Die Gleise für die Übereckverbindung an der Pflugmühle sollen bereits diesen Sommer fertig werden. Könnte dies Pendlern etwas bringen? Foto: Götz Schultheiss

Die Übereckverbindung Pflugmühle wird bald fertig. Deshalb machen Stadträte nun Druck, damit die neue Stadtbahnlinie rasch den Synergiepark in Stuttgart-Vaihingen vom Verkehr entlastet.

Die Stadtbahnlinie U17 vom Flughafen durch den Synergiepark bis Dürrlewang, die eigentlich erst 2025 mit dem neuen Filderbahnhof am Flughafen in Betrieb gehen soll, kommt vielleicht früher. Die wichtigste Voraussetzung dafür, die Übereckverbindung Pflugmühle, wird im Sommer fertig. Nun drängen Stadträte der SPD und CDU darauf, dass die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) die U17 möglichst bald in Betrieb nehmen, um den Synergiepark in Möhringen und Vaihingen und die beiden Stadtbezirke vom Verkehr zu entlasten.

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„Unser Ziel ist es, die Verkehrswende im Synergiepark einzuläuten und kurzfristig den vielen Tausend Pendlern attraktive Umstiegsangebote zu machen“, sagt die für Vaihingen zuständige Betreuungsstadträtin Lucy Schanbacher (SPD). Vor allem, weil hier in den nächsten Jahren weitere 20 000 Arbeitsplätze entstünden, müsse man das Verkehrsproblem lösen. Die U17 könne dazu beitragen. „So hätte man die einmalige Chance, bereits in 2022 einen pilothaften P&R-Standort an der Messe und am Flughafen zu schaffen, der zu attraktiven Bedingungen die Menschen zum Umstieg für die letzte Meile in das Gewerbegebiet bewegt“, sagt die Stadträtin.

Kostenlose Park-and-ride-Parkplätze an der Messe

Sie denke dabei an kostenlose P&R-Abstellmöglichkeiten an der ohnehin nicht ausgelasteten Messe und ein einjähriges Test-Abo beim Umstieg auf die Stadtbahn, das gemeinsam mit den Unternehmen angeboten werden könnte. Parallel dazu könnten weitere Elemente des verabschiedeten Verkehrskonzepts für den Synergiepark eingeleitet werden. So könne man Jahre bevor einer der anderen P&R-Standorte realisiert werde, erproben, was es bedürfe, damit Menschen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen.

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Lucy Schanbachers Kollege Jürgen Sauer (CDU) treibt dieselbe Idee um. Weil er Aufsichtsratsmitglied der SSB ist, hat er sie jüngst in der Sitzung vorgetragen und mit Unterstützung seines Aufsichtsratskollegen Marin Körner (SPD) die SSB beauftragt, die frühere Inbetriebnahme der U17 zu prüfen und das Ergebnis noch vor der Sommerpause bekannt zu geben. Die SSB, sagt Sauer, wiesen aber darauf hin, dass dies frühestens mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 möglich sein werde. Außerdem müsse man damit rechnen, dass die U17 bis zur Fertigstellung des Flughafenbahnhofs nicht die errechneten Fahrgastzahlen erreiche. Es könne deshalb ein hoher Betriebskostenzuschuss erforderlich sein. „Man muss dann entscheiden, ob ihn die SSB tragen kann oder ob ihn die Stadt übernehmen will“, sagt Sauer. Er wolle die Idee jedenfalls selbst dann weiterverfolgen, wenn im Messeparkhaus keine Parkplätze zur Verfügung stünden: „Die U17 ist einfach zu wichtig, nicht nur für den Synergiepark, sondern für den ganzen Stadtbezirk Vaihingen.“

U17 wichtig für Synergiepark und für ganz Vaihingen

Bei den Unternehmen im Synergiepark, den die dort ansässige Firma Lapp zu einem Werk-Quartier aufwerten will, stößt der Vorstoß der Stadträte auf positive Resonanz. Philipp Stollsteimer, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins Werk-Quartier Stuttgart, sagt: „Die weitere Aufsiedelung des Quartiers und die damit verbundene Verschärfung der Verkehrsprobleme erfordert dringliche Maßnahmen, um die Erreichbarkeit des Gebiets aus dem Raum südlich von Stuttgart auch mit dem ÖPNV zu verbessern.“

Auf kurzem Wege zum Werk-Quartier

Nach der Eröffnung des Filderbahnhofs werde es endlich möglich sein, aus den südlich von Stuttgart gelegenen Regionen auf kurzem Wege zum Werk-Quartier zu gelangen. „Mit der Einweihung der Verbindungskurve Pflugmühle ist die Verkehrsinfrastruktur für die neue Stadtbahnlinie schon heute gegeben“, sagt Stollsteimer. Bis das Pendler-Parkhaus komme, könne das Messeparkhaus am Flughafen genutzt werden: „Ich frage mich, warum die Menschen, die in Vaihingen und Möhringen leben und arbeiten, noch weitere drei Jahre auf einen attraktiven und leistungsfähigen ÖPNV warten müssen. Als Gewerbetreibende motivieren wir unsere Mitarbeiter schon heute zum Umstieg auf einen attraktiven ÖPNV: Mit VVS-Jobtickets und einem Parkplatzmanagement“, sagt Stollsteimer.

Auch Günter Sabow, Vorsitzender der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart, drängt auf die U17: „Auch wegen der Klimaneutralität des Synergieparks müssen wir die neue Stadtbahnlinie so früh wie möglich nutzen.“ Er gehe davon aus, dass bald nicht mehr so viele Mitarbeiter im Homeoffice blieben und der Verkehr im Gewerbegebiet bald wieder 80 Prozent des Aufkommens vor Corona erreiche. Um den Umstieg auf die Stadtbahn zu erreichen, müsse diese beworben werden. „Man muss sich eine Aktion überlegen, mit einem abstrakten Appell alleine wird es nicht getan sein.“