Mit der Strohgäubahn kommen Heimerdinger und Hemminger von A nach B. Foto: Simon Granville

Ditzingen und Hemmingen wollen nicht mehr länger die günstigere Tarifzone finanzieren. Die Kommunen zahlen dem VVS dafür mehr als 100 000 Euro im Jahr.

Der Gerechtigkeit wegen kostet die Heimerdinger seit dem Jahr 2020 eine Bus- oder Bahnfahrt nach Ludwigsburg oder Stuttgart genau so viel Geld wie die Menschen aus Hirschlanden, Schöckingen oder der Ditzinger Kernstadt zahlen. Die Verschiebung der Tarifzonen durch den Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) machte es möglich. Seitdem liegt Heimerdingen, aber auch Hemmingen auf der Zonengrenze 2/3. Heimerdingen war bis dato der Zone 3 zugeordnet – was die Heimerdinger nicht fair fanden. Vor allem Pendler wollte man entlasten, indem sie weniger Geld fürs Ticket zahlen müssen – eine Zone weniger spart einiges Geld. Damit ist ab dem Jahr 2027 Schluss.

 

Ditzingen wie Hemmingen steigen aus und machen die Verschiebung rückgängig. Durch die Verlegung von Heimerdingen und Hemmingen auf die Zonengrenze entstehen dem VVS Einbußen. Das Minus gleichen die Kommunen aus. Ditzingen zahlt 32 000 Euro pro Jahr, Hemmingen 72 000 Euro. Geld, das beide Kommunen gut brauchen können angesichts knapper Kassen. Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) berichtet, Ditzingen sei im Zuge der Haushaltskonsolidierung auf die Gemeinde zugekommen, um – wieder im Gleichklang – von der Änderung zurückzutreten.

Wie geht es mit dem Deutschlandticket weiter?

Auch deshalb, weil es das Deutschlandticket gibt. Mit der Einführung vor zwei Jahren habe sich die Situation für die Besitzer von Monats- und Jahreskarten grundlegend geändert, meint der Rathauschef. Die Tarifzonen des VVS würden keine Rolle mehr spielen, eine Zonenverschiebung habe keinen monetären Mehrwert für die Pendler beziehungsweise Karteninhaber. Lediglich diejenigen Fahrgäste profitieren, die Bus und Bahn gelegentlich nutzen – und deshalb auch Einzeltickets lösen.

Dass die dann zwei Euro mehr ausgeben müssen, gab Ralf Horwath (SPD) zu bedenken. Konkret kosten zwei Zonen 4,30 Euro, drei Zonen 5,60 Euro. Eine Zone macht 3,30. Obwohl viele Gemeinderäte die Rolle rückwärts bedauern, stimmten sie letztlich dafür, bei zwei Enthaltungen. Klaus Huber (Freie Wähler) verweist darauf, dass es mangels Finanzierungssicherheit das Deutschlandticket womöglich nicht dauerhaft gibt.

Zwar bekennen sich CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag zum Deutschlandticket, wonach es bis zum Jahr 2029 außerdem nicht teurer werden soll. Allerdings bleibt auf der Internetseite der Bundesregierung die Frage unbeantwortet, ob es das Angebot auch nach 2025 gibt.

Ditzingen will auch das Stadtticket abschaffen

Der Ditzinger Gemeinderat entscheidet am 27. Mai. In der Großen Kreisstadt will man die Tarifzonenregelung für Heimerdingen nur aufgeben, „wenn die gesetzliche Grundlage für das Deutschlandticket weiterhin besteht“. Und auch das Stadtticket kündigen: Damit können die Menschen „kostengünstig und unkompliziert“ durchs gesamte Stadtgebiet fahren. Das Ticket kostet Ditzingen jedes Jahr 20 000 Euro. Seit der Einführung des Deutschlandtickets sei die Nutzung leicht zurückgegangen, heißt es aus dem Rathaus.