Der VfB Stuttgart kann auf fünf Deutsche Meistertitel zurückblicken. Der erste Titelgewinn jährt sich nun zum 75. Mal. So lief die Meisterschaft 1950 ab.
Deutschland im Jahr 1950. Das vom Krieg gebeutelte Land macht erste Schritte zurück in die Normalität. Das galt auch für den VfB Stuttgart. Der Zweite Weltkrieg stellte eine Zäsur für den Verein dar. Die eigenen Sportanlagen waren weitestgehend zerstört, viele Vereinsmitglieder waren im Krieg gefallen. Dem VfB-Torwart Ernst Schnaitmann gelang es, den Stadtkommandanten der amerikanischen Besatzung davon zu überzeugen, dem VfB eine Spielgenehmigung zu erteilen. Gegen eine Auswahl aus Bad Cannstatt trug der Club am 15. Juli 1945 sein erstes Spiel nach Kriegsende aus. Der Startschuss in eine Ära, die schon wenige Jahre später einen ersten großen Höhepunkt erfahren sollte.
Denn der VfB wurde schnell erfolgreich, errang wenige Monate später in der Oberliga gleich die erste süddeutsche Meisterschaft der Nachkriegszeit und damit auch die Amerikanische Zonenmeisterschaft. Robert Schlienz war mit 42 Treffern zugleich erster Torschützenkönig der neuen Liga. Eine deutsche Meisterschaft wurde damals aufgrund der unterschiedlichen Bestimmungen in den verschiedenen Besatzungszonen nicht ausgetragen. Doch dazu kam es wenige Jahre später – und der VfB, zwischenzeitlich eher im Mittelfeld der Oberliga zuhause, mischte als Tabellenzweiter der Oberliga mit.
1950 stand die Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft an, der Deutsche Fußballbund (DFB) schickte 16 Mannschaften in einer Turnierform ins Rennen um den Titel. Nach Siegen gegen den VfL Osnabrück (2:1) und den 1. FC Kaiserlautern (5:2), schlug der VfB die SpVgg Fürth (4:1) und stand somit im Finale.
Endspiel am 25. Juni 1950 gegen Kickers Offenbach
Gegner am 25. Juni 1950 im Berliner Olympiastadion waren Kickers Offenbach. Die Stuttgarter Mannschaft von Trainer Georg „Schorsch“ Wurzer galt als Favorit, hatte zudem mit Schlienz, Erich Retter, Karl Barufka und Co. einige Ausnahmekönner ihrer Zeit in den eigenen Reihen. Es wurde dennoch ein enges Spiel, da Offenbach nicht aufsteckte und die Führung durch einen VfB-Doppelschlag (Läpple, 17.; Bühler, 27.) im zweiten Spieldurchgang konterte (Buhtz, 47.). Doch Wurzers Mannen setzen sich vor 95.000 Zuschauern schlussendlich knapp, aber verdient mit 2:1 durch. „Deutschlands ausgeglichenste Mannschaft holt sich den Titel“, hieß es in den Gazetten.
Die Rückkehr in den Kessel geriet zu einem einzigen Triumphzug. Hunderttausende säumten die Stuttgarter Straßen und bejubelten die Mannschaft und ihren Trainer. Wenige Tage später, am 28. Juni 1950, wird die Mannschaft von Bundespräsident Theodor Heuss auf der Bonner Viktorshöhe mit dem kurz zuvor von Heuss selbst gestifteten Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Die erstmalig vergebene Auszeichnung der noch jungen Bundesrepublik für herausragende sportliche Leistungen nehmen VfB-Präsident Dr. Fritz Walter und Kapitän und Torhüter Otto Schmid entgegen.
Es war der Auftakt zum wohl erfolgreichsten Jahrzehnt der Vereinsgeschichte. Dem Titel 1950 folgte ein weiterer 1952, dazu kamen die DFB-Pokalsiege 1954 und 1958. Vater des Erfolges: Georg Wurzer. Er stand bei allen Titelgewinnen an der Seitenlinie. Vor dem Hintergrund der vielen Erfolge ist es bis heute unverständlich, dass der VfB in der Nationalmannschaft von Trainer Sepp Herberger keine Rolle spielte. Beim Weltmeistertitel 1954 stand nicht ein Stuttgarter im Kader. Nicht einmal der legendäre Schlienz, neben Lauterns Fritz Walter der damals wohl beste deutsche Spieler seiner Zeit.