Abgabe, auch weil sie Ärmere besonders belaste.

Ein Thema, das wohl viele jüngere Wähler umtreiben dürfte, sind die Staatsschulden. Auch hier gingen die Meinungen auseinander. Für den CDU-Kandidaten Preisendanz ist die Höhe der Schuldenbremse nicht in Stein gemeißelt. Gleichzeitig betonte er, dass der Staat Jahr für Jahr mehr Geld einnehme und die anstehenden Ausgaben zunächst einmal besser priorisiert werden sollten. Für Lindlohr sollte die Schuldenbremse reformiert werden. Eine schwarze Null ergebe keinen Sinn, wenn man dafür verfallende Gebäude in Kauf nehme. Die FDP-Kandidatin Hahn wies darauf hin, dass Geld nicht umsonst geliehen werden kann. „Das kostet Zinsen, richtig viele Zinsen“, hob sie hervor.

Was wohl für viele junge Menschen ein wichtiger Punkt ist, ist das Bafög. Die FDP-Kandidatin Hahn würde gerne ein elternunabhängiges Bafög einführen. Lindlohr sprach sich für einfachere Regeln aus. Der Linken-Kandidat Auerbach wurde von einer kleinen, aber umso lauteren Gruppe im Publikum unterstützt und kritisierte, dass derzeit der Geldbeutel der Eltern den schulischen Erfolg bestimme. Ähnlich sah es der BSW-Kandidat.

Obwohl es für die meisten Besucher noch viele Jahre dauern wird, trieb auch die Zukunft der Rente die Zuhörer um. Rezepte für eine Verbesserung des Rentenniveaus gibt es viele. Die SPD würde gerne die Basis der Einzahler verbreitern. Von einer Kapitaldeckung, auch nicht teilweise, hielt Reeth nichts. Die FDP-Kandidatin würde gerne den privaten Vermögensaufbau stärken. Dass man um eine längere Lebensarbeitszeit wohl nicht herumkomme, sprach die Grünen-Abgeordnete Lindlohr aus. CDU-Mann Preisendanz berichtete von Schweden, wo die Rente zum Teil von einem Staatsfonds unterstützt werde.

Das Interesse der jungen Wählerinnen und Wähler ist groß

Vom Interesse der Zuhörer schienen die Organisatoren selbst überrascht zu sein. „Teilweise ist es schwierig, junge Leute zu erreichen“, befürchtete der 18-jährige Mitorganisator Johannes Dalferth von der Jugendbegleitung Ostfildern noch vor der Veranstaltung. Am Abend war davon aber nichts zu bemerken. Die vorbereiteten Stuhlreihen reichten nicht, sodass rasch vor dem Beginn der Veranstaltung weitere Stühle aufgestellt wurden. Viele seiner Altersgenossen informierten sich über verschiedene Social-Media-Kanäle, so Dalferth. Dass es dort viele falsche Informationen gebe, sei den meisten Nutzern aber bewusst. Daher würden viele auch gezielt vertrauenswürdige Medien und deren Angebote im Internet nutzen. Denn der Algorithmus der Apps führe die Nutzer gerne immer tiefer in die eigene Blase, wo die bereits bestehende Meinung immer weiter verstärkt werde. Umso wichtiger sei es, beispielsweise Podiumsdiskussionen vor Ort zu besuchen.

Kandidaten auf dem Podium

Wahlopoly
Vor der Bundestagswahl am 23. Februar gibt es in Esslingen noch zwei weitere Gelegenheiten, bei denen den Kandidaten auf den Zahn gefühlt wird. Bereits am Mittwoch, 12. Februar, lädt der DGB um 19 Uhr zum „Wahlopoly“ ins Komma ein. Zugesagt für diesen Abend haben laut Veranstalter Argyri Paraschaki-Schauer (SPD), David Preisendanz (CDU), Martin Auerbach (Die Linke), Laura Hahn (FDP) und André Reichel (Grüne).

Diskussion
Am Montag, 17. Februar, können Besucher ab 19 Uhr mit Kandidatinnen und Kandidaten der aussichtsreich kandidierenden Parteien im Landkreis Esslingen im Blarer am Blarerplatz in Esslingen ins Gespräch kommen. Die Kandidierenden stellen ihre Ziele und Themen vor, für die sie sich im Bundestag einsetzen möchten und nehmen sich Zeit für die Beantwortung von Fragen. Eine Anmeldung ist bis Freitag, 14. Februar, erforderlich. Kontakt: keb Katholische Erwachsenenbildung, Telefonnummer 0711/38 21 74, info@keb-esslingen.de, keb-esslingen.de oder Evangelisches Bildungswerk, Telefonnummer 0 70 22 / 90 57 60, info@ebiwes.de, ev-bildungswerk-esslingen.de