Premiere bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris: Breaking, bekannt als Breakdance, ist als eigene Disziplin aufgelistet – als erste Tanzform überhaupt. Warum ist das so? Wann sind die Wettkämpfe? Und wer sind die Stars?
Fußball, Handball, Leichtathletik - die Olympischen Spiele in Paris sind bereits in vollem Gange und auch die deutschen Ahtletinnen und Athleten konnten schon fließig Medaillen sammeln. An diesem Freitag, 9. August, sowie am Samstag, 10. August, können Interessierte dann auch zum ersten Mal die einzig neue Sportart bei den diesjährigen Spielen sehen: Breaking, auch bekannt unter dem in der Szene ungeliebten Begriff Breakdance. Man darf gespannt sein, wie der Sport, bei dem die Athletinnen und Athleten B-Boys und B-Girls genannt werden, ankommt.
Der Tanzsport Breakdance hat seine Ursprünge als Teil der Hip-Hop-Bewegung auf der Straße. Nun schafft es die akrobatische Tanzform also auf die sportliche Großbühne der olympischen Spiele in Paris – ein Meilenstein für den Tanzsport. Zuvor feierte die Sportart Breaking ihr „kleines“ olympisches Debüt bei den Jugend-Sommerspielen 2018 in Buenos Aires.
Doch wie kam es dazu, dass Breaking bei der Olympiade 2024 in Paris als eigene Disziplin zählt? Wann finden die Wettkämpfe statt? Wo kann man sie sehen? Und sind deutsche Sportlerinnen und Sportler dabei?
Olympia 2024: Welche Sportarten wieder dabei sind – und welche nicht
Das hängt vor allem mit der Einführung der „Agenda 2020“ zusammen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) ins Leben gerufen hat. Olympia-Gastgeber haben seitdem die Möglichkeit, mit temporär integrierten Sportarten ein eigenes Profil zu schaffen.
So kann das Nationale Olympische Komitee des jeweils ausrichtenden Landes Sportarten für die entsprechenden olympischen Spiele vorschlagen. Früher konnten Sportarten nur dadurch olympisch werden, dass der internationale Weltverband der jeweiligen Sportart sich beim IOC für die Austragung dieses Sports bei Olympia beworben hat.
Auf Grund der neuen Agenda lieferten sich Sportlerinnen und Sportler deswegen etwa bei den olympischen Spielen in Tokio in Karate und Baseball/Softball bereits einen Wettkampf. Die Sportarten verschwanden danach wieder aus dem Kanon.
In diesem Jahr wieder mit dabei sind:
- Sportklettern
- Skateboard
- Surfen
Im Vergleich zur Olympiade von 2020 in Tokio fallen diese Disziplinen weg:
- Karate
- Baseball
- Softball
Neu dabei ist 2024 in Paris:
- Breaking
Bereits im Jahr 2020 stand Breakdance auf der Vorschlagsliste der Franzosen. Anfang Dezember 2020 bestätigte das Internationale Olympische Komitee dann offiziell: Breaking wird in Paris die olympische Premiere feiern, B-Boys und B-Girls – wie Menschen genannt werden – die den Tanzstil Breaking praktizieren, können der Sportwelt also auf der großen Olympischen Bühne ihr Können zeigen.
Olympia 2024: Was ist zu den Breaking-Wettkämpfen wichtig?
Die Breaking-Wettkämpfe findet in Paris am 9. und 10. August auf dem Place de la Concorde statt – nahe der Champs-Élysée. Es wird jeweils einen Wettbewerb für Männer und Frauen geben. An der Veranstaltung nehmen 16 B-Boys und 16 B-Girls teil, die sich in 1-gegen-1-Runden zur vom DJ zufällig ausgewählten Musik messen werden.
Die Breaker müssen die Jury dann in ihren Soloduellen über 60 Sekunden mit spektakulären Tanzeinlagen überzeugen. Dabei spielen sechs Kriterien eine Rolle: Technik, Vielseitigkeit, Kreativität, Persönlichkeit, Darstellungskraft und Musikalität. Besondere Beachtung legt die Jury auf Style und Schwierigkeit der Darbietung.
Der Zeitplan der Wettkämpfe ist folgender:
Freitag, 9. August 2024
- 16.00 Uhr: Frauen, B-Girls, Qualifikation
- 20.00 Uhr: Frauen, B-Girls, Viertelfinale
- 20.45 Uhr: Frauen, B-Girls, Halbfinale
- 21.15 Uhr: Frauen, B-Girls, Battle um Bronze
- 21.23 Uhr: Frauen, B-Girls, Finale (F)
Samstag, 10. August 2024
- 16.00 Uhr: Männer, B-Boys, Qualifikation
- 20.00 Uhr: Männer, B-Boys, Viertelfinale
- 20.45 Uhr: Männer, B-Boys, Halbfinale
- 21.15 Uhr: Männer, B-Boys, Battle um Bronze
- 21.23 Uhr: Männer, B-Boys, Finale (F)
Allerdings behalten sich die Veranstalter vor, Datum und Uhrzeit des Zeitplans jederzeit ohne Vorankündigung zu ändern.
