Mit verkürzten Badezeiten will Ostfildern das Hallenbad Nellingen zukunftsfähig machen und das Defizit reduzieren. Das sehen viele Kommunalpolitiker anders.
Angesichts der angespannten Haushaltslage in Ostfildern stellt die Stadt auch den Betrieb des Hallenbads auf dem Nellinger Campus auf den Prüfstand. Das Schwimmbecken schließt jährlich mit einem Defizit von 453.000 Euro ab. Deshalb will die Stadt das letzte kommunal betriebene Bad zukunftsfähig machen, und öffentliche Badezeiten zugunsten von Vereinen und Schulen deutlich reduzieren. Dass es künftig nur noch 20 Stunden öffentlichen Betrieb geben soll, ist vielen Stadträten zu wenig.
Derzeit werden in Nellingen 36,5 öffentliche Stunden angeboten. Wegen Personalmangels sind es derzeit nur 33 Stunden. Mit dem neuen Konzept ließe sich das Defizit nach den Worten von Ingo Maihöfer, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Ostfildern, auf 205.000 Euro reduzieren; mittelfristig sogar auf 142.000 Euro.
Nach intensiver Diskussion in der Sitzung des Gemeinderats im Stadthaus fand der Vorschlag mit zwölf Ja-, und zwölf Nein-Stimmen keine Mehrheit. Die SPD-Stadträte Stefanie Sekler-Dengler und Ünal Yalcin hatten einen Kompromiss eingebracht und beantragt, die öffentlichen Zeiten zumindest bei 25 Stunden zu belassen.
Neben den Terminen am Samstag und Sonntag soll es auch weiterhin unter der Woche öffentliche Badezeiten geben. „Gerade für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen ist das Hallenbad ein wichtiger Ort der Begegnung“, brachte Yalcin die Bedeutung des letzten kommunal betriebenen Schwimmbads in der Stadt auf den Punkt. Auch die Abstimmung zu diesem Antrag endete mit einem Patt. Nun muss das Thema erneut beraten werden.
„Hallen- und Freibäder arbeiten immer mit einem Defizit“, stellte Petra Hönschel-Gehrung (Freie Wähler) klar. „Das ist eine freiwillige Leistung, von der alle profitieren.“ Angesichts der angespannten Haushaltslage findet sie es dennoch „legitim und richtig“, dass die Stadt nach Sparpotenzialen sucht. Priorität hat für die Fraktionschefin, „dass das Schwimmen für alle trotz des hohen Kostenaufwands möglich bleibt.“
Joachim Werner: „Drastische Einschnitte kämen Schließung gleich“
Joachim Werner (FDP) ist „hin- und hergerissen“, weil auch er die Finanzprobleme sieht. Die nun angedachten drastischen Einschnitte kämen aber einer Schließung gleich. Werner erinnerte daran, dass Ostfildern früher drei Hallenbäder hatte. Das Bad in Ruit wurde ganz geschlossen. Dank einer sehr engagierten Initiative blieb das Hallenbad in Kemnat erhalten – Marcus Bienzle und Katja Behringer kümmern sich mit einem ehrenamtlichen Team um den Betrieb.
Die CDU-Fraktion stimmte dem Zukunftskonzept zu. Ulrike Berger-Kögler ist froh, dass das Hallenbad auf diese Weise erhalten werden kann und zukunftsfähig bleibt. „Schwimmen können kann Leben retten.“ Gerade das Schulschwimmen sei wichtig. Das neue Betriebskonzept sieht vor, die Zeiten für Schulen und Vereine auszubauen.
Jugendvertretung möchte öffentliche Zeiten erhalten
„Überarbeitungsbedarf“ sehen die Grünen. „Die Öffnungszeiten müssen öffentlichkeitsfreundlich sein“, stellte Anja Raatzsch (Grüne) klar. Das Bad müsse auch unter der Woche geöffnet bleiben. Dann werde die Schwimmhalle auch genutzt, und die Einnahmen könnten steigen. Nicht für alle Personen sei organisiertes Schwimmen in Vereinsstruktur geeignet. Für den Erhalt der Badezeiten macht sich Martina Sandhorst-Schäfer (SPD) stark. „Die beabsichtigten 20 Stunden für 40.000 Einwohner ist deutlich zu wenig.“ Es reiche nicht, nur Schwimmkurse anzubieten, wenn die jungen Menschen ihre Schwimmfähigkeiten dann nicht ausbauen könnten. Nina Köhler von der Jugendvertretung Ostfildern machte eindringlich deutlich, wie wichtig das Bad für Kinder und Jugendliche ist.