Sehen kann man die Breaking-Wettkämpfe im linearen Fernsehen – und zwar im ZDF. Darüber hinaus ist in der ZDF-Mediathek auch die Reportage „Breaking - Dream of Paris“ über die verhältnismäßig junge Sportart und ihre Premiere bei Olympia zu sehen.
Olympia 2024: Welche Deutschen Breaker sind dabei?
Keine – obwohl sich gerade das deutsche B-Girl Sanja Jilwan Rasul, genannt Jilou, lange große Hoffnungen machen konnte. Die 31-jährige Berlinerin wurde zweimal deutsche Meisterin und gewann zweimal Bronze bei den Weltmeisterschaften, zog in den vergangenen Monaten vielfach das mediale Interesse auf sich und sprach offen über ihren Traum von Paris. Wie Mitstreiterin Pauline Nettesheim verpasste sie bei den Quali-Events in Shanghai und Budapest aber das Olympia-Ticket.
Olympia 2024: Wer sind die Favoriten/Stars beim Breaking?
Bei den Frauen gilt das B-Girl Nicka als Goldkandidatin. Die 17-jährige Litauerin, die eigentlich Dominika Banevic heißt, wurde 2023 Welt- und Europameisterin.
B-Girl Nicka Dominika Banevic 2023 Bild: IMAGO / Isosport
Dahinter werden Japan gute Chancen auf Edelmetall eingeräumt – in Person von Ami, die 2022 bei den World Games triumphierte, und der 41-jährigen Ayumi, die bei der WM 2023 Silber erringen konnte.
Nicht zu unterschätzen außerdem: "Sunny" Choi, schon 35 Jahre alt. Um sich intensiv auf Olympia vorbereiten zu können, schmiss sie im Januar 2023 einfach mal ihren Job als Director of Global Creative Operations beim Kosmetik-Giganten Estee Lauder hin. Die Hoffnungen der Gastgeber ruhen auf der WM-Dritten "Syssy", bürgerlich Sya Dembele.
Bei den Männern ist B-Boy Victor derjenige, den es zu schlagen gilt. Der US-Amerikaner, der bürgerlich Victor Montalvo heißt und im vergangenen Jahr Weltmeister wurde, wird sich unter anderem mit dem dem Kanadier Phil Wizard um Gold duellieren.
Ursprung von Breaking in Hip-Hop-Kultur
Breaking, früher auch als Breakdance bezeichnet, hat seinen Ursprung in der Hip-Hop-Kultur der frühen 1970er Jahre, genau genommen an einer Straßenecke im wüsten New Yorker Stadtteil Bronx. Jedes Wochenende trafen sich dort junge Leute, der Ghetto-Blaster wummerte, getanzt wurde auf eine eigene Art, besonders während der Breaks, also der instrumentalen, von Bass und Schlagzeug geprägten Passagen der Songs. Clive Campbell alias DJ Kool Herc fand das cool und begann, tanzbare Breakbeats zu mixen.
Es entstanden Tanzgruppen (Crews), die bekannteste war die Rock Steady Crew. Sie versammelten sich zu Battles. Der Film "Flashdance", die Älteren mögen sich erinnern, sorgte 1983 für einen weltweiten Popularitätsschub, der aber nicht lange anhielt. Erst ab 1990 gewann Breaking wieder an Bedeutung, weltweit gibt es Tänzer. Der größte internationale Wettbewerb ist der "Battle of the Year" (BOTY), erfunden 1990 von einem Deutschen. Das Finale wird seit 2013 in Braunschweig ausgetragen.
Breaking in Deutschland
Für Ralf Josat, den kürzlich verstorbenen Präsidenten des in Deutschland für die modernen Tanzvarianten zuständigen Verbands TAF, war Breakdance ein generationsübergreifendes Thema. Die Tanzart erreiche viele Menschen: Von den Endfünfzigern, die die Anfänge des aus New York kommenden Straßentanzes in den 1970er erlebt haben, bis zur Jugend von heute, die die Disziplin neu erblühen lässt.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), für den bislang vornehmlich traditionelle Sportarten wie Kanu oder Reiten die Medaillenbringer sind, fremdelt indes noch ein bisschen mit den neuen Wettbewerben. „Grundsätzlich ist es eine Herausforderung, Projektsportarten innerhalb eines Zeitfensters von drei bis vier Jahren auf die Olympischen Spiele vorzubereiten“, heißt es aus der Zentrale des Dachverbandes.
Übrigens: Für die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 steht Breaking nicht auf dem Plan. Aber schon bald nach Paris geht wieder was: Vom 4. bis zum 6. Oktober findet die WM statt - in Magdeburg.